Heute Dienstag wählen die USA: Wo es besonders knapp wird und was du sonst wissen musst
In der Nacht vom 3. auf den 4. November finden in den USA Wahlen statt. Einerseits wird der Präsident gewählt, andererseits finden auch noch Parlamentswahlen statt. Es wird in allen 50 Staaten gewählt und wegen des komplizierten US-Wahlsystems verliert man da schnell einmal die Übersicht. Deshalb haben wir dir hier die wichtigsten Punkte zusammengestellt, damit du in der Wahlnacht weisst, was Sache ist:
Auf welche Staaten kommt es an?
Der Präsident der USA wird nicht direkt vom Volk gewählt. Vielmehr bestimmt die Mehrheit der Bevölkerung, welcher Kandidat sämtliche Wahlleute eines Bundesstaates erhält. In den meisten Bundesstaaten herrscht das «Winner-Takes-It-All»-Prinzip. Nur in Nebraska und in Maine werden die Wahlmänner-Stimmen geteilt.
Dabei kommt es besonders auf die sogenannten Swing States (auch als «Battleground States» bezeichnet) an. Das Rennen um die Präsidentschaftswahlen in den USA 2020 könnte also in diesen elf Swing States entschieden werden:
- Texas – 38 Wahlleute
- Florida – 29 Wahlleute
- Pennsylvania – 20 Wahlleute
- Ohio – 18 Wahlleute
- Georgia – 16 Wahlleute
- Michigan – 16 Wahlleute
- North Carolina – 15 Wahlleute
- Arizona – 11 Wahlleute
- Minnesota – 10 Wahlleute
- Wisconsin – 10 Wahlleute
- Nevada – 6 Wahlleute
Je mehr Wahlmänner-Stimmen im jeweiligen Swing State zu holen sind, desto wichtiger werden sie im Kampf um die Präsidentschaft sein.
Und alle anderen Bundesstaaten?
Die anderen 39 Bundesstaaten der USA sind seit mehreren Jahrzehnten klar auf die beiden Parteien verteilt. Sollte zum Beispiel Idaho (hier konnte mit Lyndon B. Johnson 1964 das letzte mal ein Demokrat gewinnen) plötzlich demokratisch wählen, käme dies einer Sensation gleich. Umgekehrt konnte seit 1988 kein Republikaner in Kalifornien eine Mehrheit erreichen.
Wo ist das Rennen besonders knapp?
In manchen dieser Swing States zeichnen die Umfrageresultate bereits ein relativ klares Bild. So liegt Joe Biden in Michigan mit über 7 Prozentpunkten vor Donald Trump. In einigen Staaten ist das Umfrage-Ergebnis aber noch offen:
- In Texas (38 Stimmen) liegt Donald Trump mit 1,3 Prozentpunkten vorne.
- In Florida (29 Stimmen) liegt Biden mit nur 2,1 Prozentpunkten vorne.
- In Georgia (16 Stimmen) ist Biden im Moment mit 1,6 Prozentpunkten vorne.
- In North Carolina (15 Stimmen) kann sich Biden bisher noch mit 2,2 Prozentpunkten Vorsprung behaupten.
- In Arizona (11 Stimmen) platziert sich Biden ebenfalls nur mit 2,7 Prozentpunkten Abstand vor Trump.
Würde Joe Biden Texas gewinnen, kommt Donald Trump der Abwahl schon bedrohlich nahe. Hier konnte zuletzt Jimmy Carter 1976 die Wahlmänner-Stimmen für die Demokraten gewinnen.
Wann haben wir das Schlussresultat?
Es ist immer schwierig, vorherzusehen, wann das Schlussresultat feststeht. Wir schauen zurück:
- 2016 stand Donald Trump um 8:32 Uhr Schweizer Zeit als nächster US-Präsident fest.
- 2012 wurde Barack Obamas Sieg bereits um 5:19 Uhr verkündet.
- 2008 gab CNN um 5:06 Uhr Obamas Wahl zum ersten afroamerikanischen Präsidenten bekannt.
- 2004 zog sich die Verkündung des Siegers bis um 17 Uhr hin. Damals gab Herausforderer John Kerry auf, das Schlussresultat stand erst einige Tage später fest.
- 2000 wurde das Schlussresultat im Rennen zwischen George W. Bush und Al Gore erst am 12. Dezember bestätigt. Also über einen Monat nach der Wahlnacht.
Wenn das Rennen also eng wird, könnte die Verkündung des Siegers sich über mehrere Wochen, in denen Neuauszählungen stattfinden, hinziehen. Wenn das Resultat einigermassen deutlich ausfällt, sollte es im Verlaufe des Mittwochmorgens feststehen.
Was wird am 3. November sonst noch wichtig?
Wie bereits angedeutet, finden in den USA am Dienstag nicht nur Präsidentschaftswahlen sondern auch Parlamentswahlen statt. Dabei wird ein Drittel des Senats und das gesamte Repräsentantenhaus neu gewählt.
Diese Wahlen haben einen grossen Einfluss auf die Gesetzgebung in den USA in den nächsten Jahren. Im Moment halten die Republikaner die Mehrheit im Senat, die Demokraten konnten in den Midterms die Mehrheit im Repräsentantenhaus übernehmen.
Wo wird es bei den Senatswahlen interessant?
Laut Prognosen und Umfragewerten wird das Rennen zwischen Republikanern und Demokraten um einen Senatssitz in sieben Staaten eng. Dazu gehören:
- Georgia (2 Sitze)
- South Carolina (1 Sitz)
- North Carolina (1 Sitz)
- Maine (1 Sitz)
- Iowa (1 Sitz)
- Montana (1 Sitz)
Weiter ist laut dem jüngsten «Cook Political Report» insgesamt nur ein Sitz der Demokraten bedroht – in Alabama. Die demokratischen Herausforderer könnten aber sogar in zwei Staaten – Arizona und Colorado – die republikanischen Amtsinhaber verdrängen.
Was muss ich zu den Wahlen für das Repräsentantenhaus wissen?
Auch im Repräsentantenhaus (House of Representatives) sieht es schlecht aus für die Republikaner. Hier sind sie bereits in der Minderheit und diese Situation könnte sich nach den Wahlen sogar noch verschärfen.
Laut dem gleichen Report fallen hier zwei bislang republikanische Sitze (beide in North Carolina) mit hoher Wahrscheinlichkeit an die Demokraten. Zwei weitere Sitze, die bisher von Republikanern besetzt waren (einer in Texas, einer in Georgia), sind laut Umfragen ebenfalls durch demokratische Herausforderer gefährdet.
Insgesamt sind die Umfragewerte bei 26 Sitzen so eng, dass keine Tendenz erkennbar ist. 16 davon beanspruchten vorher die Republikaner, neun die Demokraten und ein Sitz wurde von einem unabhängigen Kandidaten gehalten. Auch hier sind also mehr republikanische Repräsentanten in ihrer Wiederwahl gefährdet als Demokraten. In diesen Staaten wird es eng:
- Arizona (1 Sitz)
- Kalifornien (2 Sitze)
- Iowa (2 Sitze)
- Illinois (1 Sitz)
- Indiana (1 Sitz)
- Michigan (1 Sitz)
- Minnesota (2 Sitze)
- Missouri (1 Sitz)
- Nebraska (1 Sitz)
- New Jersey (1 Sitz)
- New Mexico (1 Sitz)
- New York (4 Sitze)
- Ohio (1 Sitz)
- Oklahoma (1 Sitz)
- Pennsylvania (1 Sitz)
- Texas (3 Sitze)
- Utah (1 Sitz)
- Virginia (1 Sitz)
(leo)
