Joe Biden hat Donald Trump in seinem ersten Interview seit seinem Auszug aus dem Weissen Haus im Januar «modernes Appeasement» gegenüber Russland vorgeworfen. Ausserdem äusserte er gegenüber der BBC die Befürchtung, dass Europa «das Vertrauen in die Sicherheit Amerikas» verlieren könnte.
Wladimir Putin glaube, dass Russland historische Rechte auf die Ukraine hätte, sagte Biden der BBC. Und jeder, der glaube, der russische Präsident würde aufhören, wenn Kiew, wie kürzlich von Trump vorgeschlagen, Territorium abtrete, «ist einfach dumm», so Biden.
In seiner Rede in Delaware anlässlich des 80. Jahrestags des Endes des Zweiten Weltkriegs bezeichnete Biden Trumps Haltung als «modernes Appeasement» und bezog sich damit auf die Versuche des britischen Premierministers Neville Chamberlain, Adolf Hitler in den 1930er Jahren zu beschwichtigen.
Biden befürchtet, dass Europa das Vertrauen in die «Sicherheit Amerikas und die Führung Amerikas» verlieren und dass ein Abbruch der Beziehungen zwischen den USA und Europa unter Trump «die moderne Weltgeschichte verändern» würde. Es sei eine «grosse Sorge», dass das Atlantische Bündnis im Sterben liege.
Den Kampf um den Erhalt der Demokratie «[...] haben wir in den letzten 80 Jahren gut hinbekommen. Und ich mache mir Sorgen, dass wir das Verständnis für die Folgen dieser Entwicklung verlieren», sagt Joe Biden.
Denn die USA sei die einzige Nation, welche in der Lage sei, die Menschen zusammenzubringen und die «Welt zu führen». Die Führer der europäischen Nationen würden sich nun fragen: «Was soll ich jetzt tun? ... Kann ich mich auf die Vereinigten Staaten verlassen? Werden sie da sein?»
Biden sagt gegenüber der BBC, dass er das aussergewöhnliche Treffen zwischen Trump und dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj im Oval Office «unter der Würde Amerikas» finde.
Er verurteilte unter anderem auch Trumps Forderung, die USA sollten den Panamakanal zurücknehmen, Kanada zum 51. amerikanischen Staat machen und Grönland beschlagnahmen. «Was zum Teufel ist hier los? Welcher Präsident redet schon so? So sind wir nicht», so Biden. Um Freiheit, Demokratie und Chancen solle es doch in den USA gehen, nicht um Beschlagnahmung.
"What the hell's going on here? What president ever talks like that?"
— BBC Radio 4 Today (@BBCr4today) May 7, 2025
President Biden tells @BBCNickRobinson in an exclusive interview with #R4Today that President Trump's foreign policy is 'not who we are' as a country.
Aber wie schätzt Biden sein eigenes Vorgehen in der Ukraine ein? Kritiker haben ihm vorgeworfen, er habe zu lange gezögert, Kiew die für seine Verteidigung benötigten Waffen zu liefern und die Beschränkungen für deren Einsatz aufzuheben. Biden kontert: «Wir haben ihnen alles gegeben, was sie für ihre Unabhängigkeit brauchten, und wir waren darauf vorbereitet, aggressiver zu reagieren, falls Putin sich wieder bewegen sollte.»
Biden trat weniger als vier Monate vor der Wahl im November zurück und liess damit seiner Nachfolgerin Kamala Harris nur wenig Zeit zur Vorbereitung. Hätte Biden früher gehen sollen? «Wir sind zu einem Zeitpunkt ausgestiegen, als wir eine gute Kandidatin hatten», so Biden gegenüber der BBC.
«Ich denke, es war die richtige Entscheidung. Ich denke, dass ... es war einfach eine schwierige Entscheidung.» (les)
Ja ich denke das war genau das Problem der Demokraten:
Sie hatten gar niemanden in ihren Reihen der es mit Trump hätte aufnehmen können und wollen. Das Biden zu alt war, war bestimmt allen klar und Harris war halt einfach der Notnagel weil sonst kein besserer Kandidat zur Verfügung stand. Das Harris, leider nur schon wegen der Tatsache, dass sie eine Frau ist, es schwer haben wird, war glaube ich auch allen klar.