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Ehemaliger US-Vize Mike Pence kritisiert Trump

Former Vice President Mike Pence acknowledges a standing ovation as he speaks after receiving the John F. Kennedy Profile in Courage Award during a ceremony at the JFK Library, Sunday, May 4, 2025, in ...
Der ehemalige US-Vizepräsident Mike Pence dankt seinen Mitarbeitern bei der Verleihung des John F. Kennedy Profile in Courage Award am 4. Mai 2025.Bild: keystone

«Zutiefst enttäuscht»: Ex-Vizepräsident Mike Pence attackiert Donald Trump

06.05.2025, 11:3406.05.2025, 14:19
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Von 2017 bis 2021 war er unter der Trump-Administration der 47. Vizepräsident der USA: Mike Pence. Nun kritisiert er in einem halbstündigen Interview von CNN die Politik Trumps so weitreichend wie noch nie.

Anlass für das Interview war die Auszeichnung des John-F.-Kennedy-Preises Profile in Courage – Pence erhielt den Preis für seine Weigerung, sich dem Druck von Trump zu beugen und die Präsidentschaftswahlen 2020 zu annullieren. Am 6. Januar 2021 leitete Pence als Vizepräsident und damit automatisch auch Vorsitzender des Senats die Sitzung im Kapitol, bei der Bidens Wahlsieg offiziell bestätigt werden sollte und die vom Angriff unterbrochen wurde.

«Falsche Botschaft» von Trump zum 6. Januar

Der ehemalige Vizepräsident blieb im US-Kapitol, als dieses von Hunderten von Trump-Anhängern gestürmt wurde, während der gewalttätige Mob «Hängt Mike Pence» skandierte.

Jetzt sagt Pence gegenüber CNN, dass Trumps Entscheidung, etwa 1600 verurteilte Randalierer zu begnadigen, nachdem er im Januar ins Amt zurückgekehrt war, «die falsche Botschaft» gesendet habe.

«Ich war zutiefst enttäuscht, dass Präsident Trump Leute begnadigt hat, die an diesem Tag Gewalt gegen Vollzugsbeamte ausgeübt haben», so Pence.

Über Puppen und Zölle

In Bezug auf die Zölle, die Trump zu einem Markenzeichen seiner zweiten Präsidentschaft gemacht hat, sagte Pence, sie seien «kein Gewinn für das amerikanische Volk» und warnte, dass ihre schlimmsten Auswirkungen noch nicht abzusehen seien.

«Ich habe Bedenken, dass Trump letztlich eine Politik vorantreibt, [...] die im Wesentlichen eine neue Industriepolitik ist, die zu Inflation führen wird, die den Verbrauchern schadet und die letztlich der amerikanischen Wirtschaft schaden wird», so Pence. Sogar die Regierung habe eingeräumt, dass es zu einem Preisschock in der Wirtschaft und zu Engpässen kommen könne, wenn die derzeitige Handelspause auslaufe.

Ausserdem zitiert Pence Trumps jüngste Äusserung, dass Zölle dazu führen könnten, dass amerikanische Kinder 2 statt 30 Puppen hätten und dass «die Puppen vielleicht ein paar Dollar mehr kosten werden». Trumps Politik würde dem «American Dream» widersprechen: «Das Spielzeug unserer Kinder erschwinglich zu halten, das ist wirklich Teil des amerikanischen Traums.»

Eine Zukunftsprognose gibt Pence auch ab: Er denkt, das amerikanische Volk wird Konsequenzen aus der trumpschen Zollpolitik ziehen: «Ich denke, sie werden einen anderen Ansatz fordern.»

«Putin will die Ukraine»

Harte Kritik bekommt Trump von Pence auch bei seiner Ukraine-Politik. Mike Pence zählt hier einige Beispiele gegenüber CNN auf: die Drohung, die Unterstützung für die Ukraine aufzugeben, oder dass Trump Selenskyj öffentlich für die russische Invasion verantwortlich machte, während er Putin wiederholt lobte – und erst kürzlich nachgab, nachdem der russische Führer Friedensangebote zurückwies und stattdessen Raketenangriffe auf Kiew befahl.

«Wenn uns die letzten drei Jahre etwas gelehrt haben, dann, dass Wladimir Putin keinen Frieden will; er will die Ukraine.»
Mike Pence

Der ehemalige Vizepräsident sagte, dass Putin «nur Macht» verstehe. Das sei der Grund, warum die USA in diesem Moment deutlich machen müssten, dass sie weiterhin die freie Welt anführen würden, um der Ukraine die militärische Unterstützung zu geben, die sie braucht. Und die russische Invasion abzuwehren und einen gerechten und dauerhaften Frieden zu erreichen.

Pences Äusserungen waren ein breites Plädoyer für die globale Ordnung nach dem Zweiten Weltkrieg und dafür, dass die Vereinigten Staaten eine starke Rolle auf der Weltbühne spielen sollten: «Für mich geht es nicht nur um die Ukraine. Ich glaube wirklich, wenn Wladimir Putin die Ukraine überrennt, ist es nur eine Frage der Zeit, bis er eine Grenze überschreitet, an der unsere Männer und Frauen in Uniform gegen ihn kämpfen müssen», so Pence.(les)

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Donald Trump: Das Leben (und die Psyche) des US-Präsidenten in Bildern
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Donald Trump: Das Leben (und die Psyche) des US-Präsidenten in Bildern

Sicherlich hatte er bereits 1987 in seinem Trump Tower Office davon geträumt, dass er einmal die ganze Welt in Händen halten würde.

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War Trumps Zollkrieg vorhersehbar?
Video: watson
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51 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Metro Man
06.05.2025 12:12registriert Februar 2022
Schön dass auch mal ein Republikaner mit bekanntem Namen Stellung gegen den Irrsinn bezieht. Nur schade dass es so spät kommt.

Trump wird ihn wohl als einen "sehr schlechten Menschen" bezeichnen, als "undankbaren und verräterischen Politiker mit einem bekannt grauenhaften Ruf" und als "rachsüchtigen Lakaien von Joe Biden" der es wagt, die "grossartigste und erfolgreichste Präsidentschaft aller Zeiten" auf so infame Weise anzugreifen.

Und der grossartigste Präsident wird weiter wüten wie es ihm gerade in den Sinn kommt.
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grind
06.05.2025 11:50registriert November 2017
too little, too late
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Gandalf-der-Blaue
06.05.2025 12:00registriert Januar 2014
Klare Worte von einem der Trump sehr gut kennt. Nur leider viel zu spät: Nach all dem, was Trump angerichtet hat, noch davon zu träumen, dass die USA in einer Vorreiterrolle für die westliche Welt auftreten könnten, ist tatsächlich etwas blauäugig...
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