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Donald Trump verklagt Penguin Verlag wegen Buch Lucky Loser

Trump reicht Klage ein: Dieses Buch hat ihn sauer gemacht

Das Buch nennt Trump einen glücklichen Verlierer und demoliert mit vielen Fakten sein Image als selbst gemachter Milliardär.
17.09.2025, 22:5717.09.2025, 22:57
Niklaus Vontobel / ch media

US-Präsident Donald Trump hat eine Klage in Höhe von 15 Milliarden Dollar gegen die «New York Times» und den weltgrössten Verlag Penguin Random House angekündigt. Er wirft der Tageszeitung, vier ihrer Journalisten und der Bertelsmann-Tochter Penguin Verleumdung vor.

Trump hatte die Klage am späten Montagabend (Ortszeit) in einem Post auf seiner Plattform Truth Social angekündigt. Die «New York Times» sei «eine der schlechtesten und verkommensten Zeitungen in der Geschichte unseres Landes», schrieb er. Sie sei «zu einem regelrechten Sprachrohr der radikalen linken Demokratischen Partei geworden».

Trump
Gibt einmal mehr den Wütenden: US-Präsident Donald TrumpBild: Bonnie Cash/EPA

Trump warf der Zeitung vor, sie habe sich jahrzehntelang daran beteiligt, Lügen über Trump, seine Familie, sein Unternehmen, die Bewegung «Make America Great Again» (MAGA) und die USA als Ganzes zu verbreiten. «Die ‹New York Times› durfte viel zu lange ungehindert lügen, diffamieren und mich verleumden, und das hört JETZT auf», schrieb Trump.

Als Beklagte werden neben der Zeitung in dem Gerichtsdokument namentlich die Journalisten Susanne Craig, Russ Buettner, Peter Baker und Michael Schmidt genannt. Die Klage richtet sich auch gegen den Verlag Penguin Random House, der ein von Craig und Buettner verfasstes Buch namens «Lucky Loser» über den «glücklichen Verlierer» Trump herausbrachte. Ein Sprecher von Penguin Random House wies die Klage wie die «New York Times» als unbegründet zurück.

Das Buch mit dem Titel «Lucky Loser» stellt Donald Trump als «Verlierer» dar, der nur «Glück» gehabt habe. Die NYT-Enthüllungsjournalisten Buettner und Craig haben Dutzende von Insidern interviewt und sich private Finanz- und Steuerunterlagen der Familie Trump verschafft, für die ein Whistleblower ins Gefängnis musste. So sahen sie, was Trump zuvor jahrzehntelang geheim gehalten hatte.

Solche Einblicke hinter seine glitzernde Fassade dürften Trump so sehr geärgert haben, dass er nun gegen die Journalisten klagt. Trump ist besessen von seinem Image: Dafür hat er den Mythos eines Selfmade-Milliardärs aufgebaut – den das Buch demoliert.

Ein Vermögen vom Vater erhalten

Das Buch beschreibt, wie sich Trump als fleischgewordener Erfolg darstellte. «Nicht leicht, nicht leicht» sei es für ihn gewesen, sagte er immer wieder. Vom Vater habe er «Peanuts» bekommen, Krümel, einen «kleinen» Kredit von einer Million Dollar.

Daraus habe er ganz allein ein Imperium geschaffen, das viele, viele Milliarden wert sei und einige der grossartigsten Vermögenswerte der Welt besitze. «Ich habe es selbst aufgebaut, niemand hat es für mich getan.» Im Wahlkampf fügte er manchmal an: «Und ich sage das nur, weil das die Art von Denken ist, die unser Land braucht.»

In Wahrheit sei Trump ein «Loser», dem geschäftlich so gut wie nichts gelungen sei, heisst es im Buch. Er habe in horrendem Tempo auf grandiose Versprechen grandiose Pleiten folgen lassen und dabei das «Vermögen seines Vaters verschleudert».

Sein Trump Hotels & Casino Resorts ging pleite inmitten eines Finanzskandals. Trump Taj Mahal war bald bankrott. Trump Plaza auch; dann Trump Castle; Plaza Hotel und schliesslich Trump Entertainment Resorts – pleite, pleite, pleite.

Trump Wodka war dann nur sechs Jahre lang «destillierter Erfolg»; die Airline Trump Shuttle nur drei Jahre die «ultimative Verbindung». Trump startete Trump Mortgages, also Trump-Hypotheken, und sprach von einem Immobilienboom, der noch lange anhalten werde. Doch die schwere US-Immobilienkrise stand damals kurz bevor – Trump Mortgages währte eineinhalb Jahre. Seine Reisewebsite Gotrump bot zwölf Monate lang die «Kunst des Reise-Deals» an; Trump Steaks waren zwei Monate lang «die besten der Welt».

Trotz aller Stümperei konnte Trump die «Illusion des Erfolgs» aufrechterhalten – weil er drei Mal grosses Glück hatte.

Erstens hatte Vater Fred Trump kein «winziges» Unternehmen aufgebaut, wie Sohn Donald behauptete. Es war ein Imperium aus Wohngebäuden und einem Berg von Cash, und der Vater liess dem Sohn über zahllose Kanäle ein Vermögen von inflationsbereinigt einer halben Milliarde Dollar zukommen.

Trump in TV-Show wie «ein totaler Idiot»

Der zweite grosse Glücksfall für Trump war «The Apprentice». Trump war der Star dieser damals neuartigen Reality-Show. Aber die TV-Leute zogen die Fäden und setzten all ihre Fähigkeiten ein, die sie zuvor im Dschungel für die Show «Survivor» verfeinert hatten. So konnten sie Trump wie der King of New York aussehen lassen, und nicht, so ein TV-Mann, «wie ein totaler Idiot».

Als die TV-Leute Anfang der 2000er-Jahre im 26. Stock des Trump Towers bei Trump vorsprachen, fiel ihnen als Erstes der Gestank auf – ein muffiger, modriger Teppichgeruch. Die Möbel waren abgewetzt, alles wirkte «schmuddelig, schäbig, schrecklich». Auf Trumps Desk war kein Computer zu sehen, keine Ordner, keine Unterlagen. Hingegen stapelten sich die Artikel aus Zeitungen und Magazinen, die sich alle um ein Thema drehten: ihn selbst.

Aus dieser schäbigen Gestalt mussten die TV-Leute einen King machen – oder die Illusion davon. Das gelang ihnen. Als sie anfingen, hatte mehr als die Hälfte der Amerikaner ein negatives Bild von Trump. Dann lief Woche für Woche das schnittige Intro von «The Apprentice», erzählte die Mär vom «Comeback», vom «grössten Immobilien-Entwickler New Yorks», zeigte Trump in seiner Limousine, Trump in seinem Helikopter – und bald darauf hatten die USA ein positives Bild von Trump.

Es entstand eine Geldmaschine. Procter & Gamble zum Beispiel zahlte eine Million dafür, dass die Kandidaten eine ganze Episode lang um das beste Werbekonzept für eine Zahnpasta mit Minze-Vanille-Geschmack wetteiferten. Und im Zentrum des Geschehens stand Trump, der Kandidaten sein «You’re fired» entgegenschleuderte oder sie für ein Jahr zu seinem Lehrling erkor.

Seinen besten Deal hatte er nicht gewollt

Ein dritter solcher Geldregen kam, als er von einem Geschäftspartner gegen seinen Willen in einen Deal hineingezogen wurde. Es war das beste Geschäft seines Lebens. So erklärt sich also der Titel Lucky Loser. Drei Glücksfälle haben Trump insgesamt 1,5 Milliarden beschert. Es war genug, um seine Niederlagen zu überdecken und sich den Anschein eines Superreichen zu geben. (az/dpa)

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103 Kommentare
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Eckhardt
17.09.2025 23:23registriert Juni 2024
Die hohen Summen sollen alle einschüchtern, die etwas sagen wollen was Trump nicht passt. Eine Kleptokratie.
Die damaligen TV-Macher haben künstlich jemand erschaffen, der wegen seinem Wertemangel, seinem fehlendem Mitgefühl und dem Drang zur Bereicherung weltweit eine grosse Belastung geworden ist.
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seven of nine
17.09.2025 23:20registriert Juli 2022
Nun ja… wenn er klagt muss er ja erst einmal Beweisen können, dass im Buch falsche Fakten stehen. Auffällig bei Trump je höher er klag um so Chancenlos sind seine Gewinnchancen vor Gericht. Diese Astronomischen Summen sollen wohl einfach Verunsicherung & Angst schaffen.
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Wer‘s_glaubt…
17.09.2025 23:50registriert Mai 2021
In der Aufzählung der Unternehmen, die er in den Sand gesetzt hat, fehlt noch die Trump University. Diese war keine richtige Uni und existierte nur von 2005 bis 2010.
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