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Zoff wegen Gaza-Krieg am Parteitag der US-Demokraten

«Mit meinen Steuern töten wir Babys»: Zoff wegen Gaza-Krieg am Parteitag der Demokraten

Demonstranten haben am Montag in Chicago einen Kurswechsel in der amerikanischen Israel-Politik gefordert. Sie trüben die Euphorie der Demokraten, die am Parteitag der neuen Kandidatin Kamala Harris zujubeln wollen.
19.08.2024, 21:27
Renzo Ruf, Chicago / ch media
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Ein Thema stört die traute Einigkeit, wenn die Demokraten diese Woche in Chicago, Illinois, zu ihrem Wahlparteitag zusammenkommen: Der anhaltende Krieg in Gaza.

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Demonstranten forderten am Montag in Chicago ein Ende des Gaza-Krieges.Bild: keystone

Am Montag strömten Hunderte von Demonstrantinnen und Demonstranten durch die engen Strassenzüge direkt bei der Sportarena United Center, wo sich die Parteidelegierten bis am Donnerstag treffen. Organisiert von einer Koalition propalästinensischer und linker Organisationen, setzten sich die Aktivistinnen und Aktivisten für einen Waffenstillstand ein.

Auch forderten sie ein sofortiges Ende der amerikanischen Unterstützung für die Regierung des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu - und zwar sowohl der militärischen als auch der zivilen. Hatem Abudayyeh, ein Sprecher des Organisationskomitees, bezichtigte Israel des Genozids an der palästinensischen Zivilbevölkerung.

Massives Aufgebot der Chicagoer Polizei

Ein Grossaufgebot der Chicagoer Stadtpolizei beobachtete das bunte Treiben mit Argusaugen. Vorerst blieben die Proteste aber friedlich. Abudayyeh hatte zuvor vor Provokateuren gewarnt, die unbedingt Unruhen schüren wollten. Auch hatte er sich in scharfen Worten von den Versuchen der Stadtbehörden distanziert, die Demonstration räumlich zu begrenzen. Allerdings blieb die Teilnehmerzahl vorerst deutlich unter den Erwartungen.

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In Chicago sind derzeit zahlreiche Polizisten unterwegs.Bild: keystone

Kamala Harris, die Präsidentschaftskandidatin der Demokraten, befand sich zum Zeitpunkt des Protestzugs nicht im United Center. Dennoch zeigten sich einige Aktivisten im Gespräch überzeugt davon, dass sie ein offenes Ohr für die Anliegen der Demonstranten habe. «Mit meinen Steuergeldern töten wir Babies in Gaza», sagte ein älterer Mann, der sich mit dem Vornamen Steve vorstellte. «Das muss umgehend ein Ende haben.»

Natürlich werde auch eine Präsidentin Harris, sofern sie denn im November gewählt würde, die Allianz zwischen Washington und Jerusalem nicht einfach aufkündigen. Aber wenn die Strasse Druck auf sie ausübe, dann falle ihr vielleicht eine Kurskorrektur leichter. «Ich glaube, sie würde dies begrüssen», sagte Steve.

Wird sich Harris vom Pro-Israel-Kurs Bidens distanzieren?

Andere Stimmen rechnen aber nicht damit, dass eine Präsidentin Harris sich von der Israel-Politik von Joe Biden distanzieren würde. Harris sei eine der engsten Beraterinnen des Präsidenten, sagte am Montag Suzi LeVine, unter dem demokratischen Präsidenten Barack Obama die amerikanische Botschafterin in der Schweiz. Ihrer Meinung nach würde sich damit am aussenpolitischen Kurs des Weissen Hauses nichts ändern, sollte Harris im November die Wahl gewinnen.

HANDOUT - US Praesident Barack Obama, links, posiert mit der designierten US-Botschafterin in Schweiz, Suzi LeVine, Mitte, und ihrem Ehemann Eric LeVine, rechts, undatierte Aufnahme. Der US-Senat hat  ...
Suzi LeVine (mitte) zwischen Barack Obama und ihrem Ehemann.Bild: US BOTSCHAFT BERN

Im Gespräch mit CH Media betonte LeVine aber auch, dass Harris eine gute Zuhörerin sei. Auch finde sie jeweils die richtigen Worte, um über das humanitäre Drama zu sprechen, das sich in den vergangenen Monaten in Israel und im Gazastreifen abgespielt habe. «Für mich ist das enorm wichtig. Wir dürfen nicht vergessen, dass es hier um Menschen geht», sagte LeVine.

Harris selbst hat es bisher vermieden, ausführlich über ihre Israel-Politik zu sprechen. An einer Kundgebung wies sie einen Zwischenrufer aber kürzlich darauf hin, dass die Demokraten die kommende Wahl nur gewinnen würden, wenn sie Einigkeit demonstrierten.

Bisher gibt es keine Anzeichen dafür, dass Harris den propalästinensischen Delegierten der Demokraten - rund 30 an der Zahl - am Parteitag Redezeit einräumen wird. Vielleicht ist deshalb auch mit Protesten im United Center zu rechnen. Der Delegierte Abbas Alawieh aus Dearborn (Michigan) sagte am Montag an einer Pressekonferenz: «Wir können nicht länger warten.» (aargauerzeitung.ch)

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69 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Dominik Egloff
19.08.2024 21:58registriert November 2015
Netanjahu hat einseitig sein ja zum US Friedensplan gegeben. Laut Blinken liegt es nun ausschliesslich in den Händen der Hamas ob die palästinensische Bevölkerung weiter leiden müsse. Ich hoffe, dass die Kalifats Fanatiker in den USA, spätestens wenn die Hamas dazu nein sagt, endlich an Support verlieren und dadurch nicht mehr die Macht haben die Wahl von Harris / Walz, und damit die ganze demokratische Welt zu gefährden. Die Idee Israel zu vernichten und den 7.10 immer wieder zu wiederholen bedroht uns alle.
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DerTaran
19.08.2024 21:39registriert Oktober 2015
Sie sollten sich mal fragen wer für Palestina besser ist, Harris oder Trump, der die US Botschaft auf Wunsch von Netanjahu nach Jerusalem verlegt hat?
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TommyGun
19.08.2024 21:46registriert Oktober 2020
Right….weil die Alternative DT so viel besser ist für die Palästinenser? Der würde Netanjahu grünes Licht für das Schlimmste geben. Man kann Biden zwar kritisieren nicht genug Druck zu machen, aber bisher ist noch jeder an dem Palästina Konflikt gescheitert und Netanjahu spielt ganz klar auf Trump. Eine Quadratur des Kreises ist vermutlich einfach. Wenn die Proteste beim Parteitag eskalieren, können diese Leute Harris die Wahl kosten. Aber in Selbstzerfleischung zum dümmsten Zeitpunkt waren die besonders “progressiven” schon immer gut.
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