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Kamala-Hype und Angst vor Gewalt – 6 Fragen zum Parteitag der Demokraten

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US-Präsident Joe Biden wird neben seiner Vizepräsidentin nur eine Nebenrolle spielen.Bild: keystone

Kamala-Hype und Angst vor Gewalt – 6 Fragen zum Parteitag der Demokraten

Die Demokraten treffen sich bis am Donnerstag in Chicago, um ihre neue Spitzenkandidatin Kamala Harris zu bejubeln. Sechs Fragen und Antworten zum Wahlparteitag.
19.08.2024, 05:3619.08.2024, 05:45
Renzo Ruf, Chicago / ch media
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Am Montag beginnt in Chicago, Illinois, der Parteitag der Demokraten – eine vier Tage dauernde Krönungsmesse für die neue Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris. Nachfolgend die Antworten auf die sechs wichtigsten Fragen im Vorfeld.

Wann und wo findet der Parteitag der Demokraten statt?

Die Demokraten versammeln sich von Montag bis Donnerstag in Chicago. Die drittgrösste amerikanische Metropole wurde nicht aus wahltaktischen Gründen ausgewählt: Illinois hat sich letztmals 1988 für einen republikanischen Präsidentschaftskandidaten ausgesprochen. Aber Chicago ist verkehrstechnisch gut gelegen und verfügt über ausreichend Hotelzimmer für die Tausenden von Delegierten, Gästen und Medienschaffenden. Ausserdem hat es im United Center – einer Sportarena, in der normalerweise das Basketball-Team Chicago Bulls und der Eishockeyclub Chicago Blackhawks ihre Heimspiele austragen – Platz für mehr als 20'000 Menschen.

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Die Sportarena United Center in Chicago (Illinois), wo sich bis am Donnerstag gegen 4000 Delegierte zum Parteitag der Demokraten treffen werden.Bild: keystone

Wann tritt Kamala Harris auf?

Die demokratische Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris wird am letzten Abend des Parteitags ihre mit Spannung erwartete Grundsatzrede halten. Harris, die am 6. August offiziell zur Präsidentschaftskandidatin nominiert wurde, wird die Gelegenheit nutzen, um sich den Wählerinnen und Wählern neu vorzustellen. Obwohl sie seit 2021 als Stellvertreterin von Präsident Joe Biden dient, kennen viele Amerikanerinnen und Amerikaner weder ihre Lebensgeschichte noch ihre politischen Positionsbezüge.

Neue und alte Aushängeschilder der Demokratischen Partei werden zudem für Harris die Werbetrommel rühren. Am Mittwochabend (Lokalzeit) soll Tim Walz im Scheinwerferlicht stehen, der Vize-Kandidat an der Seite von Harris. Der Gouverneur von Minnesota war bis zu seiner Wahl national eine unbekannte Grösse.

Die beiden Ex-Präsidenten Barack Obama (2009 bis 2017) und Bill Clinton (1993 bis 2001) werden ebenfalls Grundsatzreden halten. Auch Hillary Clinton soll einen grossen Auftritt haben. Clinton war 2016 die erste Frau, die sich für die Demokratische Partei ums Weisse Haus bewarb. Sie verlor dann aber deutlich gegen Trump.

epa11552114 Posters in support of US Vice President Kamala Harris ahead of the Democratic National Convention (DNC) at the United Center, Chicago, Illinois, USA, 16 August 2024. The Democratic Nationa ...
Plakate werben in Chicago für die demokratische Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris.Bild: keystone

Wird auch Joe Biden am Parteitag anwesend sein?

Ja, für den abtretenden Präsidenten ist der Montagabend (Lokalzeit) reserviert. Geplant sind Reden von Joe Biden und seiner Gattin Jill vor den Delegierten, die sich ja ursprünglich dazu verpflichtet hatten, seine erneute Kandidatur zu unterstützen. Es kam dann bekanntlich anders. Nun werden die Bidens nicht mehr die Hauptattraktion des Parteitags sein, sondern den Auftakt zur Krönung seiner Nachfolgerin markieren.

Auch Joe Biden soll eine Lobrede auf Kamala Harris geplant haben; er wird den Delegierten (und dem Fernsehpublikum) erklären, warum seine Vizepräsidentin die bessere Kandidatin sei, um antidemokratische Kräfte wie den republikanischen Ex-Präsidenten Donald Trump zu besiegen.

Die Delegierten werden die Gelegenheit nutzen, sich bei Biden für seine lange Karriere in Washington zu bedanken. «Thank you, Joe» lautet der Sprechchor, der neuerdings an Veranstaltungen zu hören ist, an denen Biden auftritt. Der Präsident und die First Lady hegen aber keine Pläne, die ganze Woche über in Chicago zu bleiben. Die Bidens werden nach ihrem Auftritt nach Kalifornien reisen, wo der Präsident mit Beratern über die letzten Monate seiner Amtszeit sprechen will.

Ist mit Störungen am Parteitag zu rechnen?

Ja. Eine Koalition propalästinensischer Gruppierungen will den Parteitag der Demokraten nutzen, um gegen den Gaza-Krieg zu demonstrieren. Bereits am Montag werden Zehntausende von Aktivistinnen und Aktivisten erwartet, die ausserhalb der scharf bewachten Sportarena United Center gegen den israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu protestieren wollen.

Eine weitere Kundgebung ist für den Donnerstag geplant. Und natürlich werden diese Demonstranten auch Vizepräsidentin Harris ins Visier nehmen, die den Kurs von Präsident Biden im Gaza-Krieg bisher weitgehend unterstützt hat. Sie fordern, dass sie ihren Einfluss geltend macht und die amerikanischen Waffenlieferungen an Israel stoppt.

Die Demokraten befürchten, dass es am Rande dieser Kundgebungen zu Strassenschlachten zwischen Demonstranten oder Provokateuren und der Polizei kommen könnte. Viele Medienschaffende sehen bereits Parallelen zum Parteitag der Demokraten im Jahr 1968, der von gewalttätigen Protesten gegen den Vietnam-Krieg überschattet wurde. Damals trug allerdings auch die aggressiv vorgehende Stadtpolizei eine Mitverantwortung für die Krawalle.

Kann Harris diese Proteste nicht einfach ignorieren?

Das wird ihr nicht einfach fallen. Erstens ist das Medieninteresse an den Demonstranten riesig. Und zweitens wurden gegen 30 der 4000 Delegierten, die zum Parteitag nach Chicago reisen, ausdrücklich aufgrund ihrer propalästinensischen Parolen gewählt. Sie stammen aus Bundesstaaten wie Michigan oder Minnesota, der Heimat von Vize-Kandidat Walz.

Sie werden ihre Präsenz am Parteitag nutzen, um ihre Kritik am israelischen Ministerpräsidenten publik zu machen. Bisher scheint sich Harris allerdings dagegen zu wehren, der losen Bewegung Redezeit während des offiziellen Teils des Parteitags einzuräumen.

Was macht eigentlich Donald Trump?

Der republikanische Präsidentschaftskandidat liegt derzeit in den Meinungsumfragen leicht hinter Harris zurück. Er will den Parteitag seiner Konkurrentin nutzen, um einen Kontrast zu den Positionsbezügen der Demokratin darzustellen.

So will Trump am Dienstag in einer Kleinstadt in Michigan über die Kriminalitätsbekämpfung sprechen. Er wird diesen Auftritt sicherlich auch erneut dazu nutzen, Harris persönlich anzugreifen. Am Samstag sagte Trump während einer Wahlkampf-Rede in Pennsylvania: «Ich sehe viel besser aus als sie.» (aargauerzeitung.ch)

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36 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Hey Ya!
19.08.2024 06:12registriert März 2020
„Sie [Clinton] verlor dann aber deutlich gegen Trump.“ ähm sie gewann mehr Wählerstimmen als Trump, aber verlor aufgrund des US-Elektorensystems. Deutlich würde ich das also nicht nennen!
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ELMatador
19.08.2024 07:35registriert Februar 2020
Die Demokraten brauchen einen obama-mässigen 10 Mio. Sieg inklusive bekannter GOP Staaten, damit Trump in keinster Weise die Niederlage glaubwürdig anfechten kann.

Und auch dann könnte es zu einer Revolte kommen, weil Trump und seine Apostel, seit sie in die Politik eingetreten sind, Angst und Gewalt schüren. Dabei untergraben sie Faktenlos die Wahl und jedem, der Ihnen im Weg steht.
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HKD
19.08.2024 08:40registriert November 2022
"So will Trump am Dienstag in einer Kleinstadt in Michigan über die Kriminalitätsbekämpfung sprechen."
Dabei wird sich aber Donylein ziemlich sicher seine Wurstfinger völlig verbrennen. Ausser er ändert noch den Titel seines Geschwafels. "Wie bekämpfe ich die Kriminalitätsbekämpfung" dürfte eher passen und das kennt er ja auch schon bestens, aus eigener Erfahrung.
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