Über den Inhalt der Dokumente berichteten zuerst mehrere US-Medien, wie das Polit-Nachrichtenmagazin Politico. Unter anderem sollen die geleakten Dokumente demzufolge Informationen zu US-Waffenlieferungen an die Ukraine, Angaben zum Munitionsverbrauch, zur Truppenstärke der Kriegsparteien, zu den Standorten von Einheiten und zur Zahl der Verluste auf beiden Seiten enthalten.
Laut der «New York Times» zeigen die Dokumente auch auf, dass die USA viele Informationen über die russischen Bewegungen und mögliche Strategien des Kremls besitzen.
Doch nicht nur der Ukraine-Krieg ist Thema in den Dokumenten. Auch zu geopolitischen Plänen und Ansichten Grossbritanniens und zu Akteuren im Krieg im Jemen enthalten die Leaks Informationen. Dies berichtete das Investigativ-Netzwerk Bellingcat.
Die Echtheit der Dokumente wurde mehrfach in Zweifel gezogen. So vermuteten beispielsweise die Ukrainer, dass Russland gefälschte Unterlagen hergestellt haben könnte, um Zwietracht im Westen zu sähen. Dies schrieb der ukrainische Präsidentenberater Michailo Podoljak auf Twitter:
The aim of secret data "leaks" is obvious: divert attention, cast doubts & mutual suspicions, sow discord.
— Михайло Подоляк (@Podolyak_M) April 8, 2023
It's an ordinary game of ru-secret services. To take open briefings, add fake info or certain parts of interceptions & publish them on social networks legalizing the "leak"
Dass die Dokumente komplett erfunden sind, scheint in Tat und Wahrheit aber unwahrscheinlich. US-Regierungsmitarbeiter bestätigten gegenüber der «Washington Post» und der «New York Times» beispielsweise, dass die Dokumente im Format jenen der CIA sehr ähnlich sind und dass sie durchaus authentisch seien. Ein Hinweis, der die zumindest teilweise Echtheit der Dokumente wahrscheinlich macht, ist zudem auch, dass sowohl US-Regierung als auch Abgeordnete die Lage äusserst ernst nehmen:
Wahrscheinlich ist aber auch, dass es im Nachhinein Manipulationen gab, wie Bellingcat berichtet. So ergaben Recherchen und Bildanalysen der Investigativ-Journalisten, dass verschiedene Versionen der Dokumente kursierten – beispielsweise wurden Zahlen der Kriegstoten auf russischer Seite «beschönigt».
Geht man also davon aus, dass zumindest grössere Teile der Dokumente echt sind, stellt sich die nächste Frage: Wer ist für die Publikation verantwortlich?
Laut der «Washington Post» haben Hunderte oder gar Tausende Geheimdienstmitarbeiter Zugang zu den Dokumenten gehabt. Die Zeitung bezieht sich auch hier auf eine Aussage eines Regierungsvertreters. Es gebe ungezählte Mitarbeiter, welche über die entsprechende Sicherheitsstufe verfügten. Laut CNN richten sich die Ermittlungen der US-Behörden deshalb auf Internes – und beispielsweise nicht auf mögliche Hackerdurchbrüche von aussen.
Dies auch aus einem weiteren Grund: Jene Dokumente etwa, die Bellingcat untersucht hatte, waren abfotografiert und nicht etwa eingescannt – was also den Schluss zulässt, dass jemand physisch vor Ort sein musste, um die Aufnahmen zu machen. Nebst der Frage nach der Identität des Maulwurfs stellt sich zudem auch jene nach dessen Motivation.
Die Veröffentlichung der Dokumente könnte nach Einschätzung der «Zeit» vor allem den ukrainischen Kriegsbemühungen schaden – und dies gleich in mehrfacher Hinsicht. Einerseits liefern die Dokumente umfassende Informationen über die Waffen, die der Ukraine vom Westen zur Verfügung gestellt wurden – ein Vorteil für Russland. Gleiches gilt für die Informationen über Truppenstärken und Defensivstrategien der ukrainischen Armee.
Auf der anderen Seite machen die Dokumente deutlich, wie weitgehend Russlands Sicherheitsapparat von US-Geheimdiensten durchdrungen sei, schrieb die «New York Times». Für Putins Regierung auf eine Art Fluch und Segen zugleich. Positiv für die Moskauer Regierung ist, dass sie Informationen darüber erhält, wo Schwachstellen im russischen Staatsapparat liegen.
Auch wenn sich die westlichen Verbündeten der USA kaum darüber wundern dürften, dass der US-Geheimdienst auch Informationen über sie sammelt, könnte das Datenleck für Verstimmungen sorgen. Denn sollten die Informationen der Wahrheit entsprechen, sähe beispielsweise auch Grossbritannien geheime Informationen des Landes, welche nicht für die Öffentlichkeit bestimmt sind, offenbart.
Die Veröffentlichungen könnten weiter das Vertrauen zwischen den Staaten schädigen. Auch weil sich die betroffenen Länder fragen werden, wie sicher Geheimdienstinformationen sind, die sie bewusst an die USA weiterleiten. Das heisst es vor allem mit Blick auf den weitreichenden Austausch von geheimen Informationen zwischen den sogenannten Five-Eyes-Staaten USA, Grossbritannien, Australien, Neuseeland und Kanada.
Mit Material der Nachrichtenagentur DPA.
Ich kann nur hoffen, dass die USA, die Verbündeten und die UA jetzt die Nerven behalten. Und nebenbei natürlich der / die Täter rasch gefasst werden können.