Letzten Freitag brachte Donald Trump überraschend seine eigene Kryptowährung mit dem Kennzeichen «$Trump» auf den Markt. Nach ein paar Stunden Anlaufschwierigkeiten schoss der Coin von 4,29 auf einen Höchststand von 73,43 Dollar. Die sich aktuell im Umlauf befindende Menge von 200 Millionen Trump-Coins hatte zu diesem Zeitpunkt einen Wert von über 14,5 Milliarden Dollar.
Wie viele der bisher in Umlauf gebrachten Coins Trump selbst oder Angehörigen seiner Familie gehören und wie viele davon bereits an Fans veräussert wurden – und zu welchem Preis –, geht aus der offiziellen Homepage nicht hervor. Nach den offiziellen Angaben wird das «Team hinter dem Coin» erst in weiteren Phasen entlohnt. Selbstverständlich gibt es für involvierte Personen aber Mittel und Wege, bereits vor dem Release Coins zu ergattern – oder kurz danach, zu einem Spottpreis.
Später sollen dem «Ökosystem» weitere 800 Millionen Coins hinzugefügt werden. Die gesamten 800 Millionen gehen dabei ans «Entwicklerteam».
Aktuell (Stand, Montag, 20.1.2025: 9.45 Uhr) wird der Trump-Coin für 57 Dollar gehandelt. Der Kurs ist enorm volatil und hat bereits einige heftige Korrekturen erfahren.
Die Markteinführung des Trump-Coins wurde am Freitag beim ersten «Krypto-Ball» des erneuten US-Präsidenten bekanntgegeben. Zu den Sponsoren des Events gehörten Kryptobörsen wie Coinbase und Kraken – aber auch Vertreter von Solana, auf deren Blockchain Trumps-Memecoin veröffentlicht wurde. Tickets wurden für mehrere tausend bis zu einer Million Dollar verkauft. Zu den Gästen gehörten neben Snoop Dogg auch Bitcoin-Mega-Investor Michael Saylor, die Facebook-Erfinder und jetzt Kryptomilliardäre Winklevoss und der Sprecher des Repräsentantenhauses Mike Johnson. Gleichzeitig kommunizierte Trump das Ereignis über Truth Social. Er selbst blieb dem Anlass laut «Fortune» fern.
Die sonst so extrem aufmerksame Krypto-Szene wurde dabei auf dem falschen Fuss erwischt. Niemand hatte mit einem derart dreisten Move gerechnet – und für eine geraume Weile wurde davon ausgegangen, Trumps Account sei gehackt worden.
Als Recherchen aufdeckten, dass die hinter dem Projekt steckende Firma «Fight Fight Fight LLC» über Verbindungen zur Trump-Organisation verfügt, explodierte der Kurs innerhalb weniger Stunden.
Offiziell ist das Projekt. Clever und schamlos ebenfalls. Ob es allerdings auch legal ist, wird aktuell noch debattiert. Weil der Pate des Projekts aber bereits in wenigen Stunden das US-Präsidentenamt übernimmt, handelt es sich bei der Diskussion um eine rein theoretische Angelegenheit.
Wie lange sich der Hype um den Coin halten wird, wird sich zeigen. Ebenfalls, ob Donald Trump mit diesem Schritt der Branche mittel- und langfristig einen Gefallen tut. Ob zukünftige Regulierungsbehörden (einer anderen Regierung) derartige Spielchen tolerieren, darf bezweifelt werden.
Klar ist indes: Die Zügel der bereits jetzt galoppierenden Abzockermentalität in gewissen Kreisen des Kryptosektors sind endgültig gefallen. Wenigstens für die nächsten vier Jahre. Und auch das Trump-Team hat bereits den nächsten Schnellschuss im Köcher: Seit wenigen Stunden existiert auch der Melania-Coin. Auch dieser Coin, der Trumps Gattin Melania gewidmet ist, hat bereits eine Marktkapitalisierung von fast zwei Milliarden erreicht.
Ob das nun ein Tool melken der Maga-Basis ist oder aber warscheinlicher ein unregulierter Schmiergeld-Pool weiss ich nicht, aber eine Geldanlage ist es definitiv nicht.