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Prominenter Trump-Kritiker John Bolton angeklagt

John Bolton speaks at Harvard Kennedy School's John F. Kennedy Jr. Forum, Monday, Sept. 29, 2025, in Cambridge, Mass. (AP Photo/Michael Dwyer)
John Bolton
John Bolton am Montag, 29. September 2025, im John F. Kennedy Jr. Forum der Harvard Kennedy School in Cambridge, Massachusetts.Bild: keystone

Deshalb wird der prominente Trump-Kritiker John Bolton angeklagt – und so reagiert er

17.10.2025, 06:3117.10.2025, 06:31

Mit John Bolton ist einer der schärfsten Kritiker von US-Präsident Donald Trump angeklagt worden. Dem früheren Nationalen Sicherheitsberater Trumps wird die Weitergabe sensibler Informationen zur nationalen Verteidigung vorgeworfen sowie die unrechtmässige Aufbewahrung solcher Dokumente, wie das Justizministerium mitteilte. Eine Geschworenenjury klagte ihn an.

Mit dem 76-Jährigen wird nun erneut ein prominenter Trump-Gegner von der Justiz offiziell beschuldigt. Vor Wochen hatte bereits die Anklage gegen den ehemaligen FBI-Direktor James Comey Schlagzeilen gemacht, die auf Druck des Präsidenten zustande gekommen sein soll. Comey wird Falschaussage vorgeworfen.

Kritiker Trumps hatten befürchtet, dass Comey nur einer von womöglich weiteren Gegnern sein könnte, gegen die der US-Präsident Druck ausüben lässt. Trump sprach hingegen davon, dass es ihm um «Gerechtigkeit» gehe. Das willst du zum aktuellen Fall wissen:

Warum wurde John Bolton angeklagt?

FILE - FBI agents carry boxes from former National Security Advisor John Bolton's office in Washington, Aug. 22, 2025. (AP Photo/Rod Lamkey, Jr., File)
John Bolton Confidential Documents
FBI-Agenten räumen Boltons Büro im August 2025 leer.Bild: keystone

Zur Anklage gegen Bolton teilte US-Justizministerin Pam Bondi mit: «Jeder, der eine Machtposition missbraucht und unsere nationale Sicherheit gefährdet, wird zur Rechenschaft gezogen. Niemand steht über dem Gesetz.»

Die Ermittlungen der Bundespolizei FBI hätten ergeben, dass Bolton mutmasslich streng geheime Informationen über persönliche Online-Konten weitergegeben und solche Dokumente in seinem Haus aufbewahrt habe, teilte FBI-Chef Kash Patel mit. Das verstosse direkt gegen Bundesgesetze. Im August hatte das FBI Boltons Haus durchsucht. Beobachter sahen in dem Vorgehen auch eine Machtdemonstration des Weissen Hauses.

Nach Angaben des Justizministeriums wird Bolton in der Anklage konkret vorgeworfen, sensible Informationen weitergegeben zu haben, die Geheimdienstinformationen zu zukünftigen Angriffen, ausländischen Gegnern und aussenpolitischen Beziehungen enthielten. Die Vorwürfe zu Dokumenten, die er unrechtmässig in seinem Haus aufbewahrt haben soll, drehen sich demnach unter anderem um Geheimdienstinformationen zu Führungspersonen eines Gegners. Im Falle einer Verurteilung droht Bolton laut dem Ministerium eine mehrjährige Haftstrafe.

Was sagt Bolton zu den Vorwürfen?

Former national security adviser John Bolton waves as he arrives at his house Friday, Aug. 22, 2025, in Bethesda, Md. (AP Photo/Manuel Balce Ceneta)
John Bolton
Macht sich keine Sorgen wegen der Anklage: John Bolton.Bild: keystone

Der US-Sender CNN zitiert Boltons Anwalt Abbe Lowell mit einem Statement. Die zugrunde liegenden Fakten in diesem Fall seien vor Jahren untersucht und geklärt worden, heisst es darin. Die Anklagepunkte beruhten demnach auf persönlichen Einträgen Boltons. Es gehe um Aufzeichnungen, die nicht unter Verschluss stünden und nur mit seiner Familie geteilt worden wären. Dem FBI seien diese bereits seit 2021 bekannt gewesen. Man freue sich darauf, erneut zu beweisen, dass Bolton keine Informationen unrechtmässig weitergegeben oder aufbewahrt habe.

Wer ist Bolton?

Bolton war in Trumps erster Amtszeit (2017-2021) zeitweise dessen Nationaler Sicherheitsberater. Der langjährige Diplomat, der als aussenpolitischer Hardliner gilt, trat nach rund eineinhalb Jahren im Amt im Streit mit Trump zurück.

2020 veröffentlichte Bolton dann ein Enthüllungsbuch («The Room Where It Happened», dt. Titel: «Der Raum, in dem alles geschah»), in dem er ein vernichtendes Bild von Trump zeichnete. Die Trump-Regierung hatte davor vergeblich versucht, die Publikation zu stoppen. Sie warf Bolton vor, geheime Informationen zu veröffentlichen. Es gab zeitweise auch Ermittlungen, ob Bolton geheime Informationen weitergegeben habe. Verfahren im Zusammenhang mit dem Enthüllungsbuch wurden jedoch wieder eingestellt.

Nur kurz nach dem Beginn seiner zweiten Amtszeit liess Trump den Personenschutz für Bolton durch den Secret Service entziehen. Der Secret Service ist für den Schutz ranghoher Politiker zuständig und kümmert sich nicht nur um die Sicherheit aktiver Mandatsträger, sondern auch um die manch früherer Amtsinhaber.

Bolton kritisierte Trump erst kürzlich wieder wegen dessen Umgang mit Kremlchef Wladimir Putin im Ukraine-Krieg. (leo/sda/dpa)

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114 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Mondblüemli
16.10.2025 23:34registriert Oktober 2021
Aber geheime Akten in der privaten Toilette zu lagern, ist kein Problem.
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D.Enk-Zettel
16.10.2025 23:36registriert Oktober 2021
ob da nicht Dony`s unerschöpfliche Rache dahinter steckt?
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glointhegreat
16.10.2025 23:45registriert Dezember 2014
Der war ja auch mal einer der "schlimmen" schon krass, wirkt er heute "fast" normal 🤔😄
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