USA greifen erneut mutmassliches Drogen-Schiff in der Karibik an
US-Spezialeinheiten der amerikanischen Streitkräfte operieren offenbar immer näher an der venezolanischen Küste. Laut einer Analyse der «Washington Post» flogen Hubschrauber des 160th Special Operations Aviation Regiment zuletzt weniger als 90 Meilen vor der Küste Venezuelas. Präsident Donald Trump hat nach eigenen Angaben die CIA ermächtigt, verdeckte Missionen «innerhalb des Landes» durchzuführen.
Nun haben die USA Medienberichten zufolge einen weiteren Schlag auf ein angeblich mit Drogen beladenes Boot in der Karibik verübt. Der Sender ABC News berichtete unter Berufung auf einen US-Regierungsbeamten, dass es - anders als von den USA bei früheren Angriffen angegeben - bei dem am Donnerstag erfolgten Schlag Überlebende gegeben habe. Nach Informationen von CNN, die sich auf zwei US-Regierungsbeamte stützen, wird ebenfalls angenommen, dass es Überlebende unter der Besatzung gebe. Deren Zustand sei aber unklar.
Vorbereitung für Konflikt mit Drogenbanden
Ein US-Beamter erklärte gegenüber der «Washington Post», die Hubschrauber hätten an Trainingsübungen teilgenommen, «die als Vorbereitung für einen erweiterten Konflikt gegen mutmassliche Drogenhändler dienen könnten, einschliesslich potenzieller Missionen innerhalb Venezuelas». Die Flüge dienten auch dazu, «Trump und dem Pentagon Optionen für die laufenden Missionen in der Region zu bieten». Zugleich warnte er davor, die Operationen als Anzeichen für eine grössere Offensive zu verstehen: «Die Flüge sollten nicht als Beweis für Vorbereitungen für eine Bodenoffensive in Venezuela gewertet werden.» Der Beamte sprach unter der Bedingung der Anonymität, da es sich um laufende militärische Aktivitäten handle.
Das Pentagon wies Nachfragen zu den Operationen zurück. «Das Ministerium wird nicht auf Spekulationen über militärische Operationen reagieren, die auf Analysen von ‹Experten› basieren», sagte Kingsley Wilson, Pressesprecher des US-Verteidigungsministeriums.
Venezuela verfügt über Luftabwehrsysteme
Eine mögliche logistische Basis der Operationen ist laut Experten die MV Ocean Trader, ein umgebautes Handelsschiff, das als schwimmende Plattform für Spezialeinsätze dient. Bradley Martin, Senior Policy Researcher bei der Rand Corporation und ehemaliger Marinekapitän, erklärte: «Das Schiff kann etwa 200 Personen befördern, von denen etwa 150 für Spezialmissionen eingesetzt werden. Es kann mehrere Flugzeuge aufnehmen und Betankungs- und Wartungsdienste leisten.»
Venezuela verfügt nach Angaben von Militärexperten über russische Luftabwehrsysteme, die bei einem Eindringen in den Luftraum gefährlich werden könnten. Der US-Analyst Mark Cancian warnte: «Diese sind gefährlich, weil sie so schwer zu finden sind. Sie können Hubschrauber, die über sie hinwegfliegen, aus dem Hinterhalt angreifen.»
Vorgehen erntet Kritik
Auch in Washington sorgt das Vorgehen für Kontroversen. Eine parteiübergreifende Initiative, die den Einsatz tödlicher Gewalt gegen mutmassliche venezolanische Drogenhändler einschränken sollte, scheiterte im US-Senat. Demokratische Abgeordnete kritisierten, Militärvertreter hätten weder die Identität der Opfer offengelegt noch erklärt, warum das Militär tödliche Gewalt anwendet, anstatt das seit langem geltende Protokoll zur Aufbringung von Schiffen auf See anzuwenden.