International
USA

Coronavirus: Trump verharmloste das Virus von Anfang an

President Donald Trump smiles after speaking at a campaign rally at Smith Reynolds Airport, Tuesday, Sept. 8, 2020, in Winston-Salem, N.C. (AP Photo/Evan Vucci)
Donald Trump
Donald Trump: Der US-Präsident war sich der Gefahr von Corona von Anfang an bewusst.Bild: keystone

Explosive Woodward-Tapes: Trump «wollte Corona-Gefahr immer herunterspielen»

Fast täglich erscheinen neue Enthüllungs-Bücher über Donald Trump. Das neueste ist von Starautor Bob Woodward. Es ist aus einem Grund gefährlicher für den Präsidenten als alle anderen: Es existieren Audio-Aufnahmen. Am Mittwochabend nahm Trump erstmals Stellung zum Buch.
09.09.2020, 19:0710.09.2020, 10:24
Corsin Manser
Mehr «International»

Jetzt ist es auf Band: Donald Trump wusste bereits Anfang Februar über die Gefährlichkeit des Coronavirus Bescheid. In der Öffentlichkeit spielte der Präsident die Bedrohung aber wiederholt herunter und verglich das Virus mit der Grippe.

Dies geht aus dem neuen Buch «Rage» Bob Woodward hervor. Der Starautor hat 18 Mal mit dem Präsidenten gesprochen und die Aussagen Trumps aufgenommen. Unter anderem berichteten die Washington Post und CNN vorab darüber. Die Aufnahmen fanden mit der ausdrücklichen Erlaubnis des Präsidenten statt. Trumps Aussagen bestätigen Recherchen der «New York Times», die diese bereits im April veröffentlichte.

Das steht im Buch

So ist zu hören, wie der Präsident am 7. Februar zu Woodward sagt, dass das Virus «tödliches Zeugs» sei. Es sei fünf Mal tödlicher als die Grippe. «Man atmet einfach Luft ein, und das ist, wie es sich überträgt. Das ist also ein sehr kniffliger Fall. Das ist eine sehr heikle Angelegenheit.»

Bereits am 28. Januar sei Trump informiert worden, schreibt Woodward, der schon massgeblich an den Watergate-Enthüllungen mitgearbeitet hatte. Der nationale Sicherheitsberater, Robert C. O'Brien, warnte den Präsidenten bei einem Briefing: «Dies wird die grösste Bedrohung für die nationale Sicherheit sein, der Sie während Ihrer Präsidentschaft gegenüberstehen.»

Trump habe darauf seinen Kopf gehoben, schreibt Woodward. Nur drei Tage nach dem Briefing schloss der Präsident die Grenzen für Chinesen. Gleichzeitig verharmloste er aber das Virus. Am 25. Februar bezeichnete Trump das Coronavirus als «ein Problem, das weggehen wird». Am Tag darauf machte er eine Prognose zu den Fallzahlen: «Innerhalb ein paar Tage werden sie unten sein, nahe bei null.»

Die Liste ähnlicher Aussagen ist lang. So schlug der Präsident bei einem Treffen mit Experten vor, dass man doch einfach die Grippe-Impfung nehmen könne, um das Virus zu bekämpfen. Wer sich die Verharmlosungen ansehen möchte, das Newsportal «NowThis» hat sie in folgendem dreiminütigen Clip zusammengetragen:

Am 19. März gab der Präsident gegenüber Woodward zu, dass er gegenüber der Öffentlichkeit nicht die ganze Wahrheit sage. «Ich wollte es immer herunterspielen. Ich spiele es auch immer noch gern herunter, weil ich keine Panik erzeugen will», so der Präsident.

Die ersten Reaktionen

Trumps Sprecherin Kayleigh McEnany erklärte in einer ersten Reaktion: «Der Präsident hat die amerikanische Öffentlichkeit nie über Covid belogen.» Es habe aber dafür gesorgt, dass die Bevölkerung die Ruhe behalten habe.

Joe Biden ging hingegen hart mit Trump ins Gericht. Der Präsidentschaftskandidat sagte beim Besuch einer Autofabrik: «Er wusste, wie tödlich es ist und hat es gezielt heruntergespielt. Schlimmer noch, er hat das amerikanische Volk angelogen.» Zehntausende Menschenleben hätten gerettet werden können, wenn Trump schneller gehandelt hätte, so Biden.

Das sagt Trump

Am Mittwochabend nahm der Präsident selber Stellung. «Ich bin der Cheerleader für dieses Land. Ich liebe dieses Land und ich will dieses Land und die Welt nicht in Panik führen», sagte Trump. «Und das haben wir getan. Wir haben einen fantastischen Job gemacht.»

Er müsse Führungsqualitäten zeigen, so Trump, und das Letzte, was man haben wolle, sei Panik. «Sonst hat man ganz schnell noch grössere Probleme.» Lange bevor es irgendjemand gemacht habe, habe er die Grenzen für Chinesen geschlossen, so der US-Präsident. «Es war eine Entscheidung, die ich getroffen habe.»

Trump weiter: «Wenn wir nicht gehandelt hätten, wie wir es getan haben, dann wären wahrscheinlich Millionen von Menschen gestorben. Wir haben wirklich einen fantastischen Job gemacht.»

Bis heute sind in den USA 194'000 Menschen an den Folgen des Coronavirus gestorben. Unter Berücksichtigung der Einwohnerzahl – Tote pro 100'000 Einwohner – schneiden die USA damit etwas besser ab als etwa Spanien oder Italien. Allerdings deutlich schlechter als das Nachbarland Kanada oder die Schweiz.

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Von «Es geht weg» bis «Okaaaay» – Trump über Coronavirus
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
140 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Dani S
09.09.2020 19:30registriert September 2017
Bin auf die tapes gespannt.
Aber eingefleischte Trumpisten wird das nicht erschüttern, deren 3 Meter dicke Stirnwände schützen den Hohlraum dahinter perfekt.
Leider.
95741
Melden
Zum Kommentar
avatar
B. V. Harkonnen
09.09.2020 19:14registriert Oktober 2019
Ich hoffe doch sehr, dass dies der Sargnagel ist der ihn endlich zu Fall bringt...
68247
Melden
Zum Kommentar
avatar
Lowend
09.09.2020 23:02registriert Februar 2014
Einer, der wegen «Black Lives Matters» das Land in Angst und Schrecken versetzt und den Teufel an die Wand malt, will die Menschen nicht wegen einer tödlichen Pandemie verängstigen? Der Witz wäre gut, wenn er nicht so infam und verlogen wäre!
27017
Melden
Zum Kommentar
140
McKinsey zahlt 650 Millionen Dollar zur Abwehr von Opioid-Prozessen

Wegen seiner Rolle in der verheerenden Opioid-Krise in den USA zahlt die US-Unternehmensberatung McKinsey & Company weitere 650 Millionen Dollar zur Abwehr von Klagen und Prozessen.

Zur Story