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Trump-Urteil: So reagieren Demokraten und Republikaner

So reagieren Amerikaner auf das Trump-Urteil

Video: watson/Michael Shepherd

Die Demokraten jubeln, die Republikaner sind empört – die Reaktionen auf das Trump-Urteil

31.05.2024, 12:4331.05.2024, 14:58
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Im historischen Prozess um die Verschleierung von Schweigegeld-Zahlungen an eine Pornodarstellerin haben die Geschworenen den ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump in allen Punkten schuldig gesprochen. Das teilte die Jury am Donnerstag in New York mit.

Der Entscheid spaltet das Land – sorgt aber innerhalb des republikanischen Lagers für Einigung.

Trump-Supporters and Trump-Opposition react to verdict
Das Trump-Urteil spaltet die Gemüter: Die einen wüten, die anderen jubeln.Bild: imago images

Die Demokraten

Vor dem New Yorker Gericht versammelten sich gestern die Menschen und warteten gespannt auf das Urteil. Als dieses schliesslich kurz nach 17 Uhr Ortszeit verkündet wurde, sind Applaus, Jubel, aber auch vereinzelte Buh-Rufe zu hören.

Kurze Zeit später säumten Menschen die Strassen und warteten darauf, dass Trump und seine Entourage passierte.

Ein Mann trug seinen Jubel vor der Menge zur Schau und rief:

«Er ist ein Verbrecher, sperrt diesen Scheisskerl ein!»

Andere jubelten in ihren eigenen vier Wänden:

Etwas verhaltener reagierten die demokratischen Politikerinnen und Politiker. Die Mehrheit von ihnen verweist auf die Rechtsstaatlichkeit. So etwa der Minderheitsführer im Repräsentantenhaus, Hakeem Jeffries:

«Amerika ist eine Nation, die auf Rechtsstaatlichkeit aufgebaut ist. Die Geschworenen haben gesprochen und sorgfältig eine Entscheidung getroffen. Verantwortungsvolle Führung erfordert, dass das Urteil respektiert wird.»

Larry Hogan, der ehemalige demokratische Gouverneur des Bundesstaates Maryland, schlägt in dieselbe Kerbe:

Unabhängig vom Ergebnis fordere ich alle Amerikaner auf, das Urteil und das Gerichtsverfahren zu respektieren. In diesem gefährlichen Moment unserer Geschichte, in dem die Spaltung zu spüren ist, dürfen alle Politiker – unabhängig von ihrer Parteizugehörigkeit – nicht noch mehr Öl ins Feuer giessen, indem sie noch mehr Parteigeist mobilisieren. Wir müssen bekräftigen, was diese Nation gross gemacht hat: die Rechtsstaatlichkeit.

Mit einem «Halleluja» drückt die demokratische US-Abgeordnete Maxine Waters ihre Freude über das Urteil aus:

«Halleluja!!! Meine Vorhersagen sind wahr geworden! Ich habe vor drei Jahren bei einer Rede mit der Human Rights Campaign vorausgesagt, dass Stormy Daniels diejenige sein würde, die Trump erwischt, mein Glaube an das Strafrechtssystem ist gestärkt worden!»

Der demokratische Senator Chris Murphy warnte nach dem Entscheid vor der Reaktion der Trump-Anhänger:

«Die Trump-Anhänger werden die Geschworenen und das Gericht angreifen, weil sie einen Plan haben, unsere Demokratie zu demontieren, und der darauf beruht, alle glauben zu lassen, das Justizsystem sei manipuliert.»

Das Justizsystem sei nicht manipuliert worden, betont Murphy und fährt fort:

«Donald Trump hat ein Verbrechen begangen. Er wurde erwischt. Er wurde verurteilt. Das ist die Rechtsstaatlichkeit.»

Die Republikaner

Chris Murphy sollte Recht behalten: Während die Demokraten die Rechtsstaatlichkeit loben, sehen die Republikaner im Urteil gegen Donald Trump dessen Untergang.

Republikaner Jim Jordan machte seiner Empörung auf X Luft:

Das Urteil ist eine Travestie der Gerechtigkeit. Das Känguru-Gericht in Manhattan zeigt, was passiert, wenn unser Justizsystem von parteiischen Staatsanwälten vor einem voreingenommenen Richter mit einem unfairen Verfahren bewaffnet wird, um Präsident Trump von der Wahlkampagne fernzuhalten und zu verhindern, dass die gescheiterte radikale Politik von Präsident Biden in den Fokus gerät. Die Amerikaner durchschauen die «Lawfare»-Taktiken der Demokraten und wissen, dass Präsident Trump in der Berufung Recht bekommen wird.

Auch der Sprecher des Repräsentantenhauses, Mike Johnson, ist betrübt über das Urteil:

«Heute ist ein beschämender Tag in der amerikanischen Geschichte. Die Demokraten jubelten, als sie den Führer der gegnerischen Partei aufgrund lächerlicher Anschuldigungen verurteilten, die sich auf die Aussage eines ausgeschlossenen, verurteilten Verbrechers stützten. Dies war eine rein politische Übung, keine juristische.»

Er schiesst scharf gegen Biden und seine Regierung:

«Die Bewaffnung unseres Rechtssystems ist ein Markenzeichen der Biden-Regierung, und die heutige Entscheidung ist ein weiterer Beweis dafür, dass die Demokraten vor nichts zurückschrecken, um abweichende Meinungen zum Schweigen zu bringen und ihre politischen Gegner zu vernichten.»

Der ehemalige Mehrheitsführer der Republikaner, Mitch McConnell, hielt sich mit Anschuldigungen zurück und schrieb auf X lediglich:

«Diese Anklage hätte gar nicht erst erhoben werden dürfen. Ich erwarte, dass die Verurteilung in der Berufung aufgehoben wird.»

Äussert verärgert zeigte sich der republikanische Senator Tim Scott in einem einminütigen Video auf X. Der Entscheid untergrabe das Rechtssystem, so Scott. An Joe Biden gerichtet sagt er:

«Joe Biden – Sie sind gefeuert. Wir, das Volk, stehen zu Donald J. Trump.»

Politisches Kalkül wittert auch der republikanische Senator Ted Cruz. Auf X schreibt er:

«Der einzige Grund, warum sie Donald Trump strafrechtlich verfolgt haben, ist, weil die Demokraten Angst haben, dass er die Wiederwahl gewinnen könnte.»

Sogar Republikaner, die sich einst von Trump abgewandt hatten, stellen sich nun auf seine Seite. So etwa der texanische Senator John Cornyn, der sich nach dem Sturm auf das Kapitol von Trump distanziert hatte. Auf X schrieb er:

«Dieses Urteil ist eine Schande, und dieser Prozess hätte nie stattfinden dürfen. Jetzt müssen wir uns mehr denn je um Donald Trump zusammenschliessen, das Weisse Haus und den Senat zurückerobern und das Land wieder auf Kurs bringen. Das wahre Urteil wird am Wahltag gefällt werden.»

John Cornyn ist nicht der einzige republikanische Trump-Skeptiker, der das Urteil kritisiert. Senator John Thune stellt sich ebenfalls hinter den republikanischen Präsidentschaftskandidaten:

«Dieser Fall war von Anfang an politisch motiviert, und das heutige Urteil tut nichts, um den parteiischen Charakter dieser Anklage zu entschuldigen. Unabhängig vom Ergebnis wird immer mehr Amerikanern klar, dass wir vier weitere Jahre Joe Biden nicht überleben können.»

Etwas weniger artikuliert äussern sich Trump-Anhänger über den Gerichtsentscheid:

Die Trauer und Enttäuschung bei Trump-Fans ist gross:

Auch Trumps Söhne meldeten sich auf Twitter zum Urteil:

Eric Trump ist überzeugt, dass mit dem Urteil der Sieg seines Vaters besiegelt worden sei:

«Der 30. Mai 2024 könnte als der Tag in die Geschichte eingehen, an dem Donald J. Trump die Präsidentschaftswahlen 2024 gewann.»

Mit dieser Überzeugung ist er nicht alleine. Senator Mike Lee schreibt auf X:

«Glückwunsch, ihr Progressiven. Ihr habt gerade Trumps Wahl garantiert.»

Der Ärger bei den Republikanern ist gross. Ebenso gross ist ihr Wille, Trump zu ihrem Präsidenten zu wählen. Der Entscheid schien sie in ihren Ansichten bloss noch mehr angestachelt zu haben. Auf die Frage, was dieses Urteil für Trumps Chancen hinsichtlich der Präsidentschaftswahlen bedeute, antwortet dieser Mann:

«Er wird gewinnen! Er wird mehr Wählerinnen und Wähler als je zuvor haben! Er wird gewinnen!»

Noch ist die Geschichte aber nicht abgeschlossen. Der Anwalt Trumps will rechtlich gegen das Urteil vorgehen und nach der Strafmassverkündung im Juli Berufung einlegen. (saw)

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27 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Schlaf
31.05.2024 12:59registriert Oktober 2019
Wenn man so die Kommentare der Republikaner liest, muss man sich schon fragen, was mit diesen Leuten passiert ist.

Können es nicht verkraften, dass ihr Jesus per Rechtsstaat verurteilt wurde, für ein Verbrechen welches offensichtlich begangen wurde.

Wenn das halbe Land aus solchen Menschen besteht, dann gute Nacht USA.
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Majoras Maske
31.05.2024 13:11registriert Dezember 2016
Das wird böse enden mit dem Republikanern, da sie offenbar völlig den Bezug zum Rechtstaat und zur Demokratie verloren haben. Was sie propagieren, ist, dass Trump trotz seiner Abwahl herrschen sollte und dass er trotz seiner Verbrechen nicht verurteilt werden darf. Das würde zwangsläufig im Szenario Türkei oder Russland enden.

Die Frage ist nur, für wen dieses böse Ende schlimm sein wird.
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BenFränkly
31.05.2024 13:30registriert Juni 2017
Wenn das Verfahren von Anfang an politisch Motiviert war, warum hat Trump dann eine Horde von Anwälten aufgefahren, um sich zu wehren? Dann hätte er doch einfach alleine da sitzen können & behaupten, er müsse sich nicht verteidigen, da ja das Verfahren politisch motiviert sei...
Das Traurige am ganzen ist, dass vermutlich die Trump-Wähler in ihrer Info-Bubble gar nicht zu Infos kommen, die sie umstimmen wird... Ich fürchte schlimmes für USA...
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