Hat er geweint oder nicht? Als Donald Trump Junior am Tag danach gefragt wurde, ob sein Vater am Montag einige Tränen verdrückt habe, als er von begeisterten Delegierten am Wahlparteitag der Republikaner in Milwaukee empfangen worden war, wollte er dies nicht direkt kommentieren. Er witzelte stattdessen, sein Vater habe wohl «eine allergische Reaktion» gehabt, als seine Augen wässerig wurden.
Mehrmals imitierte der älteste Sohn Trumps an einem Podiumsgespräch auch seinen berühmten Vater; so beschrieb er das erste Telefongespräch, das er am Samstag mit dem angeschossenen Ex-Präsidenten geführt hatte. Zuerst habe er ihn natürlich gefragt, wie es seiner berühmten Frisur gehe. «So viel Blut», habe die Antwort seines Vaters gelautet. Das Publikum lachte laut auf. Und Don Junior grinste zufrieden.
If this moment didn’t make tears well up in your eyes, might want to check your heart ❤️ 😢#RepublicanNationalConvention #Trump #RNC 🇺🇸
— Lori Spencer (@RealLoriSpencer) July 16, 2024
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Selbstbewusst ist er ja. Auf die Frage, was einen Wahlsieg seines Vaters noch verhindern könnte, da antwortete Don Junior: «Schummeleien.» So wie vor vier Jahren auch würden die Demokraten alles daransetzen, einen Triumph des republikanischen Präsidentschaftskandidaten zu verhindern, behauptete er. Und nötigenfalls würden sie dabei eben auch zu Fälschungen greifen, sagte Donald Junior. Im Publikum waren zustimmende Ausdrücke von Delegierten zu hören, während einige Journalisten das Gesicht verzogen.
Trump Junior, ein Berater seines Vaters und Freund des neuen Vizepräsidentschaftskandidaten J.D. Vance, ist nicht der einzige Republikaner, der Zuversicht verströmt. Am Wahlparteitag der Republikaner herrscht grosse Zuversicht; im Gespräch sagen viele Delegierte, dass der Ex-Präsident nicht mehr zu stoppen sei. Und schon gar nicht von einem Amtsinhaber, der die Unterstützung seiner Demokratischen Partei zu verlieren droht.
Trump Junior allerdings wollte am Dienstag nicht so weit gehen und öffentlich verkünden, dass die Wahl seit dem Mordversuch am Samstag an seinem Vater entschieden sei. «Nichts ist bereits entschieden», sagte er stattdessen. «Wir müssen weiter Gas geben.»
Aber natürlich verspüre sein Vater nun Rückenwind. Dabei komme ihm nicht nur zugute, dass er nach dem Attentat mit einer Geste der Stärke reagiert habe. Das Bild von der erhobenen Faust ging um die Welt. Trump Junior zeigte sich auch überzeugt davon, dass sein Vater nun ein anderer Mensch sei. Er beschrieb den Mordversuch als «monumentales Ereignis», das selbstverständlich bei Donald Trump Spuren hinterlassen habe. Diese neue Phase im Leben des Geschäftsmannes und Ex-Präsidenten werde also andauern.
Gleichzeitig beteuerte der 46-Jährige aber auch, dass sein Vater sich nun nicht komplett neu erfinden werde. «Er ist ein Kämpfer», und der Ex-Präsident werde weiterhin zurückschlagen, wenn er «unfairerweise kritisiert» werde.
Das passt zu einer Republikanischen Partei, die sich siegessicher zeigt und glaubt, auf Jahre hinaus an der Wahlurne Mehrheiten gewinnen zu können. Am Parteitag war am Montag immer wieder der Schlachtruf «fight, fight» zu hören - dieselben Worte, die Trump nach dem Mordversuch gegen ihn auf einer Bühne in Butler (Pennsylvania) ausgestossen hatte.
Auch Vance passt zu dieser rechtspopulistischen Partei, beteuerte der Sohn des Präsidentschaftskandidaten. Der Senator aus Ohio sei ein ausgesprochen guter Kommunikator, der auch in einem feindlichen Umfeld Punkte erzielen könne, sagte Donald Junior. Er vertrete die Ideen, für die Trump und seine «Make America Great Again»-Bewegung einstehe. «Das ist unsere Basis, nicht das Establishment in Washington.»
Das Establishment in Washington, das sind die Abgeordneten, die sich für eine starke Sicherheitspolitik einsetzen oder für den Welthandel stark machen. Politiker wie Mitch McConnell zum Beispiel, langjähriger Fraktionschef der Republikaner im Senat. Das 82 Jahre alte republikanische Schlachtross wurde am Montag herzhaft ausgebuht, als er als Chef der Delegation seines Heimatstaates Kentucky einen kurzen Auftritt hatte.