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Aus Angst vor Trump: US-Filmbranche flüchtet nach Europa

The Hollywood Sign is seen in Los Angeles, Thursday, Jan. 9, 2025. (AP Photo/Damian Dovarganes)
Neben Spielfilmen tun sich vor allem die Produzenten von Dokumentationen schwer, in den USA Geld aufzutreiben.Bild: keystone

Aus Angst vor Trump: US-Filmbranche flüchtet nach Europa

Für kritische Dokumentationen sind in den USA seit dem Amtsantritt von Präsident Donald Trump kaum mehr Gelder aufzutreiben. Jetzt springen die Europäer in die Bresche.
01.07.2025, 04:2801.07.2025, 07:25
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Immer mehr US-Financiers würden sich aus Angst vor Trump wegducken, Vorhaben im eigenen Land nicht mehr unterstützen, sagt TV-Produzent Christian Beetz («Gaza»), der seit 25 Jahren im Geschäft ist. «Der amerikanische Markt im Dokumentarfilmbereich ist total eingebrochen», sagte Beetz der Deutschen Presse-Agentur anlässlich des internationalen Branchentreffs Sunny Side of the Doc im französischen La Rochelle in der letzten Woche.

Beetz Brothers bereitet gerade eine kritische Doku über den Milliardär und ehemaligen Trump-Vertrauten Elon Musk vor. Sämtliche potenziellen Partner aus den USA, die sich zu Beginn der Vorbereitungen noch interessiert gezeigt hätten, seien aus Furcht vor Repressalien abgesprungen, sagte Beetz.

«Alle sind zurzeit vorsichtig, verunsichert, oder beides. Das betrifft nicht nur Spielfilm- oder Dokumentarfilmproduktionen, sondern alle Programme», beschrieb der Deutsch-Amerikaner Hannes Jaenicke, 65, die Lage in den USA.

Es seien Themen wie Diversität, Umwelt, Liberalität, die mit einem Mal auf der schwarzen Liste stünden: Niemand wolle Aufmerksamkeit auf sich ziehen und Trumps Zorn anheimfallen. In den Augen von Jaenicke sei das eine beängstigende Situation.

Umgekehrt suchen jetzt immer mehr amerikanische Dokfilmer nach europäischen Partnern. Das ist auch grosses Thema beim Sunny Side of the Doc. Filmemacherin Dawn Porter von Trilogy Films aus New York beispielsweise ist nach Frankreich gereist, um hier in Europa Projekte voranzubringen. Sie ist vielfach preisgekrönt, gewann auf dem Sundance Film Festival mit einem Werk über drei afroamerikanische Bürgerrechtsanwälte in den US-Südstaaten.

Porter traf in La Rochelle auch deutsche Produzenten, etwa Gunnar Dedio von Looks Film («Hitlers Hollywood»), um gemeinsame Projekte sowie deren Finanzierung zu besprechen. Die US-Filmemacherin über die Lage daheim:

«Wir haben eine echte Krise der Sender, die normalerweise über Projekte über Demokratie und über Bürgerrechte berichten. Selbst CNN hat zu kämpfen.»

Dass die Veränderungen in den USA grosse Auswirkungen auf die gesamte Branche haben, bestätigt Produzent Gunnar Dedio:

«Früher ist man als Deutscher oder Europäer nach Amerika gegangen, um Partner zu finden, jetzt wandelt sich das – das ist sehr ungewöhnlich.»

Sender wie ZDF, BBC oder Arte sind in der Wahrnehmung der Branchenkenner nach wie vor zahlungskräftig und springen demnach häufiger mal ein, wenn es an Geld mangelt. (dpa/aargauerzeitung.ch)

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Chamäleon87
01.07.2025 06:13registriert Dezember 2023
Sehr schade. Filme machen können die Amerikaner. Hoffen wir, dass sie gute Partner in Europa finden. Es muss weitergehen. Trump darf nicht alles zerstören.
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Hirngespinst
01.07.2025 06:47registriert August 2019
Angesichts der Lage in den USA ist dies vielleicht nicht die schlechteste Idee.
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Gina3
01.07.2025 05:40registriert September 2023
Ich habe schon immer europäische Filme bevorzugt! Abwechslungsreicher, weniger klischeehaft, lustiger und intelligenter. Und oft mit einem viel geringeren Budget als amerikanische Filme, die sinnentleert, aber voller Spezialeffekte sind.
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