Immer mehr US-Financiers würden sich aus Angst vor Trump wegducken, Vorhaben im eigenen Land nicht mehr unterstützen, sagt TV-Produzent Christian Beetz («Gaza»), der seit 25 Jahren im Geschäft ist. «Der amerikanische Markt im Dokumentarfilmbereich ist total eingebrochen», sagte Beetz der Deutschen Presse-Agentur anlässlich des internationalen Branchentreffs Sunny Side of the Doc im französischen La Rochelle in der letzten Woche.
Beetz Brothers bereitet gerade eine kritische Doku über den Milliardär und ehemaligen Trump-Vertrauten Elon Musk vor. Sämtliche potenziellen Partner aus den USA, die sich zu Beginn der Vorbereitungen noch interessiert gezeigt hätten, seien aus Furcht vor Repressalien abgesprungen, sagte Beetz.
«Alle sind zurzeit vorsichtig, verunsichert, oder beides. Das betrifft nicht nur Spielfilm- oder Dokumentarfilmproduktionen, sondern alle Programme», beschrieb der Deutsch-Amerikaner Hannes Jaenicke, 65, die Lage in den USA.
Es seien Themen wie Diversität, Umwelt, Liberalität, die mit einem Mal auf der schwarzen Liste stünden: Niemand wolle Aufmerksamkeit auf sich ziehen und Trumps Zorn anheimfallen. In den Augen von Jaenicke sei das eine beängstigende Situation.
Umgekehrt suchen jetzt immer mehr amerikanische Dokfilmer nach europäischen Partnern. Das ist auch grosses Thema beim Sunny Side of the Doc. Filmemacherin Dawn Porter von Trilogy Films aus New York beispielsweise ist nach Frankreich gereist, um hier in Europa Projekte voranzubringen. Sie ist vielfach preisgekrönt, gewann auf dem Sundance Film Festival mit einem Werk über drei afroamerikanische Bürgerrechtsanwälte in den US-Südstaaten.
Porter traf in La Rochelle auch deutsche Produzenten, etwa Gunnar Dedio von Looks Film («Hitlers Hollywood»), um gemeinsame Projekte sowie deren Finanzierung zu besprechen. Die US-Filmemacherin über die Lage daheim:
Dass die Veränderungen in den USA grosse Auswirkungen auf die gesamte Branche haben, bestätigt Produzent Gunnar Dedio:
Sender wie ZDF, BBC oder Arte sind in der Wahrnehmung der Branchenkenner nach wie vor zahlungskräftig und springen demnach häufiger mal ein, wenn es an Geld mangelt. (dpa/aargauerzeitung.ch)