International
USA

Donald Trump will sich mit Präsident Hassan Ruhani treffen

Die Spannungen zwischen den USA und dem Iran lassen sich nicht auf die Schnelle lösen.
Die Spannungen zwischen den USA und dem Iran lassen sich nicht auf die Schnelle lösen.bild: imago images / upi photo/getty images/montage: watson

Trump will sich mit Irans Präsident Ruhani treffen – und kassiert einen Korb

27.08.2019, 19:2827.08.2019, 19:29
Mehr «International»

Es hätte Donald Trumps nächster grosser diplomatischer Wurf werden können: Nach seinen Treffen mit dem nordkoreanischen Diktator Kim Jong-Un äusserte Trump beim G7-Gipfel Interesse an einem Treffen mit dem iranischen Präsidenten Hassan Ruhani. Der wiegelt nun jedoch ab: Zuerst müssten die Iran-Sanktionen abgeschafft werden. Die Aussichten auf ein baldiges Treffen der beiden Präsidenten schwindet damit.

Er stehe grundsätzlich bereit, doch vor einem Treffen müsse Trump die Sanktionen gegen den Iran aufheben, forderte der iranische Präsident. «Falls dies passiert, könnte man über weitere positive Entwicklungen reden», sagte Ruhani am Dienstag. Beinahe schon spöttisch fügte er hinzu: «Lediglich ein paar Bilder mit Hassan Ruhani zu machen, das geht nicht.»

Eine Aufhebung der Iran-Sanktionen ohne Zugeständnisse Teherans käme allerdings einer Kehrtwende von Trumps Politik gleich – was zunächst wenig wahrscheinlich erscheint. Noch am Montag hatte Ruhani angedeutet, dass er sich mit Trump treffen würde, falls das die Probleme der Iraner lösen könnte.

Macrons Vermittlungsversuch

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hatte Irans Aussenminister Mohammed Dschawad Sarif nach Biarritz eingeladen und damit den Konflikt mit dem Iran auf die Tagesordnung des G7-Gipfels gesetzt. Zum Gipfel selbst kam Sarif nicht. Trump hatte in Biarritz von einer «sehr guten Chance» für ein Treffen mit Ruhani gesprochen. Beide wollen Ende September zur UN-Vollversammlung nach New York reisen.

FILE - In this June 6, 2019 file photo, French President Emmanuel Macron, left, meets U.S President Donald Trump during a ceremony to mark the 75th anniversary of D-Day at the Normandy American Cemete ...
Macron und Trump verstanden sich am G7-Gipfel in Biarritz sehr gut.Bild: AP

Trump hatte die USA aus dem internationalen Atomabkommen mit dem Iran zurückgezogen, das dem Iran ein ziviles, aber kein militärisches Atomprogramm zugesteht. Er will die iranische Energie- und Finanzwirtschaft mit Sanktionen zum Erliegen bringen.

Die USA fordern vom Iran weitgehende Abrüstung und einen Stopp dessen, was sie als destabilisierende Aktivitäten im Nahen Osten betrachten. Trump sagte, ein neues, langfristigeres Abkommen mit dem Iran müsse auch ballistische Raketen betreffen. Er bietet Teheran dafür ein Ende der Sanktionen und damit die Chance auf wirtschaftliche Entwicklung an.

Iran vs. USA vs. Nordkorea

Ein weiterer kniffliger Konflikt für Washington ist Nordkorea, das Atomwaffen anstrebt und bereits Sprengköpfe getestet hat. Trump hat sich zur Lösung des Konflikts persönlich mit dem nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Un getroffen. Manche sehen darin ein Vorbild für ein Treffens mit der iranischen Führung. Kritiker monieren jedoch, Trumps ungewöhnliche Diplomatie mit Nordkorea habe bislang noch nicht zu Ergebnissen geführt.

This Saturday, Aug. 24, 2019, photo provided Sunday, Aug. 25, by the North Korean government, shows North Korean leader Kim Jong Un, center, smiles after the test firing of an unspecified missile at a ...
Kim Jong Un möchte Atomwaffen – und verunsichert damit die Welt.Bild: AP

Ruhani nennt Atom-Sorgen unbegründet

«Washington sollte seine Iran-Politik rundum revidieren», sagte Ruhani. Dazu gehörten die Anerkennung der Islamischen Republik als souveräner Staat, Respekt für Regierung und Volk des Irans sowie die Rückkehr zum Wiener Atomabkommen. «Der Schlüssel zum Erfolg liegt nun in Washington», sagte der Präsident.

«Wir wollen keine Probleme schaffen, sondern sie lösen»
Hassan Ruhani

Die Sorgen im Westen wegen einer möglichen iranischen Atombombe nannte Ruhani unbegründet. «Atombomben und chemische Waffen spielen in der iranischen Verteidigungsdoktrin keine Rolle», sagte der Kleriker. Dies habe nichts mit den amerikanischen Forderungen zu tun, sondern sei auch aus religiösen Erwägungen ein Grundsatz im Iran. Der Iran habe in den vergangenen Jahren gezeigt, dass er für Verhandlungen offen sei. «Wir wollen keine Probleme schaffen, sondern sie lösen», sagte Ruhani. Dies gelte auch im Konflikt mit den USA.

Iran will Urananreicherung erhöhen

Der Iran steckt wegen der US-Sanktionen in einer akuten Wirtschaftskrise. Die nationale Währung Rial ist nur noch die Hälfte wert. Besonders hart für den Iran sind die Öl- und Banksanktionen. Der Ölexport ist die Haupteinnahmequelle des Landes.

Nach den Worten Ruhanis wird der Iran noch bis zum nächsten Monat abwarten. Werde bis dahin keine für den Iran vorteilhafte Lösung gefunden, werde Teheran am 6. September mit der dritten Phase seines Teilausstiegs aus dem Atomabkommen beginnen. Dann soll die im Deal vorgeschriebene Obergrenze der Urananreicherung von 3.67 Prozent auf 20 Prozent erhöht werden. Diese Obergrenze gehört zu den Kernpunkten der Vereinbarungen, um den Bau einer iranischen Atombombe zu verhindern.

FILE - In this Dec. 31, 1977 file photo, U.S. President Jimmy Carter toasts Shah Mohammad Reza Pahlavi of Iran during a New Year's Eve dinner at Niavaran Palace in Tehran, Iran. This moment came  ...
Jimmy Carter und Shah Mohammad Reza Pahlavi beim Besuch des damaligen US-Präsidenten im Iran (1977).Bild: AP/AP

Der Iran und die USA sind seit der islamischen Revolution 1979 und dem Sturz der von Washington unterstützten Monarchie verfeindet. Seit dem Besuch von US-Präsident Jimmy Carter beim letzten Schah 1977 gab es kein bilaterales Spitzentreffen mehr. Trumps harter Sanktionskurs hatte zuletzt sogar Befürchtungen einer militärischen Konfrontation genährt, zumal der Iran mit der Schliessung der Strasse von Hormus für den Öltransport drohte.

(fh/dpa)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Iran testet zwei weitere Langstreckenraketen
1 / 14
Iran testet zwei weitere Langstreckenraketen
Dieses Bild wurde von Farsnews am 9. März 2016 veröffentlicht. Farsnews ist offiziell unabhängig, gilt aber als unter dem Einfluss der Revolutionsgarde stehend. Weder Ort noch Zeit der Aufnahme lassen sich verifizieren.
quelle: x80001 / handout
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Trump will ein Politikwechsel im Iran
Video: srf
Das könnte dich auch noch interessieren:
20 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
sowhat
27.08.2019 20:27registriert Dezember 2014
Na ja. Ruhani lässt sich einfach nicht auf das kindische Pausenhofgerüpel von trump ein. Was bei Kim noch geklappt hat -dumm schreien und der andere schreit dümmer zurück, bis man so tun kann also ob man den anderen nun doch ernst nehme- klappt eben bei Ruhani nicht
Hat 45 keine Psychologisch geschulten Leute um sich, die ihm erklären, dass der Iraner nicht wie ein Schulbub tickt?
13720
Melden
Zum Kommentar
avatar
Fischra
27.08.2019 20:46registriert Juli 2016
Auch Ruhani hat seinen Stolz......
979
Melden
Zum Kommentar
avatar
Focke
27.08.2019 20:54registriert September 2016
Ruhani ist schlau undlässt sich nicht verarschen. zudem stellt er sein land vor sein ego. Verhandlungen ja, aber nicht dass trump wiedr los twittert ohne ergebnisse. trump kann ihm ja gar nichts bieten, die saudis und israelis würden ihm das gar nicht gut gehen lassen
9310
Melden
Zum Kommentar
20
Spanischer Premierminister Sánchez erwägt Rücktritt nach Anzeige gegen Ehefrau

Der spanische Ministerpräsident Pedro Sánchez erwägt nach einer Korruptionsanzeige gegen seine Ehefrau Begoña Gómez einen Rücktritt vom Amt, das er seit 2018 ausübt. Er habe alle seine öffentlichen Termine «für einige Tage» abgesagt, um darüber nachzudenken, teilte der sozialistische Politiker am Mittwoch auf X, vormals Twitter, mit. Er werde von der Rechten und der extremen Rechten mit allen Mitteln schikaniert.

Zur Story