Nach dem Sturz des Machthabers Baschar al-Assad in Syrien wurde am Donnerstag berichtet, der vor mehr als zehn Jahren verschleppte US-Journalist Austin Tice sei angeblich lebend gefunden worden sein. Dies stellte sich danach aber als Falschmeldung heraus.
Örtliche Journalisten veröffentlichten Fotos und Videos eines erschöpft und abwesend wirkenden Mannes mit Bart und Kapuzenpullover, der Tice sein soll.
Ein örtlicher Schutzwächter habe den vermeintlichen Tice in einem Dorf nahe Damaskus entdeckt, schrieb der syrische Journalist Mohammed Raschid bei X. Nach zwölf Jahren in den Gefängnissen der Assad-Regierung habe ein Anwohner ihn aufgenommen.
Eine Journalistin des US-Fernsehsenders CNN schrieb bei X dagegen: «Dies ist 100 Prozent nicht Austin Tice. Ich habe keine Ahnung, wer es ist, aber es ist nicht Austin.» NBC-Journalist Matt Bradley sagt ebenfalls, der gefundene Mann sei nicht Tice.
«Der Amerikaner, der in Syrien gefunden wurde, ist nicht Austin Tice. Er sagte mir, sein Name sei Travis, weigerte sich jedoch, einen Nachnamen anzugeben», schreibt er auf X. «Er bezeichnete sich selbst als Pilger und erklärte, dass er zu Fuss nach Syrien eingereist sei, bevor er festgenommen wurde. Er wurde sieben Monate lang inhaftiert und sagte, er sei gut behandelt worden», so Bradley.
The American who was found in Syria is not Austin Tice.
— Matt Bradley (@MattMcBradley) December 12, 2024
He told me his name is Travis. He refused to give a last name.
He said he was a “pilgrim” and that he crossed into Syria by foot before he was detained.
He was held in prison for seven months and said he was well treated.
Tatsächlich stellte sich im Laufe des Tages heraus, dass es sich beim gefundenen Mann um einen US-Amerikaner namens Travis Pete Timmerman handelt. Gegenüber CBS News erklärte dieser, er sei zu Fuss als Pilger unterwegs gewesen, als er kurz nach der Grenze in Syrien festgenommen und ins Gefängnis gebracht worden sei. Dort habe er sieben Monate ausharren müssen, weil er ohne Erlaubnis die Grenze überschritten habe.
Die Zeit im Gefängnis habe er als «nicht so schlimm» empfunden, so Timmerman weiter. Er sei nie geschlagen worden, sagt er. Das grösste Problem sei gewesen, dass er nur dreimal pro Tag rausgelassen wurde, um auf die Toilette zu gehen.
Seine Zeit in Gefangenschaft endete schliesslich nach dem Fall Assads. Am Montag sei seine Zelltür von zwei mit AK-47 bewaffneten Männern aufgebrochen worden, so CBS News. Daraufhin habe Timmerman mit einer grossen Gruppe das Gefängnis verlassen, um nach Jordanien zu fliehen.
Wo der vermisste Journalist Tice ist, bleibt damit unklar. «Wir glauben, dass er am Leben ist», sagte auch US-Präsident Joe Biden und sagte, eine Rückkehr in die USA sei möglich.
Tice war als freier Journalist in Syrien, als ihn Unbekannte im August 2012 an einem Checkpoint in einem Vorort der Hauptstadt Damaskus verschleppten. Wenige Wochen später tauchte nach Angaben seiner Familie ein Video auf, das Austin mit einer Gruppe Bewaffneter zeigte.
2022 teilte die US-Regierung mit, sie wisse mit Sicherheit, «dass er vom syrischen Regime festgehalten worden ist». Die syrische Regierung wies das damals zurück. (dab/sda/dpa)