International
USA

USA: Sogar auf Fox News wird die Razzia bei Donald Trump verteidigt

FBI-Razzia ungerechtfertigt? Jetzt widerspricht sogar Fox News Donald Trump

23.08.2022, 07:3923.08.2022, 12:50
Mehr «International»

Vor zwei Wochen sorgte die Razzia des FBI in Donald Trumps Mar-a-Lago in Florida für Schlagzeilen. Die Beamten durchsuchten das Anwesen des Ex-Präsidenten und nahmen diverse Schachteln mit Dokumenten mit. Trump wird vorgeworfen, geheime Unterlagen aus dem Weissen Haus mitgenommen zu haben.

Der Vorfall löste in den USA eine hitzige Debatte aus. Während viele Beobachtende die Razzia befürworteten, hatte Trump gar kein Verständnis dafür. Der Ex-Präsident wetterte über eine angebliche «politische Verfolgung» und beschwerte sich darüber, dass die Justiz instrumentalisiert worden sei. Dabei erhielt Trump auch Unterstützung aus dem Lager der Republikaner und Teilen der Bevölkerung.

FILE - Former President Donald Trump speaks during an event Friday, July 8, 2022, in Las Vegas. A pro-Democratic super PAC is accusing the Federal Election Commission of allowing Trump
Donald Trump und seine Kollegen schimpfen derzeit regelmässig über die US-Justiz.Bild: keystone

Nun kommt für den Ex-Präsidenten aber Gegenwind aus einer ungewohnten Richtung auf – vom Nachrichtensender Fox News. Dieser ist normalerweise nicht für besonders viel Trump-Kritik bekannt. Ganz im Gegenteil. Auch nach der Razzia stellte sich der Sender zunächst hinter Trump – Aushängeschild und Moderator Tucker Carlson nannte die Razzia etwa «einen Angriff auf den Rechtsstaat» und «eine Machtergreifung».

Am Montag publizierte Fox News nun einen neuen Meinungsbeitrag zum Thema – einen des Staatsanwalts Bradley P. Moss. Und dieser schlug einen Ton an, den man sich von Fox News sonst eher nicht gewohnt ist: Moss stellte sich klar hinter die Justiz und machte ausführlich klar, warum die Durchsuchung des Mar-a-Lago eben doch gerechtfertigt ist.

epa10128140 A person holds a placard in front of the Paul G. Rogers Federal Courthouse in West Palm Beach, Florida, USA, 18 August 2022. Magistrate Judge Bruce Reinhart told officials of the Departmen ...
Ein Demonstrant fordert die Festnahme von Donald Trump.Bild: keystone

Zunächst holte Moss zum Rundumschlag aus. Jeder hätte seine Meinung zum Thema abgeben wollen, kritisierte er, auch solche, «die nur so tun, als wüssten sie etwas über Gesetz». So sei die politische Welt mit Übertreibungen, Anschuldigungen, Unterstellungen und Hysterie «in Flammen aufgegangen». Für Moss selbst gibt es zum Thema aber keine zwei Meinungen. So schreibt er:

«Was am 8. August 2022 geschah, war keine Tyrannei. Es war keine politische Verfolgung. Es war keine unbedeutende Auseinandersetzung über bürokratische Abläufe, die aus dem Ruder gelaufen ist. Es war das Strafrechtssystem, das genauso vorging wie bei jedem anderen Bürger auch.»

Besonders störend findet Moss, wie viele Leute Trump anders behandeln würden, weil er einst Präsident war. Denn die Zeit für Sonderbehandlungen sei seit seiner Abwahl vorbei. «Trump ist wieder ein normaler Bürger geworden», so der Anwalt. Für ihn gelten die Gesetze der Staaten genauso wie für jeden anderen. Und zu diesen hätte es auch gehört, die Dokumente nach seiner Abwahl zu archivieren.

Moss sagt auch, das Vorgehen der Justiz sei korrekt gewesen. Ein Anwalt Trumps habe unter Eid ausgesagt, dass der Ex-Präsident keine Dokumente in seinem Anwesen mehr habe. Die Regierung habe daraufhin Beweise gesammelt, dass diese Aussage falsch war. Folglich konnte ein gerichtlicher Durchsuchungsbefehl ausgestellt werden. So kommt Moss zum Schluss:

«Das ist kein Missbrauch der Strafverfolgung. So funktioniert das Gesetz.»

Moss geht sogar noch einen Schritt weiter, listet die Vorwürfe gegen Trump auf und schreibt, die amerikanischen Gefängnisse seien «voll von Leuten, die für weniger verhaftet wurden». Das alles bedeute nicht, dass Trump am Ende angeklagt wird, doch es sei gut möglich. Dann habe Trump das Recht, sich mit allen legalen Mitteln zu wehren. Aber bis dann solle man die Justiz in Ruhe arbeiten lassen. (dab)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Trump-Razzia spaltet die US-Politk
1 / 13
Trump-Razzia spaltet die US-Politk
Am Montag, 8. August 2022, hat die Bundespolizei FBI das Anwesen von Ex-US-Präsident Donald Trump durchsucht.
quelle: keystone / terry renna
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Trump Supporters
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
68 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Bikemate
23.08.2022 08:30registriert Mai 2021
Fox News bringt einen Beitrag mit vernünftigem Inhalt? Sie suchen jetzt sicher mit Hochdruck nach der Ursache, wie das passieren konnte.
1782
Melden
Zum Kommentar
avatar
Guerzo
23.08.2022 07:48registriert Februar 2016
Die verblendeten Anhänger des Kults werden sich nicht beirren lassen.
1741
Melden
Zum Kommentar
avatar
Jureitis
23.08.2022 08:06registriert Januar 2022
Lesen? Dazu sind seine Anhänger zu faul (oder nicht im Stande). Wird wohl der Grund sein, warum Fox News den Beitrag "publiziert" hat (wo auch immer).
1303
Melden
Zum Kommentar
68
«Der Trump-Schock könnte ein Segen für Europa sein»
Warum Deutschland eine neue wirtschaftliche Identität braucht, Europa seine Investitionen in Innovation verdreifachen muss und Donald Trump eine Eintrittsgebühr in den US-Konsummarkt verlangt, erklärt Samy Chaar, Chefökonom der Privatbank Lombard Odier.

Herr Chaar, wir haben uns vor fünf Jahren zum letzten Mal gesprochen. Schon damals haben Sie vorausgesagt, dass Deutschland Probleme bekommen wird. Congrats, Sie hatten recht. Wie sehen Sie die Situation heute?
Samy Chaar: Danke, danke, ich habe mich in meiner Karriere auch öfter mal geirrt. Was Deutschland betrifft: Es gibt immer noch Hoffnung. Aber die Deutschen müssen endlich die richtigen Massnahmen ergreifen.

Zur Story