Sie können es kaum erwarten, gegen Donald Trump anzutreten. Mehrere Demokraten und Demokratinnen haben ihre Kandidatur zur Präsidentschaftswahl 2020 bereits erklärt und brechen in diesen Tagen sogar zu ersten Wahlkampfauftritten auf. Bislang stechen dabei die Frauen heraus – gleich mehrere Kandidatinnen starten mit guten Chancen auf die Nominierung.
Die Entwicklung ist kein Zufall: In den letzten Jahren hat in den USA eine weibliche Widerstandsbewegung gegen Donald Trump mobil gemacht. Die Debatte um Sexismus in der Gesellschaft hat auch die amerikanische Politik verändert. Zuletzt spielten bei der Halbzeitwahl im November Wählerinnen und Kandidatinnen die entscheidende Rolle für den Sieg der Demokraten im Repräsentantenhaus.
Jetzt nehmen die demokratischen Frauen das Ziel Nummer eins ins Visier: Donald Trump aus dem Weissen Haus zu werfen. Natürlich: Auch Männer haben ihren Hut in den Ring geworfen, bislang etwa der Senator Cory Booker. Es wird noch damit gerechnet, dass weitere Demokraten in das Rennen einsteigen, etwa der frühere Vizepräsident Joe Biden (76), der 2016 unterlegende Senator Bernie Sanders (77), oder der frühere New Yorker Bürgermeister Michael Bloomberg (76). Doch anstatt der alten Herren dominieren momentan jüngere Frauen das Feld.
Sie müssen sich zunächst im innerparteilichen Vorwahlen durchsetzen, die im Januar 2020 beginnen. Wer von ihnen hat gute Aussichten, dabei als Siegerin vom Feld zu gehen? Wer ist Aussenseiterin? Der erste Überblick über die Kandidatinnen gegen Trump.
Ihre Stärke: Warren ist Galionsfigur der Frauenbewegung und die bekannteste der Kandidatinnen. Sie steht stramm links, und erinnert in ihrem wirtschaftspopulistischen Programm an Bernie Sanders: Höhere Steuern für Multimillionäre, mehr Regeln für die Wirtschaft, Krankenversicherung für alle – das passt gut zur aktuellen Stimmung an der demokratischen Basis, die sich deutlich nach links verschoben hat.
Ihre Schwäche: Warren hat ein Herkunftsproblem: Sie hat sich früher als Angehörige der indianischen Ureinwohner ausgegeben, Kritiker raunen, um von Minderheitenprogrammen bei der Karriere zu profitieren. US-Präsident Trump verspottet sie als «Pocahontas». Noch im vergangenen Herbst wollte die 69-Jährige ihre Herkunft mit Hilfe eines DNA-Tests beweisen. Der zeigte zwar, dass sie zu einem kleinen Teil indianischer Abstimmung ist – kleinlaut entschuldigen musste sie sich trotzdem. Ihre Parteifreunde, insbesondere die Minderheiten, waren irritiert.
Ihre Stärke: Die Senatorin aus Minnesota gilt als unideologisch und pragmatisch – das könnte ihr Alleinstellungsmerkmal im innerparteilichen Wettbewerb sein. Sie inszeniert sich als bodenständige «Senatorin von nebenan» – und ist schlagfertig: Als Trump sich über die Optik bei ihrer Verkündung im Schneetreiben lustig machte, schoss die 58-Jährige zurück: «Ich frage mich, wie Ihr Haar im Schneesturm aussehen würde.» Trump kontern können, ist ein klarer Pluspunkt.
Ihre Schwäche: Die Herzensthemen der linken Basis wie staatliche Krankenversicherung bedient sie bislang kaum. Möglicherweise steht die Moderate zu sehr abseits der aktuellen Stimmung. Ausserdem sind, pünktlich zur Ankündigung ihrer Kandidatur, Vorwürfe aufgetaucht, dass Klobuchar eine übergriffige Chefin sei – ein rüder Umgang mit Mitarbeitern habe zu einer Flut an Personalwechseln in ihrem Senatsbüro geführt.
Ihre Stärke: Harris, Tochter eines Jamaikaners und einer Inderin, verkörpert die neue Wählerkoalition der Demokraten aus Minderheiten und Frauen. Sie ist erst seit zwei Jahren in Washington – und damit ein frisches Gesicht, nach dem sich viele Wähler sehen. Wichtig: Die Senatorin aus Kalifornien kann auf ein Netzwerk wohlhabender und motivierter Spender zurückgreifen, ohne die kein Wahlkampf Erfolg hat. Allein in den 24 Stunden nach der Ankündigung zu kandidieren sammelte die 54-Jährige 1.5 Millionen Dollar ein.
Ihre Schwäche: Harris machte Karriere als Staatsanwältin – was im späteren Hauptwahlwahlkampf ein Pluspunkt sein könnte, ist für manche an der demokratischen Basis ein Problem: Sie verfolgte Drogen- und Einwanderungsstraftaten härter, als es viele Demokraten heute für richtig halten.
Ihre Stärke: Gillibrand hat ihre Kandidatur noch gar nicht offiziell bestätigt, doch längst sammelt sie Spenden und geht auf Wahlkampftour. Die Senatorin aus New York ist eine der Führungsfiguren der #Metoo-Bewegung in der Politik: Sie sorgte mit dafür, dass der demokratische Senator Al Franken, dem Übergriffe vorgeworfen wurden, abtreten musste.
Ihre Schwäche: Gillibrand ist im Land noch relativ unbekannt und sie ist eine konservative Demokratin, für den Geschmack der Basis vielleicht zu konservativ. Nun hat die 52-Jährige ihren früher vertretenen harten Positionen beim Thema Einwanderung abgeschworen – ob man ihr die Volte abnimmt?
Ihre Stärke: Die 37 Jahre alte Abgeordnete aus Hawaii ist Kriegsveteranin und will mit isolationistischer Haltung punkten, die durchaus viele Wähler teilen.
Ihre Schwäche: Gabbard ist unbekannt, in der eigenen Partei unbeliebt, und ihre aussenpolitische Haltung hat sie schon mehrfach auf Glatteis geführt: Etwa als sie im Januar 2017 in Eigenregie Syriens Diktator Baschar al-Assad traf. Bislang kommt ihre Kampagne nicht aus den Startlöchern, sie ist eine klare Aussenseiterin.
Meet Marianne Williamson, spiritual guru, friend of Oprah Winfrey and 2020 presidential candidate https://t.co/LSOBvVglmH pic.twitter.com/WCD4KgsRar
— ABC News Politics (@ABCPolitics) 12. Februar 2019
Ihre Stärke: Eine Politikerin ist die «spirituelle Lehrerin» nicht, aber sie kann viele Menschen inspirieren – das legen zumindest ihre Bestseller nahe. Ausserdem folgen einige Hollywood-Stars auf Williamson als Guru fürs Seelenheil. Williamson bedient also ein Bedürfnis nach Sinnstiftung und engagiert sich seit langem etwa gegen Armut.
Ihre Schwäche: Als Politikerin wird die 66-jährige Williamson bislang nicht ernst genommen. Ein erster Versuch, in den Kongress einzuziehen, scheiterte 2014 deutlich. Und: Es gibt für die Basis genügend andere inspirierende Kandidatinnen, als dass die Partei ihr Glück bei einem Guru suchen müsste.