Das ist Donald Trumps Grönland-Gesandter Jeff Landry
Für Donald Trump ist eine Übernahme Grönlands durch die USA bereits seit längerer Zeit ein Thema. Schon in seiner ersten Amtszeit lösten seine öffentlichen Äusserungen eine diplomatische Krise mit Dänemark aus, dem Staat, zu dem die grösste Insel der Welt offiziell gehört. Nach seiner erneuten Wahl im vergangenen Jahr griff er die Thematik wieder auf und forcierte seine Bemühungen.
Im Zuge zahlreicher Verhandlungen im Nahen Osten und in der Ukraine sowie angesichts innenpolitischer Probleme schien das Thema zunehmend aus Trumps Interessenfeld zu geraten. Ganz losgelassen hat ihn der Gedanke offenbar nicht – denn nun wagt er einen weiteren Vorstoss, indem er Louisianas Gouverneur Jeff Landry zum Gesandten für Grönland ernannt hat. Trump bekräftigte: «Wir brauchen es [Grönland] für die nationale Sicherheit. Wir müssen es haben.»
Dänemark reagierte empört und bestellte den US-amerikanischen Botschafter ein. Doch wer ist der Mann, dessen neuer Posten für so grossen Wirbel sorgt?
Landry will Grönland zu einem Teil der USA machen
Laut Trump verstehe Landry, wie wichtig die Insel im Nordatlantik für die Sicherheit der USA sei. Der künftige Grönland-Gesandte werde sich stark für die Interessen und die Sicherheit der USA sowie für das «Überleben unserer Verbündeten» und der ganzen Welt einsetzen, schrieb der Republikaner auf seiner Plattform Truth Social weiter über seinen Parteifreund.
Landry selbst stellte schnell klar, worin er seine Aufgabe sieht. So bezeichnete er es auf der Plattform X als eine Ehre, dazu beitragen zu dürfen, «Grönland zu einem Teil der USA zu machen». Sein aktueller politischer Posten werde nicht von der neuen Rolle beeinflusst. Er ist seit Anfang 2024 Gouverneur von Louisiana.
Thank you @realDonaldTrump! It’s an honor to serve you in this volunteer position to make Greenland a part of the U.S. This in no way affects my position as Governor of Louisiana!
— Governor Jeff Landry (@LAGovJeffLandry) December 22, 2025
Noch ist vollkommen unklar, warum Trump ausgerechnet ihn als Sondergesandten einsetzen will. Zahlreiche Bundesstaaten lägen geografisch näher an Grönland – zum Beispiel jene im Nordosten der USA. Allerdings dominieren dort politisch eher die Demokraten. Von Baton Rouge, der Hauptstadt Louisianas, sind es rund 4'600 Kilometer Luftlinie bis nach Nuuk, der Hauptstadt Grönlands. Auch persönlich hat Landry bisher keinen klaren Bezug zu Grönland, der ihn für die Rolle qualifizieren würde.
Nur eine Verbindung gibt es nach Louisiana. Auch der US-Staat wurde einst von den Vereinigten Staaten erworben. 1803 hatten die USA ein riesiges Gebiet, das den heutigen US-Bundesstaat einschliesst, Frankreich abgekauft. Trump hatte bereits während seiner ersten Amtszeit (2017–2021) davon gesprochen, Grönland für die USA kaufen zu wollen. Dänemark und die autonome Regierung Grönlands lehnen diese Bestrebungen ab.
Neuer Posten für Landry als Belohnung für Loyalität?
Landrys Berufung scheint vielmehr eine Belohnung für dessen bisherige Unterstützung Trumps zu sein. Der Gouverneur stand stets loyal hinter dem Präsidenten und hat diesen bislang noch nie kritisiert. Nachdem Trump insbesondere in der Epstein-Affäre zuletzt viel Gegenwind aus seiner eigenen Partei spüren musste, will er nun womöglich zeigen, dass sich Loyalität lohnt.
Bereits in der Vergangenheit hatte Trump solche Posten weniger aufgrund von fachlicher Qualifikation als vielmehr wegen persönlicher Verbundenheit vergeben. Trumps Nahost-Gesandter und Chefverhandler im Ukraine-Krieg, Steve Witkoff, hatte vorher keine politische oder diplomatische Erfahrung. Dennoch ernannte Trump seinen ehemaligen Geschäftspartner und Golffreund.
Sondergesandte wurden bei früheren Präsidenten vor allem für schwierige Verhandlungen und Krisenherde ernannt. Die Beziehungen zu Verbündeten, wie dem Nato-Partnerstaat Dänemark, wurden traditionell federführend von einer US-Botschafterin oder einem Botschafter gepflegt.
Landry war lange ein konservativer Hardliner
Diese Rolle soll nun Landry übernehmen, dabei ist der vor allem tief in seinem Heimatstaat Louisiana verwurzelt. Er wuchs dort auf und arbeitete nach einer Zeit bei der Nationalgarde und einem Auslandsaufenthalt wieder in seiner Heimat, zunächst als Polizist. Später studierte er dort Jura, arbeitete als Anwalt. Schliesslich gründete er eine Öl- und Gasfirma.
Seine politische Karriere begann 2011, als er für die Republikaner in den Kongress einzog. Allerdings verlor er seinen Platz dort 2013 bereits wieder. Seine politische Rettung war die Wahl zum Generalstaatsanwalt von Louisiana 2015. Das Amt behielt er neun Jahre lang, bevor er 2024 schliesslich zum Gouverneur gewählt wurde. Er löste die Demokraten ab, die seinen Heimatstaat regiert hatten.
Politisch fiel er in seiner Anfangszeit als Ultrakonservativer auf – und stimmte teils gegen Vorschläge seiner eigenen Partei, weil diese ihm nicht weit genug gingen. Diesen Kurs setzte er als Generalstaatsanwalt fort und kämpfte als grosser Anhänger Trumps erbittert gegen die Biden-Regierung. Dabei erschuf er sogar ein Amt, das sich nur mit Rechtsstreitigkeiten mit der Regierung beschäftigen sollte. Er zeigte sich als Befürworter von mehr Ölbohrungen und war deutlicher Gegner von Abtreibungen und Umweltschutz.
Allerdings zeigt er sich seit seiner Wahl zum Gouverneur mittlerweile deutlich kompromissbereiter, unterstützt teilweise demokratische Anliegen und lässt auch Vorgehen gegen Ölkonzerne zu. Dennoch wirbt er weiterhin offensiv für die Trump-Politik, wenn er etwa die Razzien der Abschiebebehörde ICE in seinem Staat verteidigt.
Trump verstärkt seine Bemühungen wieder
Nun soll er offenbar Trumps Interessen in Grönland wieder stärker durchsetzen. Dänische Medien hatten jüngst berichtet, dass die US-Regierung sich darum bemühe, direkte Kontakte zur Regierung Grönlands aufzubauen. Politische Praxis im Königreich Dänemark ist jedoch, dass sowohl dänische als auch grönländische Vertreter bei Gesprächen präsent sein müssen, wenn es um Aussen-, Sicherheits- oder Verteidigungsfragen geht, die Grönland betreffen.
Diese Regeln hatte Trump bereits in der Vergangenheit ignoriert, als er mal seinen Sohn Donald Jr., mal seinen Vizepräsidenten JD Vance nach Grönland schickte, um dort für eine Übernahme durch die USA zu werben. Zwischenzeitlich schloss der US-Präsident auch militärische Gewalt nicht aus.
Wichtige Rohstoffe im Boden
Auf Grönland leben nur rund 57'000 Menschen. Seit 1979 ist es in vielen Bereichen autonom, doch entscheidet etwa über die Aussen- und Verteidigungspolitik weiterhin Dänemark. Laut einer Umfrage aus dem Januar bevorzugt eine deutliche Mehrheit der Grönländerinnen und Grönländer die vollständige Unabhängigkeit von Dänemark.
Grönland ist die grösste Insel der Welt und liegt geostrategisch günstig im Nordatlantik und Arktischen Ozean zwischen Nordamerika und Europa. Auch befindet sich die Insel auf direkter Strecke einer möglichen Raketenflugbahn zwischen Russland und den USA.
Im Boden des weitgehend eisbedeckten und unbewohnten Grönlands lagern wertvolle Rohstoffe, die bisher kaum genutzt werden. Durch neu eröffnete Seewege infolge des Klimawandels ist das geostrategische Interesse an der Arktis von Seiten der USA, Chinas und Russlands zuletzt deutlich gewachsen.
In Dänemark sorgt das neuerliche Vorgehen jedenfalls für Unruhe. Der dänische Aussenminister Løkke Rasmussen sagte dem Fernsehsender TV2, die Ernennung Landrys zum US-Sondergesandten komme aus heiterem Himmel und dessen Äusserung sei «vollkommen inakzeptabel». Im Gespräch mit dem amerikanischen Botschafter Ken Howery wolle Rasmussen dagegen protestieren und eine Erklärung fordern.

