Der US-Amerikaner Sidney Holmes verbrachte mehr als 34 Jahre in Haft – obwohl er unschuldig war. Nun wurde er aus dem Gefängnis entlassen, nachdem die Staatsanwaltschaft die Anklage gegen den zu Unrecht verurteilten Mann fallen gelassen hatte. Für einen bewaffneten Raubüberfall war er damals zu 400 Jahren Gefängnisstrafe verurteilt worden.
A 400-year sentence. Sidney Holmes was wrongly convicted of armed robbery in 1989 and was sentenced to 400 years in prison — despite NO evidence of him committing the crime. Absolutely heartbreaking… thankfully, 34 years later Holmes is finally free! #TwoAmericas pic.twitter.com/sGeDPU2Ouk
— Ben Crump (@AttorneyCrump) March 16, 2023
«Ich habe nie die Hoffnung verloren und immer gewusst, dass dieser Tag kommen würde», sagte der heute 57-Jährige laut einer Erklärung des «Innocence Project of Florida». Die gemeinnützige Organisation setzt sich für Menschen ein, die unschuldig verurteilt wurden. «Ich kann es kaum erwarten, meine Mutter zum ersten Mal seit über 34 Jahren in der freien Welt zu umarmen», so Holmes.
Im Oktober 1988 wurde Holmes im Zusammenhang mit einem bewaffneten Raubüberfall auf zwei Personen vor einem Lebensmittelgeschäft in Broward County im US-amerikanischen Bundesstaat Florida verhaftet. Dem Nachrichtensender CNN zufolge wurde er beschuldigt, der Fahrer für zwei nicht identifizierte Männer gewesen zu sein, die den Raub begangen hatten. Im April 1989 wurde er von einem Geschworenengericht für schuldig befunden und einen Monat später verurteilt.
Im November 2020 wandte sich Holmes an die Abteilung zur Überprüfung von Verurteilungen der Staatsanwaltschaft von Broward County. Er erklärte den Behörden laut CNN, er sei unschuldig und an dem Verbrechen von 1988 nicht beteiligt gewesen. Die Überprüfungseinheit und das «Innocence Project of Florida» begannen eine erneute Untersuchung von Holmes' Fall – und ihre Ergebnisse «liessen begründete Zweifel an seiner Schuld aufkommen», sagte das Büro dem CNN-Bericht zufolge. «Eine seltsame Verkettung von Umständen» habe dazu geführt, dass Holmes zum Verdächtigen wurde, heisst es in den Berichten.
Eines der beiden Opfer beschrieb das Auto, das bei dem Überfall benutzt wurde, als einen braunen Oldsmobile Cutlass mit einem braunen Verdeck und einem Loch im Kofferraum. Wochen später sah der Bruder des einen Überfallopfers einen braunen Cutlass eine Strasse entlangfahren und meldete den Behörden das Nummernschild. Dieses Auto war CNN zufolge auf Holmes zugelassen. Obwohl dieser ein Alibi hatte und sein Auto entscheidende Unterschiede zum Täterfahrzeug aufwies, wurde Holmes demnach von einem der Opfer bei einer zweiten Fotoaufstellung identifiziert. Bei einer ersten Aufstellung sei er hingegen nicht erkannt worden.
Am Montag gab ein Richter laut CNN dem Antrag der Staatsanwaltschaft und des «Innocence Project» statt, Holmes' Strafe und Verurteilung aufzuheben. Am Nachmittag konnte der unrechtmässig Verurteilte die Haftanstalt in Broward County verlassen und nach 34 Jahren seine Mutter und seine Familie in die Arme schliessen. Videos auf Twitter zeigten das emotionale Wiedersehen.
«Es gab weder physische oder wissenschaftliche Beweise noch Zeugen, die Herrn Holmes mit dem Verbrechen in Verbindung brachten», teilte das «Innocence Project» CNN zufolge mit. Bei der jüngsten Überprüfung des Falles hätten die Staatsanwälte «festgestellt, dass Holmes einen plausiblen Anspruch auf Unschuld hat, weil er zum Verdächtigen wurde und weil die unsichere Identifizierung durch Augenzeugen der Hauptbeweis gegen ihn im Prozess war», hiess es vonseiten der Staatsanwaltschaft.
«Die Staatsanwaltschaft von Broward hätte Holmes nicht angeklagt, wenn der Fall heute vorgelegt worden wäre», schrieb die Abteilung für die Überprüfung von Verurteilungen in ihrem abschliessenden Bericht.
(t-online, jpd)
Da mischte bei der Verurteilung wohl eine ordentliche Portion Rassismus mit.
*kopfschüttel*