Verzicht auf Nato-Beitritt: Selenskyj rückt von «felsenfestem Versprechen» ab
Wolodymyr Selenskyj ist bereit, im Gegenzug für westliche Sicherheitsgarantien auf einen Nato-Beitritt zu verzichten und einen Waffenstillstand mit den aktuellen Positionen auf dem Schlachtfeld zu unterzeichnen. Die bestehenden Probleme sollen im Anschluss auf diplomatischem Weg gelöst werden. Dies erklärte er im Rahmen der am Sonntag laufenden Gespräche mit US- und europäischen Vertretern in Berlin.
Selenskyj hatte ein mögliches Friedensabkommen zwischen der Ukraine und Russland angeboten, und sich bereit erklärt, das Ziel einer NATO-Mitgliedschaft seines Landes aufzugeben. Er sagte, Sicherheitsgarantien der USA, Europas und anderer Staaten anstelle einer Nato-Mitgliedschaft seien ein Kompromiss vonseiten der Ukraine.
Zur Bedeutung dieses Zugeständnisses gibt es verschiedene Meinungen. «Das ändert an der Sache überhaupt nichts», sagte Justin Logan, Direktor für Verteidigungs- und Aussenpolitikstudien am Cato Institute.
Eine NATO-Mitgliedschaft der Ukraine sei schon lange nicht mehr realistisch gewesen, erklärten Logan und Andrew Michta, Professor für strategische Studien an der University of Florida. Michta sagte, ein Nato-Beitritt der Ukraine sei derzeit ohnehin kein Thema.
Partnerstaaten der Ukraine hätten andere Möglichkeiten, deren Sicherheit zu gewährleisten, sagte Logan. US-Präsident Donald Trump könnte als Reaktion auf Selenskyjs Angebot dasselbe zusagen, was die USA bereits zur Unterstützung der Ukraine getan haben, wie die Lieferung von Waffen und die Verhängung von Sanktionen gegen Russland.
Experte: Selenskyj rückt von «felsenfestem Versprechen» ab
Brett Bruen, Leiter der Beratungsfirma Global Situation Room und ehemals aussenpolitischer Berater in der Regierung von Präsident Barack Obama, vertrat eine andere Einschätzung. Bruen bezeichnete Selenskyjs Zugeständnis als substanziell. «Es ist eine Möglichkeit für Selenskyj, die Bereitschaft der Ukraine zu bedeutenden Zugeständnissen für den Frieden in einen Kontrast damit zu stellen, dass Moskau nennenswerte Zugeständnisse verweigert», sagte Bruen.
Bruen äusserte die Vermutung, Trump habe Selenskyj möglicherweise versprochen, den ukrainischen Luftraum zu schützen. Zudem könnten die USA ihre Militärhilfe aufstocken, falls Russland eine erneute grossangelegte Militäroffensive starten sollte, sagte er. «Die Ukraine braucht eine Absicherung für das, was Trump verspricht, und sie braucht mehr als nur ein Wort», sagte er.
Verwendete Quellen:
- Nachrichtenagentur Reuters

