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Verzicht auf Nato-Beitritt von Ukraine: Selenskyj zu Kompromiss bereit

Verzicht auf Nato-Beitritt: Selenskyj rückt von «felsenfestem Versprechen» ab

Die Ukraine bietet offenbar den Verzicht auf einen NATO-Beitritt an. Experten bewerten die Offerte unterschiedlich – und sehen dahinter auch verschiedene mögliche Motive.
15.12.2025, 04:2015.12.2025, 04:20
Ein Artikel von
t-online

Wolodymyr Selenskyj ist bereit, im Gegenzug für westliche Sicherheitsgarantien auf einen Nato-Beitritt zu verzichten und einen Waffenstillstand mit den aktuellen Positionen auf dem Schlachtfeld zu unterzeichnen. Die bestehenden Probleme sollen im Anschluss auf diplomatischem Weg gelöst werden. Dies erklärte er im Rahmen der am Sonntag laufenden Gespräche mit US- und europäischen Vertretern in Berlin.

Selenskyj hatte ein mögliches Friedensabkommen zwischen der Ukraine und Russland angeboten, und sich bereit erklärt, das Ziel einer NATO-Mitgliedschaft seines Landes aufzugeben. Er sagte, Sicherheitsgarantien der USA, Europas und anderer Staaten anstelle einer Nato-Mitgliedschaft seien ein Kompromiss vonseiten der Ukraine.

FILE - Ukrainian President Volodymyr Zelenskyy, looks back at the media in Downing Street, London, Monday, Dec. 8, 2025. (AP Photo/Kin Cheung, File)
Russia Ukraine War Elections Explainer
Wolodymyr Selenskyj soll sich zum Verzicht auf einen Nato-Beitritt der Ukraine bereit erklärt haben.Bild: keystone

Zur Bedeutung dieses Zugeständnisses gibt es verschiedene Meinungen. «Das ändert an der Sache überhaupt nichts», sagte Justin Logan, Direktor für Verteidigungs- und Aussenpolitikstudien am Cato Institute.

«Es ist ein Versuch, vernünftig zu erscheinen.»

Eine NATO-Mitgliedschaft der Ukraine sei schon lange nicht mehr realistisch gewesen, erklärten Logan und Andrew Michta, Professor für strategische Studien an der University of Florida. Michta sagte, ein Nato-Beitritt der Ukraine sei derzeit ohnehin kein Thema.

Partnerstaaten der Ukraine hätten andere Möglichkeiten, deren Sicherheit zu gewährleisten, sagte Logan. US-Präsident Donald Trump könnte als Reaktion auf Selenskyjs Angebot dasselbe zusagen, was die USA bereits zur Unterstützung der Ukraine getan haben, wie die Lieferung von Waffen und die Verhängung von Sanktionen gegen Russland.

Experte: Selenskyj rückt von «felsenfestem Versprechen» ab

Brett Bruen, Leiter der Beratungsfirma Global Situation Room und ehemals aussenpolitischer Berater in der Regierung von Präsident Barack Obama, vertrat eine andere Einschätzung. Bruen bezeichnete Selenskyjs Zugeständnis als substanziell. «Es ist eine Möglichkeit für Selenskyj, die Bereitschaft der Ukraine zu bedeutenden Zugeständnissen für den Frieden in einen Kontrast damit zu stellen, dass Moskau nennenswerte Zugeständnisse verweigert», sagte Bruen.

«Die Frage ist, was Selenskyj als Gegenleistung dafür erhalten hat, dass er von einem felsenfesten Versprechen an das ukrainische Volk abrückt.»

Bruen äusserte die Vermutung, Trump habe Selenskyj möglicherweise versprochen, den ukrainischen Luftraum zu schützen. Zudem könnten die USA ihre Militärhilfe aufstocken, falls Russland eine erneute grossangelegte Militäroffensive starten sollte, sagte er. «Die Ukraine braucht eine Absicherung für das, was Trump verspricht, und sie braucht mehr als nur ein Wort», sagte er.

«Sie braucht Taten, ein Element, das sicherstellt, dass Trump sich im Zweifelsfall nicht einfach herauswinden kann.»

Verwendete Quellen:

  • Nachrichtenagentur Reuters
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Die beliebtesten Kommentare
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manuel0263
15.12.2025 06:12registriert Februar 2017
Jeder halbwegs vernünftige Mensch auf der Welt sieht, wie der Möchtegern-Zar den selbsternannten König der USA am Nasenring durch die Manege zieht...nur der sieht es nicht. Einen Vertrag will Putin nur bei Erfüllung seiiner Maximalbedingungen...und selbst dann ist es ein Pakt mit dem Teufel, der nie etwas einhält. Stöndig Selenskyj den schwarzen Peter in dieser Situation geben zu wollen kann nur Trump in den Sinn kommen...den grössten Dealmaker und Friedensstifter aller Zeiten. Die Republikaner und die USA werden lange brauchen, um sich von diesem narzisstischen Psychopathen zu erholen.
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Heinzbond
15.12.2025 06:42registriert Dezember 2018
In Anbetracht wer da im weissen Haus gerade sitzt, ist ein Beitritt zur NATO ja auch irgendwie nicht wirklich klug, die Ukraine sollte sich aber vorbehalten eine eigenes Bündnis gründen zu dürfen und vielleicht 30+ befreundete Staaten die als mit Gründer die Freiheit zu verteidigen sich zusammen tun könnten...
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