Die Food and Drug Administration (FDA) gab am Donnerstag bekannt, dass homosexuelle und bisexuelle Männer in Amerika mit weniger Einschränkungen Blut spenden dürfen. Neu sind Spenden unter Umständen auch möglich, wenn man ein aktives Sexleben hat. Zuvor durften nur diejenigen queeren Männer Blut spenden, welche in den drei Monaten vor der Spende keinen Sex gehabt hatten. Bis 2015 waren homosexuelle Männer noch ganz vom Blutspenden ausgeschlossen.
Gewisse Einschränkungen gibt es aber nach wie vor. Neu müssen Interessierte einen Fragebogen ausfüllen – und zwar nicht nur homosexuelle, sondern auch alle anderen Männer und Frauen. Durch diesen soll individuell evaluiert werden, wie hoch das HIV-Risiko ist und ob eine Blutspende möglich ist. Wer etwa angibt, in den letzten drei Monaten mit einem neuen Partner Analverkehr praktiziert zu haben, darf nach wie vor nicht spenden.
Die Richtlinien schliessen zudem potenzielle Blutspender aus, welche Medikamente als Vorbeugung von HIV-Infektionen einnehmen. Eine Einschränkung, die laut der Behörde dazu dienen soll, falsche negative Ergebnisse beim Blutscreening zu vermeiden.
Die FDA orientiert sich bei ihren neuen Richtlinien an denjenigen aus Kanada und dem Vereinigten Königreich. Die US-Behörde soll monatelang an der Änderung der Leitlinien gearbeitet haben. Neben den Daten aus anderen Ländern orientierte man sich an einer US-Studie, welche diese Methode untersucht hat.
In den USA herrscht derzeit Blutmangel, Blutspenden werden dringend benötigt. Während und nach der Coronavirus-Pandemie gingen die Zahlen der Spenden zurück. Die Aktualisierung der Leitlinien ermöglicht es nun, die Zahl der potenziellen Spender zu maximieren und gleichzeitig das Risiko einer HIV-Übertragung auf evidenzbasierte Weise zu verringern.
GLAAD, eine LGBTQ-Organisation, begrüsst die Änderung. Es sei das Ende einer «dunklen und diskriminierenden Vergangenheit, die ihren Ursprung in Angst und Homophobie hat». Ganz zufrieden ist die Organisation dennoch nicht. So kritisiert sie den Entscheid der FDA, dass queere Männer, welche Medikamente zur Vorbeugung gegen HIV einnehmen, nicht Blut spenden dürfen. Dies führe zu einer «unnötigen Stigmatisierung». «Diese Voreingenommenheit kann Leben kosten», so GLAAD in einer Mitteilung am Donnerstag.
Die FDA erklärt, dass diese Medikamente die Ausbreitung von HIV durch sexuellen Kontakt wirksam reduzieren. Jedoch warnt sie davor, dass Bluttransfusionen ein höheres Infektionsrisiko haben könnten. «Obwohl HIV von Personen mit nicht nachweisbaren Viruswerten nicht sexuell übertragen wird, gilt dies nicht für die Übertragung von HIV durch Bluttransfusionen, da eine Bluttransfusion intravenös verabreicht wird und eine Transfusion im Vergleich zur Exposition durch sexuellen Kontakt ein grosses Blutvolumen beinhaltet», so die FDA.
Blutspendezentren werden nun ihre Richtlinien aktualisieren und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter umschulen müssen.
(oee)