Sie sind sich seit längerem nicht wirklich grün: Elon Musk, der ChatGPT-Entwickler, und Open-AI-Guru Sam Altman. Letzterer hat mit seiner Firma OpenAI nun den Zuschlag von Donald Trump für ein Mega-KI-Projekt in Milliardenumfang erhalten, das die Vereinigten Staaten fit für das Zeitalter der Künstlichen Intelligenz machen soll.
Bereits bei der Bekanntgabe wurde gemutmasst: Elon Musk, während des Wahlkampfs zu Trumps Spezi und engstem Berater aufgestiegen, dürfte an diesem Deal keine Freude haben.
Nun scheint sich diese Einschätzung zu bestätigen. Am Mittwochabend (Schweizer Zeit) setzte Musk einen Tweet auf seiner Plattform X ab, in welchem er den einen involvierten Geldgeber des Open-AI-Projekts, das «Stargate» heisst und damit ironischerweise einige Parallelen mit Namen von Musks Projekten aufweist, diskreditiert.
Softbank, ein japanischer Telekommunikations- und Medienkonzern, soll das nötige Geld für die Investitionen im Milliardenbereich gar nicht zur Verfügung haben. Er wisse das aus sicherer Quelle, so Musk.
Sam Altman reagierte umgehend. Falsch, sei Musks Behauptung. Er lud den 53-Jährigen ein, sich den ersten Standort eines Rechenzentrums vor Ort anzuschauen. Und wurde dann gegenüber dem Tesla-Mogul deutlich:
Stellt Elon Musk mit seinen Äusserungen seine Beziehung zu Trump, dem er im Wahlkampf mit 250 Millionen US-Dollar und massiver Unterstützung auf X zum Sieg mit verholfen hat, auf die Probe?
Es macht den Anschein. Denn auch das Weisse Haus nahm Stellung zum Fall. Sprecherin Karoline Leavitt erklärte, ohne Musk beim Namen zu nennen:
Trump hatte angekündigt, mit dem in Texas domizilierten Projekt «Stargate» 100'000 Arbeitsplätze in den USA schaffen zu wollen. Softbank ist dabei neben dem US-Softwareunternehmen Oracle der zweite grosse Geldgeber des Projekts. Zusammen sollen die beiden Firmen 100 Milliarden US-Dollar aufbringen und diese in neue Rechenzentren investieren. In den folgenden Jahren könnte die Investitionssumme auf bis zu 500 Milliarden anwachsen.
Microsoft, das als Partnerfirma von OpenAI ebenfalls involviert ist, gab sich bezüglich Musks Aussagen über angebliche Finanzierungsprobleme gelassen. CEO Satya Nadella sagte gegenüber CNBC:
Musk soll derweil schon zuvor das Umfeld von Trump verärgert haben. So schrieb das «Wall Street Journal» vergangene Woche, einige Vertraute und Verbündete des Präsidenten beklagten sich, dass Musk sich in Themen einmische, von denen er keine Ahnung habe, und bei Beratungen zu viel rede.
Für Verwirrung sorgte Stunden nach dem Austausch der X-Feed zum Thema. Sam Altmans Antwort an Musk war plötzlich nicht mehr auffindbar. Stattdessen war nur noch ein Eintrag des OpenAI-Chefs zu sehen, in welchem er schreibt, er respektiere Musks Errungenschaften und denke, er sei der «inspirierendste Unternehmer unserer Zeit». Nutzer spekulierten, Musk habe den Thread manipuliert.
Musk startete zudem eine X-Kampagne gegen Altman und teilte zahlreiche Posts, welche seinen Widersacher diskreditieren und ihn beispielsweise als Trump-feindlich darstellen.
Der Konflikt zwischen Sam Altman und Elon Musk reicht derweil weiter zurück. Die beiden gehören zu den Mitgründern von OpenAI, das Ende 2015 begann, an KI zu forschen. Musk verliess das Unternehmen allerdings 2018 im Streit und begann einen teils öffentlich ausgetragenen Konflikt mit Altman und anderen Involvierten.
Offiziell warf Musk seinen Ex-Partnern vor, sie wollten das Unternehmen kommerzialisieren, ohne dabei Rücksicht auf eine verantwortungsvolle KI-Forschung zu nehmen. Musk verklagte OpenAI deshalb sogar.
Inoffiziell geht es aber wohl auch darum, dass OpenAI massiv Unterstützung von Unternehmen wie Microsoft erhielt und Musk nach den Erfolgen des Unternehmens mit ChatGPT keine Freude daran hat, aussen vor zu bleiben.
Altman wirft Musk vor, dass dieser kontrollsüchtig sei und die Macht in der Firma habe an sich reissen wollen, wozu die anderen nicht bereit gewesen seien. Musk habe das Gefühl, seine Ansichten seien die einzigen zum Thema KI, die richtig seien.
Ergänzt mit Material der Nachrichtenagenturen SDA und DPA.