Nach seiner Wahl hat Donald Trump schon mit so vielen Anliegen auf sich aufmerksam gemacht, dass es schwierig ist, den Überblick zu behalten. Grosse Beachtung erhielt unter anderem die Forderung des neuen und alten US-Präsidenten, Grönland müsse zu den Vereinigten Staaten gehören.
Was sich im «richtigen» Leben als knifflig herausstellen könnte, wird im Fussball vielleicht bald Realität. Denn der Fussballverband von Grönland hofft, dass er vom CONCACAF aufgenommen wird, dem Verband von Nord- und Mittelamerika. Mit Trumps Gedanken habe dieses Ansinnen jedoch nichts zu tun, sagte Kenneth Kleist, der Präsident des grönländischen Fussballverbands.
Der Kalaallit Arsaattartut Kattuffiat, so heisst der Verband, stellte bereits im vergangenen Frühjahr einen Aufnahmeantrag beim CONCACAF. Nun wurde bekannt, dass grönländische Vertreter sich Ende Februar mit amerikanischen Funktionären treffen können, um über das Anliegen zu sprechen. Angesichts der politischen Entwicklungen hat dieser Termin eine erhöhte Bedeutung erhalten.
Verbandspolitisch ist eine Aufnahme Grönlands realistischer als bei der UEFA, meldet die österreichische Nachrichtenagentur APA. Denn in Nord- und Mittelamerika werden Verbände leichter aufgenommen, wenn sie kein eigenes Land repräsentieren, sondern Territorien mit einem autonomen Status sind, beispielsweise die zu Frankreich gehörenden Guadeloupe und Martinique.
Grönland, ein Teil des Königreichs Dänemark, hat den gleichen Status. Es könnte bei einer Aufnahme keine WM-Qualifikation bestreiten, aber bei Wettbewerben des Kontinentalverbands teilnehmen. Man wartet förmlich darauf, dass die Auslosung für den Gold Cup den Teams aus der Karibik eine Reise zu den Eisbergen beschert …
Geografisch liegt Grönland dem amerikanischen Kontinent näher als Europa. Nur rund 57'000 Menschen leben auf der extrem dünn besiedelten Insel, die US-Präsident Trump vor allem wegen ihrer Rohstoffe und aus strategischen Gründen besitzen will.
Fussball gilt als der populärste Sport auf Grönland, die Rede ist von rund 5000 Spielerinnen und Spielern. Aus klimatischen Gründen gibt es keine Rasenplätze, aber mittlerweile wurde in 18 Orten ein Kunstrasenplatz erstellt. Zudem ist Futsal, die Hallenvariante des Sports, sehr beliebt.
Die Färöer-Inseln, die ebenfalls ein autonomer Bestandteil Dänemarks sind, werden von der UEFA und der FIFA anerkannt. Weshalb es bei Grönland bislang anders war, liegt wohl vor allem an der unterschiedlichen Infrastruktur. Immerhin gibt es in der grönländischen Hauptstadt Nuuk seit 2021 einen FIFA-zertifizierten Kunstrasenplatz, was Hoffnungen nährt.
Mit der Aufnahme in einen Kontinentalverband erhielte Grönland die Möglichkeit, sich in offiziellen Länderspielen mit Gegnern zu messen und um die Qualifikation für ein Turnier zu spielen. Der Nationaltrainer, der Däne Morten Rutkjär, sagte laut «Transfermarkt», man habe die Ambitionen, auf einem höheren Niveau zu spielen. «Ich bin überzeugt, dass dies unsere Spieler inspirieren und unsere Fussballkultur weiterentwickeln wird.»
Aber warum dürften sie keine WM Quali Spiele austragen und die Färöer Inseln oder Gibraltar schon? Was haben diese Länder für einen unterschiedlichen Status?