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Zocker, Hobbypilot und Bankräuber-Sohn: Das seltsame Leben des Las-Vegas-Attentäters

This undated photo provided by Eric Paddock shows his brother, Las Vegas gunman Stephen Paddock. Stephen Paddock opened fire on the Route 91 Harvest Festival on Sunday, Oct. 1, 2017, killing dozens an ...
Das Bild zeigt den Vegas-Attentäter in jüngeren Jahren. Bild: AP/Courtesy of Eric Paddock

Zocker, Millionär und Bankräuber-Sohn: So lebte der Attentäter von Las Vegas

03.10.2017, 03:1003.10.2017, 06:02
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Der 64-jährige Stephen Paddock zertrümmerte mit einem Hammer das Fenster seines Zimmers im Manadala Bay Hotel,  ballerte minutenlang mit zwei fest installierten Gewehren in die Menge und richtete sich selbst. Wer ist dieser Mann, der 59 unschuldige Menschen auf dem Gewissen hat? 

Der bärtige, nicht vorbestrafte Rentner lebte mit seiner Freundin unauffällig in einem Haus der «Sun City», einer Rentner-Golfanlage in Mesquite, 120 Kilometer von Las Vegas entfernt. Laut US-Medienberichten war der pensionierte Buchhalter und Immobilienhändler Multimillionär, der Hobby-Pilot besass zwei Kleinflugzeuge und eine Fischerlizenz in Alaska. Paddock hörte Country-Musik und spielte leidenschaftlich. 

Stephen Paddock tötete mindestens 59 Menschen. 
Stephen Paddock tötete mindestens 59 Menschen. facebook

Der zockende Killer

Gemäss NBC hat Paddock in den letzten Wochen mehrmals  über 10'000 Dollar in den Casinos von Las Vegas eingesetzt. An einem Tag seien es sogar 30'000 Dollar gewesen. Ob er dabei gewonnen oder verloren hatte, sei nicht klar. «Er liebte es zu zocken. Er war auch nett zu meinen Kindern, wenn sie in Las Vegas waren», sagte Bruder Eric Paddock.

Stephen sei ein ganz normaler Typ gewesen, der der Mutter Kekse geschickt und Burritos gemocht habe. «Wir sind voll­kom­men schockiert und sprach­los. Es ist, als ob ein As­te­ro­id auf un­se­re Fa­mi­lie ge­stürzt ist», so Eric weiter. Er habe nur gewusst, dass Stephen einige Pistolen besitze. Irgendwelche Anzeichen für Radikalismus habe er nie festgestellt. Paddock war auch nie im Militär. 

Tatsächlich verfügte der Massenmörder über ein ganzes Waffenarsenal. Im Hotelzimmer im 32. Stock fand die Polizei 17 Gewehre. In seinem Haus weitere 18 Waffen, Sprengstoff und tausende Schuss Munition. Die Tat hatte er indes offensichtlich minutiös vorbereitet. Er checkte am 28. September im Mandalay Bay ein und brachte die Waffen in dieser Zeit unbemerkt auf sein Zimmer. 

War Paddock psychisch krank? Oder handelte er trotzdem nicht als «einsamer Wolf»? Über das Motiv gibt es nach wie vor keinerlei Hinweise. Zwar bekannte sich der «IS» zum Attentat, Experten halten dies aber für wenig glaubwürdig. Dutzende Spezialisten von FBI versuchen derzeit fieberhaft, irgendwelche Anhaltspunkte zu finden. 

Vater war Bankräuber

Zumindest eine grössere Auffälligkeit gibt es in der Vorgeschichte des Massenmörders allerdings. Sein vor einigen Jahren verstorbener Vater war ein Bankräuber und wurde zeitweise von der Bundespolizei FBI auf der Liste der zehn meistgesuchten Verbrecher geführt.

FILE - This photo combination shows an image from a 1960s FBI wanted poster of Benjamin Hoskins Paddock, left, and a 1977 file photo of Paddock, who went by the name Bruce Ericksen, when he was on the ...
Der verstorbene Vater von Paddock war einst ein gesuchter Bankräuber. Bild: AP/The Register-Guard

(amü)

Schiesserei in Las Vegas

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Schiesserei in Las Vegas
Beim Mandalay Bay Ressort in Las Vegas ist es am 2. Oktober zu einer Schiesserei gekommen.
quelle: epa/las vegas news bureau / bill hughes/las vegas news bureau/ handout
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55 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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De Shipi
03.10.2017 09:10registriert August 2017
Hier ist wohl die Welt traurig, dass nicht der Islam Schuld daran ist. Hätte er "Gott ist gross" gerufen dabei, wäre das Attentat schnell "gelöst" worden, ist ja dann halt ein IS Anhänger usw.

Aber hier ist es ein 64 jähriger Amerikaner?
Also muss hier nun sehr detailliert geforscht werden, um die Beweggründen herauszufinden für diese abscheuliche Tat. Das zeigt klar und deutlich, nicht die Religion verübt solche Taten, sondern der Mensch alleine!!!

IS versucht hier nur "Werbung" für sich zu beanspruchen, weil deren Untergang droht, man hört ja immer weniger von denen...ZUM GLÜCK!
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Snowy
03.10.2017 10:54registriert April 2016
Habe als Grenadier der CH-er Armee selbst eine gewisse Affektion zu Waffen... nie würde es mir aber in den Sinn kommen, dass jeder Bürger das Recht haben sollte eine vollautomatische Waffe (inkl militärtaktischen kawestierungen wie Laser, Schalldämpfer etc) zu besitzen.

Und schon gar nicht sollten Kriminelle und geistig kranke die Möglichkeit haben diese Waffen ohne Backgroundcheck zu kaufen.
Ironie dabei: Just diesen Sommer hat die NRA erreicht, dass es zu keinerlei Verschärfungen im Waffenrecht kommen darf.

Niemand mit guten Absichten braucht eine vollautomatisches StgW zu Hause..!
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Alex23
03.10.2017 09:26registriert Februar 2015
Da sind sie wieder, diejenigen die behaupten, auch ein schärferes Waffengesetzt hätte so eine Tat nicht verhindern können. Vielleicht nicht diese und vielleicht auch nicht die oder die. Aber etwas könnte gewiss bewirkt werden. Und wäre nicht jede einzelne nicht zustandegekommene Tötung eine Restriktion wert? Stattdessen diskutiert man den zulässigen Einsatz von Schalldämpfern ... betet und findet, dies sei nicht der Moment, sowas zu erörtern.
Aber was will man erwarten in einer Nation, in der die NRA jeden Republikaner und auch einige Demokraten im Wahlkampf grosszügig unterstützt.
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