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So reagieren die NATO, die EU und Polen auf Äusserungen von Trump

Trumps NATO-Äusserungen sorgen für Aufregung – das sind die Reaktionen

US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump erklärte am Samstag, er wolle bei einer Wahl nicht bezahlende NATO-Staaten nicht verteidigen. Mehr noch: Russland solle das tun, «was auch immer zur Hölle sie wollen». So sind die Reaktionen.
11.02.2024, 19:0513.02.2024, 15:31
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Jens Stoltenberg (NATO-Generalsekretär)

Nach Äusserungen von US-Präsidentschaftsbewerber Donald Trump hat NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg vor Andeutungen gewarnt, dass Alliierte ihrer Beistandspflicht bei einem Angriff nicht nachkommen könnten. Stoltenberg sagte am Sonntag:

«Jede Andeutung, dass die Verbündeten sich nicht gegenseitig verteidigen werden, untergräbt unsere gesamte Sicherheit, einschliesslich der der USA.»
NATO Secretary General Jens Stoltenberg addresses a media conference at NATO headquarters in Brussels, Wednesday, Feb. 7, 2024. (AP Photo/Virginia Mayo)
NATO-Generalsekretär Stoltenberg ist nach Trumps Äusserungen besorgt.Bild: keystone

Dies bedeute ein höheres Risiko für amerikanische und europäische Soldaten. Er erwarte, dass die USA unabhängig davon, wer die Präsidentschaftswahl gewinnt, ein starker und engagierter NATO-Verbündeter blieben. Trump möchte sich bei der Abstimmung im November erneut für die Republikaner zur Wahl stellen.

Stoltenberg betonte am Sonntag, die NATO sei bereit und in der Lage, alle Bündnispartner zu verteidigen. «Jedem Angriff auf die NATO wird mit einer vereinten und energischen Antwort begegnet», sagte der Norweger.

Joe Biden

US-Präsident Joe Biden sagte laut einer Mitteilung vom Sonntagabend, Donald Trumps Eingeständnis, dass er beabsichtige, Putin grünes Licht für mehr Krieg und Gewalt zu geben und seinen brutalen Angriff auf eine freie Ukraine fortzusetzen, sei «entsetzlich und gefährlich.»

epa11140517 US President Joe Biden meets with German Chancellor Olaf Slcholz in the Oval Office at the White House in Washington, DC, USA, 09 February 2024. Chancellor Scholz will convey to President  ...
Joe Biden.Bild: keystone

Weisses Haus

Das Weisse Haus meldete sich mit einem Statement von Sprecher Andrew Bates zu Wort. Er betonte Bidens Bemühungen, die NATO weiter zu stärken. «Präsident Biden hat unsere Allianzen wiederhergestellt und uns in der Welt stärker gemacht, weil er weiss, dass die erste Verantwortung eines Präsidenten darin besteht, das amerikanische Volk zu schützen und den Werten, die uns vereinen, treu zu bleiben.» Und weiter:

«Die Invasion unserer engsten Verbündeten durch mörderische Regime zu ermutigen, ist entsetzlich und verstörend – es gefährdet die nationale Sicherheit Amerikas, die globale Stabilität und unsere Wirtschaft zu Hause.»

Charles Michel (EU-Ratspräsident)

EU-Ratspräsident Charles Michel kritisierte, dass «rücksichtslose Äusserungen» über die Sicherheit der NATO nur den Interessen des russischen Präsidenten Wladimir Putin dienten. Es sei notwendig, dass die EU unabhängiger werde, in ihre Verteidigung investiere und zusammenstehe.

President of the council of Europe Charles Michel delivers his speech at European Parliament in Strasbourg, eastern France, Tuesday, Feb. 6, 2024. The European Union?s executive shelved its anti-pesti ...
Charles Michel nennt die Aussagen «rücksichtslos».Bild: keystone

Andrzej Duda

Polens Verteidigungsminister Wladyslaw Kosiniak-Kamysz betonte, der NATO-Grundsatz «Einer für alle, alle für einen» sei «eine konkrete Verpflichtung». Auf der Plattform X (vormals Twitter) führte der konservative Politiker aus: «Die Glaubwürdigkeit verbündeter Länder zu untergraben bedeutet, die gesamte Nordatlantikpakt-Organisation zu schwächen. Kein Wahlkampf darf ein Vorwand sein, um mit der Sicherheit des Bündnisses zu spielen.»

epa11117700 Polish Minister of Defense Wladyslaw Kosiniak-Kamysz attends a joint press conference with his Danish counterpart after their meeting in Warsaw, Poland, 01 February 2024. EPA/PIOTR NOWAK P ...
Wladyslaw Kosiniak-Kamysz, Polens Aussenminister, erinnert an den Grundsatz der NATO.Bild: keystone

Polen gilt als einer der engsten US-Verbündeten in Europa und investiert derzeit überdurchschnittlich viel in die eigene Rüstung, fühlt sich aber offenbar dennoch von Trumps Äusserungen verunsichert.

Innenminister Marcin Kierwinski wurde von der Nachrichtenagentur PAP mit den Worten zitiert: «Trump fordert direkt die Übergabe Europas an (Russlands Präsidenten Wladimir) Putin.» Auch andere Regierungspolitiker veröffentlichten kritische Stellungnahmen.

Präsident Andrzej Duda mahnte hingegen: «Das Bündnis zwischen Polen und den USA muss stark sein, unabhängig davon, wer derzeit in Polen oder den USA an der Macht ist.»

epa11134231 Polish President Andrzej Duda delivers a speech during the Rwanda-Poland Business Forum in Kigali, Rwanda, 07 February 2024. The Polish president and his wife are on an official visit to E ...
Polens Präsident Andrzej Duda. Bild: keystone

Der liberal-konservative Ministerpräsident Donald Tusk nutzte Trumps Äusserung für einen innenpolitischen Seitenhieb gegen den nationalkonservativen polnischen Präsidenten. Duda habe kürzlich erklärt, Trump halte stets sein Wort. Nun solle er daher überlegen, ob diese heikle Trump-Äusserung nicht bei einer Sitzung des Kabinettsrats von Regierung und Präsident am kommenden Dienstag zu thematisieren sei.

(yam/dab/sda/dpa)

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145 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Bächli
11.02.2024 19:33registriert März 2020
Es wird Zeit, dass Europa die Signale von Trump (und natürlich von Putin) ernst nimmt und seine Armeen vorbereitet. Im Moment ist zwar Russland noch geschwächt, doch es läuft dort alles auf Kriegswirtschaft. In fünf Jahren kann ein Angriff nicht ausgeschlossen werden, falls es die Ukraine besiegen sollte und da sollten wir vorbereitet sein. Nein, das ist keine Angstmacherei, sondern die neue, traurige Realität.
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Kaoro
11.02.2024 19:28registriert April 2018
Einfach schrecklich und traurig, dass Trump noch immer soviele Menschen folgen. Unter normalen Umständen gehört Trump schon lange hinter Gittern.
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ingmarbergman
11.02.2024 19:31registriert August 2017
Kriegstreiber Trump. Nur wegen Trump ist Putin in der Ukraine einmarschiert. Trump hat ihm das Gefühl gegeben, die USA würden sich nicht engagieren. Da hat er den Krieg vorbereitet. Und ist einmarschiert bevor Biden die Fehler Trumps rückgängig machen konnte.

Eine zweite Amtszeit Trump ist eine Garantie dafür, dass NATO-Truppen sterben.
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