Seit Donald Trump wieder im Amt ist, sieht man ihn fast täglich an seinem Tisch im Oval Office sitzen, thronen, seinem Irrsinn freie Bahn brechende Dokumente unterschreiben, in die Kameras reden, und dahinter: ein Wald von Fotos. Und: ein FIFA-WM-Pokal. Und fast täglich fragt sich das «Tagesschau»-Publikum: Was hat es mit alledem auf sich?
Der WM-Pokal ist natürlich nicht echt, wie die FIFA selbst vor wenigen Tagen bestätigte. Schliesslich hat die USA noch keine Fussball-Weltmeisterschaft gewonnen. Doch Trump ist ein Freund von FIFA-Präsident Gianni Infantino und wahrscheinlich krönte dieser Trumps Triumph mit der Fake-Trophäe. Ein wirklich wundervolles Geschenk.
Am 20. Januar war der Schweizer bei Trumps zweiter Amtseinführung im Kapitol dabei gewesen und hatte dies vor Stolz schier platzend auf Instagram dokumentiert.
Bereits am 23. Januar begrüsste ihn Trump in seiner zugeschalteten Rede am Weltwirtschaftsforum in Davos persönlich. Die «grossartige Freundschaft» (Infantino) der beiden wird in nächster Zeit unweigerlich an Romantik gewinnen, denn die USA richten gemeinsam mit Kanada und Mexiko die Fussball-WM 2026 aus. Angesichts der aktuellen (wirtschafts)politischen Lage scheint diese völkerverständigende Zusammenarbeit allerdings kaum vorstellbar.
Doch wenden wir uns den immer wieder unterschiedlich angeordneten Fotos hinter Trump zu. Es ist natürlich sein Familienalbum.
Das Porträt, das alle überragt, gehört Trumps Vater, dem 1905 in New York zur Welt gekommenen Immobilienunternehmer Fred C. Trump, dessen Vater wiederum im 19. Jahrhundert aus Deutschland eingewandert war und als Restaurant- und Gasthausbetreiber auf den Routen des grossen Goldrauschs reich geworden war.
Fred C. Trump baute in New York Supermärkte und tausende von Wohnhäusern. Je ärmer die Gegend war, in der er baute, desto schlechter war die Qualität seiner Häuser. In jungen Jahren war er verhaftet worden, weil er an einer Demonstration des ultrarassistischen Ku-Klux-Clans teilgenommen hatte, später weigerte er sich, Wohnungen an Schwarze zu vermieten. 1999 starb er 93-jährig an den Folgen von Alzheimer.
Gleich zweimal blickt die Mutter des amtierenden Präsidenten auf die Geschäfte ihres Sohnes, einmal als junge, einmal als alte Frau.
Mary Anne MacLeod reiste als 17-Jährige zum ersten und wenige Jahre später zum letzten Mal und für immer nach New York. Sie verliess das mausarme schottische Kaff Tong, wo es der Legende nach den Tieren besser gegangen sein soll als den Menschen. Mary Anne war das jüngste von zehn Kindern, ihr Vater war Fischer, vor ihr waren bereits drei Schwestern nach Amerika emigriert.
In New York arbeitete sie vier Jahre lang als Dienstmädchen, dann lernte sie Fred Trump an einer Party kennen, wenig später heirateten die beiden und Mary Anne wurde Mutter von fünf Kindern. Ihr erstes Kind, Maryanne, wurde später Bundesrichterin, das zweite, Freddy, starb mit nur 42 Jahren an den Folgen seiner Alkoholsucht, das jüngste taufte sie nach ihrem Grossvater Donald. Mary Ann selbst starb ein Jahr nach ihrem Mann.
Leider ist es noch niemandem gelungen, das angeschnittene Bild zwischen Fred und Mary Anne zu identifizieren. Vermutet wird, dass es sich um die 2023 verstorbene Maryanne handeln könnte, die Donald Trump sehr nahestand. Oder um Trumps erste Frau, die 2022 verstorbene Ivana. Oder um seine Söhne Eric und Donald Jr.
Auch das Bild neben Freds Porträt bleibt noch ein Rätsel, dafür handelt es sich bei dem auberginenviolett verfärbten Foto in der Mitte um einem Schnappschuss von Donald, Melania und dem frisch geborenen Barron.
Davor: Trump mit Tochter Tiffany, die 1992 zur Welt kam und nach dem Juweliergeschäft Tiffany & Co. getauft wurde. Tiffanys Mutter, die Schauspielerin Marla Maples, war mit Trump in den 90er-Jahren verheiratet, sie entstammt einer Immobilienunternehmer-Familie. Tiffany selbst hat Soziologie und Jura studiert, gemodelt und eine Single veröffentlicht. Sie ist mit dem libanesisch-amerikanischen Unternehmer und Milliarden-Erben Michael Boulos verheiratet, verkuppelt wurden die beiden einst von Lindsay Lohan.
Direkt neben Tiffany: Vater Donald und Sohn Barron im Sport-Outfit, der goldenen Wandverkleidung nach zu schliessen in Mar-a-Lago.
Bei dem Bild hinter Trumps Lehne schliesslich handelt es sich um exakt dieses hier. Donald mit Lieblingstochter Ivanka, die während seiner ersten Amtszeit als Beraterin für ihn arbeitete, 1991 im New Yorker Plaza Hotel. Der Anlass: Die Kosmetikmarke Maybelline präsentierte den «Look of the Year». Also geschminkte junge Frauen. Vor Vater und Tochter liegt ein Formular, das ganz danach aussieht, als müssten damit Wettbewerbs-Teilnehmerinnen bewertet werden. Den Rest mag man sich nicht so richtig vorstellen. Make America normal again.