Seit dem Tod von Papst Franziskus am Ostermontag wartet die katholische Kirche gespannt auf ihren neuen Oberhirten. Und das nicht nur im Vatikan, sondern auch in den Vereinigten Staaten, wo konservative Katholiken, beflügelt von der Wiederwahl Donald Trumps im vergangenen November, nun davon träumen, ihren Kreuzzug bis an die Spitze der Kirche zu tragen.
Das kaum verhüllte Ziel: einen «MAGA-Papst» durchzusetzen, der den traditionellen Werten verpflichtet ist – Werten, die ihrer Ansicht nach unter dem «progressiven» Pontifikat von Franziskus mit Füssen getreten wurden –, wie die «Financial Times» schreibt.
Denn kaum war er 2013 gewählt, reichte Franziskus den Ausgegrenzten die Hand und modernisierte den Ton einer Kirche, der man oft Rigidität vorwarf. Für einen Teil der ohnehin misstrauischen US-Katholiken war das zu viel. Segnungen für homosexuelle Paare sowie seine Stellungnahmen zur Klimakrise und zur Aufnahme von Migranten liessen rasch eine heftige Opposition erstarken.
Im Laufe der Jahre hat sich diese Gegnerschaft nur noch verschärft: Persönlichkeiten wie Kardinal Raymond Burke oder der texanische Bischof Joseph Strickland – beide ausgesprochene Papstkritiker – zögerten nicht, ihren Widerstand öffentlich zu zeigen. Franziskus blieb unerschüttert: Entlassungen, Absetzungen … der Machtkampf wurde offen ausgetragen.
Beflügelt vom erneuten Einzug Donald Trumps ins Weisse Haus, spüren diese ultrakonservativen Katholiken, dass ihre Stunde endlich gekommen ist. Ihre Hoffnung: ein Konklave, das ihrer Meinung nach die Karten neu mischen könnte.
Ihr Ideal? Ein Papst nach dem Vorbild ihres politischen Idols: kompromisslos, nationalistisch und entschlossen, eine «starke» Kirche gegenüber einer von ihnen als dekadent empfundenen Welt wiederherzustellen. Dieser Traum wird unverblümt ausgesprochen, etwa vom Podcaster Jesse Romero: «Wir brauchen einen Papst wie Trump.» Der Trump-Verteidiger geht sogar noch einen Schritt weiter:
Konkret träumen sie von einem unbeugsamen Papst, der jeden Kompromiss mit der westlichen Moderne ablehnt. Manche Katholiken gehen sogar so weit, das Pontifikat von Franziskus für illegitim zu erklären – etwa der konservative Berater und Lobbyist Roger Stone:
Doch diese MAGA-Katholiken setzen nicht allein auf Gebete, damit ihr Traum Wirklichkeit wird. Hinter den Kulissen religiöser und politischer Macht sind sie längst präsent. So wurde etwa Brian Burch, Präsident von CatholicVote.org, nach Trumps Rückkehr an die Macht von diesem zum US-Botschafter beim Vatikan ernannt – ein keineswegs belangloser Schritt, wie L’Express hervorhebt.
Gleichzeitig bereiten Einrichtungen wie die Franciscan University of Steubenville mit ihrem Priestly Discernment Program eine neue Generation von Priestern vor, deren Ausrichtung deutlich konservativer ist. Einer im November 2023 veröffentlichten Studie des Catholic Project zufolge sind junge amerikanische Priester heute stärker «konservativ/orthodox».
Trotz dieser Dynamik ist der Ausgang alles andere als sicher. Von den zehn US-Kardinälen, die am Konklave teilnehmen dürfen, wurden sechs von Franziskus selbst ernannt – sie tendieren daher zu einer eher reformorientierten Kontinuität.
Vor allem ist das Kardinalskollegium weiterhin stark international: Afrika, Asien und Südamerika werden ein erhebliches Gewicht haben – mit Prioritäten, die sich deutlich von den amerikanischen Kulturkämpfen unterscheiden.
Ein Kurswechsel ist jedoch keineswegs ausgeschlossen, zumal sich inzwischen auch einige europäische Stimmen – allen voran der deutsche Kardinal Gerhard Müller, früher Franziskus’ rechte Hand in Glaubensfragen – für eine konservativere Wende aussprechen, wie die Tribune Chrétienne berichtet. Und das gerade bei so sensiblen Themen wie der Migration.
In den Vereinigten Staaten ist der Wandel bereits deutlich spürbar. Unter der Führung von Msgr. Timothy Broglio balanciert die amerikanische Bischofskonferenz zwischen Treue zum Lehramt Roms und populistischen Versuchungen, wie das katholische Nachrichtenportal Aleteia anmerkt.
Obwohl die Kirche in den USA Donald Trump – gerade wegen seiner Migrationspolitik – mehrfach kritisierte, zeigte sie sich zugleich empfänglicher für seine Aufrufe zu religiösem Patriotismus.
Gut eine Woche vor Beginn des Konklaves stellt sich die entscheidende Frage: Wird das konservative Amerika der Spitze der Kirche ihren Stempel aufdrücken können? Oder wird der nächste Papst den reformerischen Schwung von Franziskus fortsetzen – zum grossen Verdruss der katholischen Trump-Anhänger?
Ob er ein leiser Progressiver oder ein bekennender Konservativer sein wird – der nächste Papst erbt eine umkämpfte Kirche.
Schlechtere Christen als in den USA gibt es fast nicht mehr. Zerfressen vom Hass sind sie. Was ist nur mit diesen Menschen los?