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Familie will abseits der Zivilisation leben – und stirbt

Familie will abseits der Zivilisation leben – und stirbt

Sie wollten im rauen Hinterland von Colorado abseits der Zivilisation leben. Das Abenteuer bezahlten zwei Schwestern und ein Minderjähriger mit ihrem Leben.
28.07.2023, 08:5428.07.2023, 08:54
Ein Artikel von
t-online

Als Rebecca Vance im vergangenen Sommer mit ihrem 14-jährigen Sohn und ihrer Schwester ihre Campingausrüstung packte und sich in die Rocky Mountains aufmachte, hoffte sie offenbar auf einen Neuanfang. Die Familie wollte laut Berichten ein neues Leben abseits der Zivilisation beginnen. Doch ihr Trip in die Wildnis endete tödlich.

Panorama-Sicht auf die Rocky Mountains
So schön die Rocky Mountains auch sind: Das Leben in der Wildnis ist eine Herausforderung.Bild: Shutterstock

Am Dienstag wurden Christine Vance (41), Rebecca Vance (42) und ihr Sohn für tot erklärt. Ihre verwesten und teilweise mumifizierten Leichen wurden auf einem abgelegenen Campingplatz im Westen Colorados entdeckt. Ein Wanderer fand zunächst eine Leiche auf einer Höhe von 2'900 Metern über dem Meeresspiegel, die zwei weiteren wurden später in einem Zelt aufgefunden.

Die genaue Todesursache ist noch nicht offiziell bekannt. Wahrscheinlich sind sie jedoch an Hunger oder Kälte gestorben, wie der Gerichtsmediziner Michael Barnes gegenüber der Nachrichtenagentur Associated Press (AP) erklärte. «Ich frage mich, ob der Winter schnell hereinbrach und sie plötzlich im Zelt nur noch im Überlebensmodus waren», sagte Barnes.

Auf dem Campingplatz befanden sich neben den Leichen auch leere Konservendosen, Bücher und ein Toilettenbereich, berichtete Barnes. Es schien, als hätten sie begonnen, eine Art Unterschlupf zu bauen, der jedoch noch nicht fertiggestellt war, als der harte Winter im vergangenen Jahr einsetzte. «Sie hatten eine Menge Literatur über das Überleben im Freien, die Nahrungssuche und Ähnliches dabei. Aber es sah so aus, als hätten sie Vorräte in einem Lebensmittelgeschäft gekauft.»

Die Stiefschwester der verstorbenen Frauen, Trevala Jara, sprach mit der «Washington Post». Die Dreiergruppe hatte ihrer Familie zwar erklärt, dass sie aus der Zivilisation aussteigen wollte, aber nicht gesagt, wo genau sie hingingen.

«Es gefiel ihr nicht, wie sich die Welt entwickelte und sie dachte, es wäre besser, wenn sie zusammen mit ihrem Sohn und Christine alleine wären, weit weg von allem», sagte die 39-jährige Jara. Sie dachte, dass sie ihre Familie beschützen könne. «Wir haben versucht, sie aufzuhalten, aber sie wollten nicht hören.»

Um sich auf das Überleben in der Wildnis vorzubereiten, hätten die drei Videos angeschaut, aber keine echte Erfahrung gehabt, so Jara gegenüber der «Colorado Springs Gazette». «Das geht einfach nicht. Sie sind verhungert, weil sie nicht vorbereitet waren».

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53 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Jep.
28.07.2023 09:23registriert Januar 2022
Zwischen einer Woche Camping und wirklich abseits vom Schuss zu leben besteht ein himmelweiter Unterschied. Entsprechendes Training und Vorbereitung erlangt man nicht nur mit ein paar Videos und Bücher lesen. Tragischer Fall.
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Sofakartoffel
28.07.2023 09:59registriert März 2020
Achtung, zynisch: Survival of the fittest... Tut mir Leid, auch für die Angehörigen.

(Ich würde auch nicht zu den überlebensfähigen gehören, wie schon mein Nick vermuten lässt. Selbsterkentniss als Überlebensgrundlage 🤭).
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Mr. Feinripp
28.07.2023 09:47registriert März 2022
Ich verstehe den ganzen Hype um Off-the-grid-living nicht so recht. Gibt ja einige Influencer, die da auf Youtube entsprechende Inhalte produzieren. Ich muss ja immer ein bißchen lachen, wenn sie die Benzin-Kettensäge anwerfen, oder mit dem Auto "mal kurz" was besorgen. Am Ende bezahlt ihr Influencertum mit echten Dollars ihr Leben im Nirgendwo. Richtig autark leben die meisten nicht.
Mir persönlich wäre es jedenfalls zu ungesellig. Menschen sind doch soziale Wesen(?)
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