Beim improvisierten Ukraine-Gipfel im Weissen Haus hatten die anwesenden Staatsoberhäupter und Spitzenpolitiker einiges zu besprechen. Die Lage war ernst. Es ging um Sicherheitsgarantien und mögliche Friedensgespräche. Neben Ansprachen, Lob für Donald Trump und Solidaritätsbekundungen für den anwesenden ukrainischen Präsidenten fielen am Montag jedoch auch einige kuriose Szenen auf.
Beim ersten Pressetermin am Montag sprach Wolodymyr Selenskyj gerade einmal viereinhalb Minuten – und bedankte sich in dieser Zeit mehr als zehnmal beim US-Präsidenten. Dankbar ist der ukrainische Präsident zweifellos, doch die ständige Wiederholung war mehr ein Nachhall seines letzten Besuchs im Weissen Haus. Damals hatte Vizepräsident JD Vance ihm mehrfach Undankbarkeit vorgeworfen. Dieses Mal sass Vance wieder auf dem Sofa neben Trump. Gesagt hat er aber nichts. Er wirkte entspannt – vielleicht wegen der Dankbarkeit Selenskyjs, vielleicht aber auch, weil er gerade erst aus zwei Wochen Urlaub zurückgekehrt ist.
Hat er vielleicht eine neue Brille? Der finnische Präsident Alexander Stubb sass direkt gegenüber von Donald Trump. Eigentlich kennen sich die beiden gut, Berichten zufolge stehen sie in regelmässigem Kontakt und sind Golf-Buddys. Als der US-Präsident jedoch die anwesenden Europäer vorstellte, suchte er verwirrt nach Stubb. Der rief schliesslich über den Tisch: «Ich bin hier.» Trump blickte auf, kniff die Augen zusammen und sagte: «Oh. Du siehst besser aus, als ich dich je gesehen habe.»
Ebenfalls fasziniert war Trump am Montag von Friedrich Merz’ Aussehen. Der deutsche Bundeskanzler hatte für den Gipfel in Washington seinen Sommerurlaub am Tegernsee unterbrochen. «Du siehst grossartig aus mit deinem Teint», sagte der Republikaner zu Merz. Es blieb nicht bei einem Kompliment. Während er ihn vorstellte, konnte der Gastgeber kaum den Blick von Merz abwenden. «Wo hast du den her, ich will auch so einen», sagte Trump über die Sommerbräune des Deutschen und lachte.
Merz liess sich von den freundlichen Worten des US-Präsidenten nicht einlullen. In seiner kurzen Ansprache betonte der Kanzler die Dringlichkeit eines Waffenstillstands – spätestens zu Beginn der Friedensverhandlungen zwischen Russland und der Ukraine. Trump, der vor seinem Treffen mit Putin am vergangenen Freitag noch die gleiche Position vertreten hatte, spielte die Bedeutung eines solchen Schritts herunter.
Während Merz sprach, kämpfte Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni sichtbar mit ihrer Geduld. Sie presste die Lippen zusammen, seufzte, blickte zur Decke – und stoppte nur knapp vor dem Augenrollen. Später, im Gespräch mit Trump, hielt sie ihre Miene nicht mehr: Auf einen Spruch des Präsidenten folgte erst ein höfliches Lächeln, dann ein Augenrollen vor laufender Kamera.
Wie seine Partnerin, die republikanische Abgeordnete Marjorie Taylor Greene, nimmt auch Brian Glenn selten ein Blatt vor den Mund. Beim letzten Besuch von Wolodymyr Selenskyj im Weissen Haus war es der Reporter des rechten Senders «Real America’s Voice», der den ukrainischen Präsidenten spöttisch fragte, warum er keinen Anzug trage – eine Frage, auf die Glenn sichtlich stolz war.
Als Selenskyj nun im Anzug neben Donald Trump sass, rief Greene lachend: «Präsident Selenskyj, Sie sehen fabelhaft aus in dem Anzug!» Trump ergänzte, er habe das Gleiche gesagt. «Das ist der, der Sie das letzte Mal angegriffen hat», wandte sich Trump an Selenskyj und deutete auf Glenn.
Der Ukrainer lachte: «Ich erinnere mich an Sie.» Glenn wiederholte sein Kompliment und entschuldigte sich. Selenski, früher Komiker, konterte trocken: «Ich habe mich umgezogen – Sie tragen immer noch denselben Anzug.» Daraufhin konnte selbst Trump sich sein Lachen nicht verkneifen.
Ein Besuch bei Trump – so ernst der Grund auch sein mag -– wäre nicht vollständig, wenn er nicht im geliebten Fan-Shop des US-Präsidenten enden würde. Die europäischen Vertreter kennen den Raum nur allzu gut. Schon nach seinem letzten Besuch durfte sich der deutsche Bundeskanzler Friedrich Merz einen Artikel aussuchen. Dieses Mal hoch im Kurs: ein Cap, auf dem «4 weitere Jahre» steht. Eine Anspielung auf Trumps angebliche Pläne für eine mögliche dritte Amtszeit, die nach der US-Verfassung eigentlich ausgeschlossen ist. (aargauerzeitung.ch)