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US-Autor T.C. Boyle: «Wir leben nicht mehr in einer Demokratie»

US-Autor T.C. Boyle: «Wir leben nicht mehr in einer Demokratie»

Das Auseinanderbrechen der USA unter Trump bricht T.C. Boyle das Herz. Daher hat er jetzt die Konsequenzen gezogen und meidet einen seiner Lieblingsorte.
26.11.2025, 09:3726.11.2025, 09:37
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t-online

Der US-Autor T.C. Boyle («Wassermusik») sorgt sich um eine Spaltung der USA unter Präsident Donald Trump und will deswegen nicht mehr wie früher zum Schreiben in das Hochgebirge der Sierra Nevada fahren. «Ich liebe die Berge, aber ich halte es dort nicht mehr aus. Die Leute oben sind fast alle Trump-Anhänger», sagte der 76-Jährige dem «Stern».

Der amerikanische Bestseller-Autor T.C. Boyle im Audimax der Universität Hamburg.
Der amerikanische Bestseller-Autor T.C. Boyle im Audimax der Universität Hamburg. bild: dpa

Früher sei er mit seinen Nachbarn dort auch mal ein Bier trinken gegangen. «Heute trennen uns Welten. Das bricht mir das Herz – diese Spaltung reicht bis in die Wälder», beklagte der Schriftsteller.

Sein Land sei kurz davor, seine Seele zu verlieren, sagte Boyle. «Die Rechten haben die Macht übernommen, und wir leben nicht mehr in einer Demokratie.» Er habe vor einiger Zeit wieder Volker Ullrichs Hitler-Biografie gelesen und bemerkt: «Die frühen Stadien von Hitlers Machtübernahme gleichen erschreckend dem, was wir heute sehen: Propaganda, Personenkult, Manipulation. Trump ist kein Populist. Er ist ein Faschist.» Trotzdem folgten dem US-Präsidenten viele, weil sie nicht mehr zwischen Wahrheit und Wahn unterscheiden könnten, sagte Boyle. «Wahrheit ist das, was die jeweilige Blase im Internet auftischt.»

T.C. Boyle: KI keine Konkurrenz

Auf die Digitalisierung blickt der Autor nach eigenen Angaben «mit Faszination und Schrecken.» Die Menschen seien die erste Spezies, die ihre eigene Auslöschung programmiere. «Unsere Maschinen sind schneller, klüger, effizienter – aber sie verstehen nichts.» Deshalb sehe er zumindest die Literatur nicht durch Künstliche Intelligenz (KI) bedroht, sagte Boyle.

Sein Sohn habe jüngst einen Chatbot gebeten, eine T.C.-Boyle-Geschichte zu schreiben, aber das Ergebnis habe dem Autor wenig Sorgen gemacht. «Der Text klang wie ein kalter Roboter, ohne etwas Menschliches. Literatur galt schon oft als bedroht – vom Fernsehen, vom Internet, jetzt von KI. Schreiben ist eine zutiefst menschliche Handlung: ein Versuch, das Chaos zu ordnen. Ich glaube, echte Literatur überlebt, weil sie das Unvollkommene feiert.»

Boyles neues Buch «No Way Home» ist im Herbst erschienen. Der Schriftsteller ist derzeit auf Lesereise in Deutschland und Österreich.

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