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USA-Experte warnt vor gefährlichem Arktis-Deal

FILE - President Donald Trump, right, meets with Russian President Vladimir Putin at the G-20 Summit in Hamburg, July 7, 2017. (AP Photo/Evan Vucci, File)
Donald Trump,Vladimir Putin
Der US-Präsident Donald Trump und der Präsident von Russland, Wladimir Putin.Bild: keystone

«Trump könnte Putin in die Hände spielen»: USA-Experte warnt vor gefährlichem Arktis-Deal

Russland und China bauen ihre Zusammenarbeit in der Arktis aus – und Donald Trump könnte das ausnutzen, um eigene Ziele zu verfolgen. Der USA-Experte Josef Braml warnt: Die Ukraine droht zur Verhandlungsmasse zu werden.
21.05.2025, 16:0121.05.2025, 16:01
Anna Von Stefenelli / watson.de
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Lange galt die Arktis als abgelegene Eiswüste. Doch mit der Klimakrise verändert sich die strategische Bedeutung der Polarregion rasant. Neue Schifffahrtsrouten entstehen, Rohstoffe werden zugänglich – und die Grossmächte bringen sich in Stellung. Russland investiert massiv, China zieht nach, und auch die USA werten die Region sicherheitspolitisch auf. Doch was wie ein klassisches geopolitisches Kräftemessen wirkt, könnte bald globale Folgen haben – besonders für die Ukraine.

Denn aus Sicht des USA-Experten Josef Braml verfolgt Donald Trump in diesem Konflikt einen hochriskanten Kurs. Er warnt bei «Focus Online»: Trump könnte versuchen, Russland mit wirtschaftlichen und politischen Zugeständnissen aus der Allianz mit China zu lösen – und dabei die Ukraine als Verhandlungsmasse einsetzen.

Russland und China in der Arktis – wirtschaftlich eng, strategisch brisant

Russlands Präsident Wladimir Putin hat bereits 2020 eine nationale Arktisstrategie bis 2035 verabschiedet. Ziel: militärische Aufrüstung entlang der Nordgrenze, Ausbau der Infrastruktur und wirtschaftliche Erschliessung neuer Ressourcen, die durch die Eisschmelze zugänglich werden.

Dabei spielt auch die Nähe zu Alaska eine zentrale Rolle. Die Region, früher militärisch vernachlässigt, wird zu einem strategischen Hebel. Aufgrund westlicher Sanktionen ist Russland zunehmend auf China angewiesen – insbesondere bei Energieexporten.

Die Volksrepublik wiederum verfolgt in der Arktis primär wirtschaftliche Interessen: Seit den frühen 2000er-Jahren investiert sie über Island und direkt in Russland in Infrastruktur- und Rohstoffprojekte. Die Nordseeroute, die sich durch die schmelzenden Eisdecken öffnet, könnte laut Braml die Transportzeit chinesischer Waren nach Europa nahezu halbieren.

Das Forschungsschiff Polarstern 2020 beim Auslaufen im Bremer Hafen, Antarktis, Arktis
Ein Forschungsschiff in der Arktis. Bild: keystone

Dabei ist das Verhältnis zwischen Moskau und Peking alles andere als ausgeglichen. China gewinnt an Einfluss, während Russland um seine Souveränität ringt. «Russland will seine Unabhängigkeit wahren und nicht auf der Weltbühne an Bedeutung verlieren», betont Braml. Genau hier könnte ein gefährliches Machtspiel beginnen.

Experte warnt: Trump könnte Ukraine-Teile als Dealmasse anbieten

In dem aktuellen Beitrag für «Focus Online» analysiert Braml, dass Donald Trump gezielt versucht, Russland aus seiner engen Bindung an China zu lösen – mit wirtschaftlichen Lockangeboten, geopolitischen Anreizen und der Aussicht auf eine Arktis-Kooperation mit den USA. Teil dieser Überlegungen seien auch territoriale Zugeständnisse in der Ukraine.

«Trump hat insbesondere die Ukraine unter Druck gesetzt, territoriale Zugeständnisse zu machen», schreibt Braml. Damit gemeint sind etwa die Krim oder Teile des Donbass – Regionen, die Russland bereits kontrolliert und die in Trumps Rechnung offenbar als verhandelbar gelten. Für Braml ist das ein Tabubruch: Die Annexion würde damit nicht rückgängig gemacht, sondern politisch normalisiert.

Putin könnte das als Einladung verstehen, seinen Krieg in der Ukraine fortzusetzen – in der Hoffnung auf künftige Belohnung. Laut Braml vertraut der Kremlchef darauf, dass die Zeit für ihn arbeitet – militärisch und diplomatisch.

Arktis wird zum sicherheitspolitischen Krisenherd

Die USA reagieren längst auf die russisch-chinesische Kooperation in der Arktis. Insbesondere Alaska, das nur knapp 90 Kilometer von russischem Territorium entfernt liegt, rückt wieder in den militärischen Fokus.

Es kommt zu Truppenverlagerungen, Manövern und einer sicherheitspolitischen Aufwertung der Region. Auch Trumps wiederholtes Interesse an Grönland – für viele nur eine kuriose Schlagzeile – bekommt vor diesem Hintergrund neue Bedeutung. Braml interpretiert es als geopolitisches Signal: Die USA wollen ihre Präsenz sichern, während Russland und China Fakten schaffen.

Ein Risiko für Selenskyj – und ein Vorteil für Putin

Trumps Verhältnis zu den Akteuren des Ukraine-Kriegs ist dabei klar: Er bewundert Putin und steht Selenskyj kritisch gegenüber. Laut Braml ist es «wahrscheinlich, dass er zunächst die Geduld mit dem ukrainischen Staatschef verlieren wird».

Wolodymyr Selenskyj.
Wolodymyr Selenskyj, der Präsident der Ukraine.Bild: pd

Für Trump zählen sichtbare Erfolge – ein «Deal» mit Putin hätte für ihn mehr Strahlkraft als ein langer Verteidigungskrieg aufseiten Kiews. Braml warnt, dass sich geopolitische Dynamiken verschieben könnten – mit der Ukraine als Verliererin.

Aktuell fliesst rund die Hälfte des ukrainischen Staatshaushalts in die Verteidigung, wie das ukrainische Zentrum für Wirtschaftsstrategie berichtet. Braml warnt: Ohne westliche Hilfe könnte der Staat kollabieren – oder in einem nicht enden wollenden Abnutzungskrieg stecken bleiben.

Ein stabiler Frieden sei nicht in Sicht. Selbst im besten Fall – einem Waffenstillstand – droht laut Braml ein «eingefrorener Konflikt», wie ihn die Welt etwa aus Korea kennt: ohne echte Lösung, aber mit dauerhaftem Eskalationsrisiko. (nib)

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