Kurz vor Mitternacht schlägt Polen Alarm: Mehrere russische Angriffsdrohnen, mutmasslich vom Typ «Schahed», sind in den polnischen Luftraum eingedrungen. Das kam in der Vergangenheit immer mal wieder vor. Meistens handelte es sich um «verlorene» Drohnen aus Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine. Doch diesmal ist es anders.
Die Luftraumverletzungen halten die ganze Nacht an. Die letzte russische Drohne wurde um halb sieben Uhr registriert und kurz darauf abgeschossen. Mindestens 19 russische Drohnen seien insgesamt auf polnisches Territorium vorgedrungen, sagte Premierminister Donald Tusk später am Mittwoch. Und vor allem: Sie kamen gemäss Tusk nicht über die Ukraine, sondern direkt von Weissrussland. Deshalb glaubt er auch nicht an ein Versehen, sondern spricht von einer «grossangelegten Provokation». Noch am Mittwochvormittag fand auf Antrag Polens bei der Nato eine Krisensitzung unter Artikel 4 des Allianz-Vertrages statt. Dieser sieht Beratungen vor, sobald ein Mitgliedsland seine Sicherheit ernsthaft bedroht sieht.
Direkte Gefahr für die Zivilbevölkerung hat anscheinend nie bestanden. Polnische F-16 Kampfjets im Verbund mit von der Nato abgestellten F-35 aus den Niederlanden stiegen auf und schossen mehrere Drohnen ab, welche als Bedrohung eingestuft wurden. Ein Haus in der Lublin-Region im Osten Polens wurde laut Medienberichten von einer abgestürzten Drohne getroffen. Meldungen über Tote oder Verletzte gibt es bislang aber keine.
Im Einsatz standen auch ein italienisches AWACS-Aufklärungsflugzeug sowie ein Tankflugzeug der Nato sowie mehrere Kampfhelikopter vom Typ MI-24, MI-17 und Blackhawk-Hubschrauber sowie eine in Polen stationierte Batterie von Patriot-Luftabwehrraketen der deutschen Bundeswehr. Nach einer vorübergehenden Sperrung konnten vier Flughäfen, darunter der «Chopin»-Hauptstadt-Flughafen in Warschau, wieder ihren Betrieb aufnehmen. Die Suche nach den Überbleibseln der Drohnen läuft. Bis Mittwochmittag wurden laut Angaben des polnischen Innenministeriums die Reste von sieben Drohnen sowie Teile eines unbekannten Flugobjekts gefunden.
Dass russische Drohnen über Nato-Territorium abgeschossen werden müssen, ist eine Neuheit und eine klare Eskalation. Es wäre falsch zu sagen, dass sich Polen im Kriegszustand befinde. Aber man sei so nahe an einem bewaffneten Konflikt dran wie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr, sagte Tusk. Die Luftstreitkräfte wurden in die höchste Bereitschaftsstufe versetzt.
Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski sagte, dass Russland 40 Raketen und 415 Drohnen in der Nacht auf Mittwoch losschickte. Davon seien mindestens acht Schahed-Drohnen direkt auf Polen gezielt gewesen. «Ein extrem gefährlicher Präzedenzfall für Europa», so Selenski. Auch der britische Premier Keir Starmer, Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und eine ganze Reihe europäischer Regierungschefs verurteilten Russlands Drohnen-Attacke.
Der Nato-Generalsekretär Mark Rutte warnte Russland vor «absolut leichtsinnigem» Verhalten. Eine abschliessende Einschätzung dessen, was genau vorgefallen sei, stehe zwar noch aus. Aber: «Ob es nun Absicht war oder nicht, es ist absolut gefährlich», so Rutte. Er betonte, die Allianz werde jeden Zentimeter des Bündnisgebietes verteidigen. Sogar der notorisch Russland-freundliche ungarische Regierungschef Viktor Orbán kritisierte die Luftraumverletzung als «inakzeptabel».
Der nun angerufene Artikel 4 des Nato-Vertrags ist die Vorstufe zur allgemeinen Beistandsklausel. Diese besagt, dass ein Angriff auf ein Nato-Land als Angriff auf die gesamte Verteidigungsallianz zu betrachten ist. Premierminister Tusk fordert, dass den solidarischen Statements seiner Nato-Partner nun Taten folgen müssten. Wahrscheinlich ist, dass er nun eine verstärkte Nato-Präsenz zum Schutz des polnischen Luftraums pocht.
Tusk stellte explizit auch eine Verbindung zwischen der Drohnen-Attacke und der am Freitag beginnenden gemeinsamen Militärübung «Zapad» (russisch für «Westen») zwischen Russland und Weissrussland. Beim Grossmanöver sind schätzungsweise über 100'000 Soldaten beteiligt. Tusk bezeichnete die Drohnen-Attacke als ein Teil davon, um «Chaos, Panik und politische Aufruhr in Polen zu stiften».
In Weissrussland stritt der Generalstabschef der Armee, Generalmajor Pavel Muraveiko, jegliche gezielte Luftraumverletzung ab. Es habe sich um verirrte Drohnen gehandelt, deren Signal gestört wurde. Die weissrussische Armee habe sogar mehrere Drohnen abgeschossen und Polen sowie Litauen informiert, so Muraveiko. Im Kreml wollte sich Putin-Sprecher Dmitri Peskov nicht äussern und verwies an das Verteidigungsministerium. (aargauerzeitung.ch)
Ist das Satire?
Dass eine RUS Drohne 300 KM bis in die Mitte Polens eindringen konnte,ist ein UndingDie RUS werden ihre Schlüsse ziehen daraus.
Immer mehr erinnert das alles and 1938.Habt Ihr nichts aus verfehltem Appeasement gelernt?
Wie reagiert man nächstes mal?
Wurde der letzte Zwick an der Geisel hoffentlich deutlich erklärt?