Viel Regen und tiefe Temperaturen – der April zeigt sich in weiten Teilen der Schweiz bislang von seiner garstigen Seite. Im Vergleich zum langjährigen Schnitt (1991 bis 2020) ist der erste echte Frühlingsmonat des Jahres 2023 zumindest auf der Alpennordseite deutlich kälter und feuchter als zuletzt üblich. Mehr als 1,5 Grad zu kühl war es schweizweit bis zum 26. April, der Niederschlagsüberschuss im langjährigen Mittel im April beträgt 15 Prozent.
Ganz anders ist die Situation in anderen Teilen der Welt: Mehrere Regionen Süd- und Südostasiens werden seit Mitte April von einer extremen Hitzewelle heimgesucht, infolge derer die Temperaturrekorde gleich reihenweise fallen: In Thailand wurde am 15. April in der Provinz Tak eine neue nationale Höchsttemperatur von 45,4 Grad gemessen, ebenso mit 42,9 Grad in Xayaburi in Laos.
In China wurden an mehr als 100 Wetterstationen lokale Höchstwerte erreicht. Im indischen Prayagraj kletterte das Thermometer auf 44,6 Grad. Zwar sind der April und der Mai in diesen Regionen oft die heissesten Monate, bevor der jährliche Monsun eine Abkühlung bringt, normalerweise liegen die Maximaltemperaturen zu dieser Jahreszeit aber einiges tiefer.
Fast 40 Grad ist es derzeit auch in Südspanien, obwohl dort nicht der April, sondern Juli und August die heissesten Monate im Jahr sind. Grund für die ungewöhnlich hohen Temperaturen ist ein Hochdruckrücken, der sehr warme afrikanische Luftmassen von Süden in die Länder schaufelt und dafür sorgt, dass die Temperaturen in fast ganz Spanien rund 15 Grad über der April-Klimanorm liegen.
Laut des 1887 gegründeten nationalen Wetterdienstes «Aemet» wurden diese Woche in mehreren andalusischen Städten April-Rekorde gebrochen: etwa in Cordoba, wo die bisherige Höchstmarke von 34,0 Grad am Donnerstag mit 38,7 Grad gleich deutlich übertroffen wurde. Gut möglich, dass gar noch der bisherige europäische April-Höchstwert fällt. 39,0 Grad wurden am 23. April 2008 in Zypern dokumentiert.
Was bei Touristen Begeisterung auslösen mag, bereitet Experten vor allem Sorgen. Sie führen das immer häufiger auftretende Extremwetter auf den Klimawandel zurück. Ausserdem herrscht in Spanien seit vielen Monaten Trockenheit. Im Zusammenspiel mit der Hitze warnen sie vor einer erhöhten Waldbrandgefahr.
Die frühe Extremhitze, die von einer seit Monaten dauernden Dürre begleitet wird, führen Experten auf den vom Menschen verursachten Klimawandel zurück. Aemet-Sprecher Ruben del Campo warnte: «Eines ist klar: Der Klimawandel verstärkt extreme Wetterereignisse.» Man rechne mit den heissesten Apriltagen seit 1950.
Weitere Hitzewellen werden auf der iberischen Halbinsel folgen. Der Weltklimarat bemerkte in einem Bericht im Februar 2022, dass der Mittelmeerraum ein «Hotspot des Klimawandels» sein könne. Hitzewellen und Dürre werden die Bevölkerung noch stärker belasten, gesundheitlich und wirtschaftlich.
Für weitere Hotspots der globalen Erhitzung interessierte sich auch ein britisches Forschungsteam um die Klimawissenschafterin Vikki Thompson von der Universität Bristol. Die Gruppe veröffentlichte nun im Fachmagazin «Nature Communications» eine Untersuchung, in welchen Regionen das Risiko für Hitzerekorde brechende Extreme mit grossen Auswirkungen statistisch am höchsten ist.
Besonders problematisch ist die Lage demzufolge in Mittelamerika, Afghanistan und Papua-Neuguinea. Dies liegt auch daran, dass die Bevölkerung sozioökonomisch besonders anfällig ist, was sich auch auf den Umgang mit Hitzewellen auswirkt. Dort dürften bisherige Extremereignisse, die nur einmal in 100 Jahren auftraten, künftig häufiger – nämlich alle 78 bis 90 Jahre – vorkommen.
Die Fachleute werteten grosse Datensätze aus Beobachtungsdaten und Klimamodellen aus und nutzten dafür Extremwertstatistiken. «Wir haben Regionen identifiziert, die bisher vielleicht Glück hatten», sagt Hauptautorin Thompson. «Da Hitzewellen immer häufiger auftreten, müssen wir besser vorbereitet sein.» Dies sei aber bei schnell wachsenden Populationen und Entwicklungsländern schwierig.
Daneben werden aber auch Zentraleuropa und die chinesische Hauptstadt Peking vom Studienteam hervorgehoben – aufgrund der hohen Bevölkerungsdichte. In diesen Regionen sind Millionen von Menschen betroffen, wenn es zu einer Rekordhitzewelle kommt. Dabei sind nicht nur Ernährungssicherheit und Ökologie einer Belastungsprobe ausgesetzt, sondern auch der menschliche Körper.
Überhitzung und Kreislaufprobleme betreffen nicht nur, aber vor allem ältere, junge sowie vorerkrankte Personen. Kühlt es während der sogenannten Tropennächte nicht auf unter 20 Grad Celsius ab, ist das besonders problematisch, das kommt vor allem in Städten immer häufiger vor.
Zu den weiteren Hitze-Hotspots zählt das Forschungsteam den Osten Russlands, den Nordwesten Argentiniens und das australische Queensland. Die Studie zeigt aber, dass solche extremen Wetter-Ereignisse überall vorkommen können. In rund einem Drittel der analysierten Regionen traten zwischen 1959 und 2021 unerwartete Hitzewellen auf.
Allein das zeigt schon, dass wir es nicht mit was "Normalem" zu tun haben, sondern mit den Ausläufern des heranziehenden Sturms namens Klimawandel. Man muss schon ziemlich neben den Schuhen sein um die Tatsachen noch abzustreiten.