Wegen Trump und Musk: US-Regierung verliert 150'000 Fachkräfte – mit teuren Folgen
Elon Musk ist zwar nicht mehr Chef der von Trump geschaffenen Spezialabteilung DOGE – Departement of Government Efficiency. Aber sein massiver Bürokratieabbau in der US-Verwaltung zeigt Folgen. Mehr als 150'000 Bundesangestellte geben in dieser Woche ihren Arbeitsplatz auf, nachdem sie Abfindungsangebote angenommen haben. Es ist der grösste Exodus von Staatsbediensteten innerhalb eines Jahres seit fast 80 Jahren.
Während die Regierung von Präsident Trump damit ihr Ziel verfolgt, die Verwaltung zu verschlanken und Kosten zu senken, warnen Gewerkschaften und Verwaltungsfachleute vor einem Verlust an institutionellem Fachwissen, einem sogenannten Brain-Drain – einem Verlust an Menschen mit zentralen Kompetenzen.
Trump und Musk wollen 300'000 Stellen abbauen
Die finanziellen Abfindungen sind ein zentrales Element der Politik von Präsident Trump, die Bundesverwaltung zu verkleinern. Trump und sein Berater, der Tech-Milliardär Elon Musk, hatten argumentiert, der Beamtenapparat sei zu gross und ineffizient geworden.
Durch eine Kombination aus Abfindungen, Entlassungen und anderen Anreizen will die Trump-Regierung bis Ende des Jahres voraussichtlich rund 300'000 Stellen abbauen, was einem Rückgang von 12,5 Prozent entspräche. Die Abfindungen sollen laut dem Personalbüro der Regierung (OPM) jährliche Einsparungen von schätzungsweise 28 Milliarden Dollar bringen.
«New York Times» spricht von Milliardenschaden
Doch kürzte Musks Team auch an der falschen Stelle. So waren in den Fokus von Trumps Team auch rund 220'000 jüngere Nachwuchskräfte geraten, die zunächst auf Probe angestellt waren. Allerdings handelt es sich dabei um gesuchte Spezialisten, in deren Ausbildung der Staat zwischen 10'000 Dollar und bis zu einer Million Dollar investiert hatte. Die «New York Times» bezifferte den Schaden durch Kürzungen an der falschen Stelle auf bis zu 135 Milliarden Dollar.
Im Forschungsdienst des Landwirtschaftsministeriums (USDA) gehen etwa 1200 Mitarbeiter, was 17 Prozent des Personals entspricht. Darunter war ein Wissenschaftler, der auf die schnelle Erkennung von Pilzgiften in Getreidesilos spezialisiert war. Ohne dessen Fachwissen könne diese Arbeit zur Lebensmittelsicherheit nicht fortgeführt werden, sagte ein Gewerkschaftsvertreter.
Die US-Regierung beharrte dennoch auf ihrem Vorgehen. Das Programm sei «eine unglaubliche Entlastung für den amerikanischen Steuerzahler», sagte eine Sprecherin.
«Grossteil dieses Wissens geht zur Tür hinaus»
Andere sehen es kritischer: «Es dauert Jahre, tiefes Wissen und Fachkenntnisse zu entwickeln, um die Regierungsprogramme zu leiten, für die diese Leute zuständig sind. Jetzt geht ein Grossteil dieses Wissens zur Tür hinaus», sagte Don Moynihan, Professor an der Ford School of Public Policy der Universität von Michigan. Der Verlust an Fachwissen erschwert es vielen Behörden, ihre Arbeit auszuführen und der amerikanischen Öffentlichkeit zu dienen, wie aus Interviews mit aktuellen und ehemaligen Bundesangestellten hervorgeht.
So nahmen bei der US-Raumfahrtbehörde Nasa fast 4'000 Mitarbeiter die Abfindungsangebote an. «Die Behörde verliert einige der brillantesten Ingenieure und Luft- und Raumfahrtwissenschaftler der Welt, und sie werden nicht ersetzt», sagte Matt Biggs, Präsident der Gewerkschaft IFPTE. Eine Nasa-Sprecherin erklärte hingegen, die Behörde verfolge ein «goldenes Zeitalter» der Forschung und Innovation, einschliesslich Missionen zum Mond und Mars, und werde den Bedarf an Fachkräften weiter prüfen.
Die Abfindungen haben sich auf eine breite Palette von Regierungsarbeiten ausgewirkt, darunter Wetterdienst, Lebensmittelsicherheit und Gesundheitsprogramme. Beim Nationalen Wetterdienst nahmen fast 200 Mitarbeiter Abfindungen an, was zu einem Verlust von technischem Personal für die Wartung von Vorhersagegeräten und von erfahrenen Meteorologen führt.
Als Folge des Shutdowns könnte eine Vielzahl von Dienstleistungen ausfallen, von der Finanzaufsicht über die Weltraumbehörde Nasa bis zur Müllabfuhr in den Nationalparks. Auch die Veröffentlichung von für die Märkte wichtigen Wirtschaftsdaten wäre gefährdet. Trump drohte zudem mit neuen Massenentlassungen in den Bundesbehörden.
Quellen
- Nachrichtenagentur Reuters
(t-online/dsc)