Der US-Präsident unterzeichnete das Verbot am Montag (US-Ortszeit). Die Übernahme des Chipherstellers durch den in Singapur ansässigen Konkurrenten Broadcom könnte der nationalen Sicherheit der USA schaden, erklärte Trump am Montag zur Begründung.
Der Deal wäre der bisher teuerste Zukauf in der Technologie-Branche. Die Aktien von Qualcomm gaben nachbörslich fast fünf Prozent nach.
Qualcomm wehrt sich vehement gegen den Übernahmeversuch – und das macht den Vorstoss Trumps so ungewöhnlich: Üblicherweise griffen US-Präsidenten erst ein, wenn ein Deal stand.
Widerstand aus Washington hatte sich bereits abgezeichnet: Vor einigen Tagen leitete die Behörde zur Überwachung von Auslandsinvestitionen eine Untersuchung ein.
Broadcom ist dabei, den Unternehmenssitz von Singapur in die USA zu verlegen. Das sollte die feindliche Übernahme vereinfachen. Trumps Anordnung ist eher so formuliert, dass Broadcom auch dann der Kauf von Qualcomm untersagt bliebe.
Zunächst gab es keine Angaben dazu, ob Broadcom Trumps Verbot vor Gericht anfechten könnte.
Die Chipbranche wird gerade von einer Konsolidierungswelle überrollt. Forschung und Entwicklung – auch angesichts neuer Halbleiter für die nächste superschnelle Datenfunk-Generation 5G – werden für die Anbieter immer teurer.
Qualcomm produziert Funkchips, die in vielen Telefonen für die Verbindung sorgen, sowie auch die Haupt-Prozessoren diverser Smartphones mit dem Google-Betriebssystem Android. Ausserdem arbeitet das Unternehmen auch im Auftrag von US-Behörden – was als Begründung für die Sorgen um nationale Sicherheit dienen kann.
Zuletzt wurde jedoch spekuliert, den USA ginge es um die Mobilfunk-Zukunft mit 5G. Qualcomm ist ein führender Entwickler der Technologie in Amerika und im Westen insgesamt.
Fusioniert wären Broadcom und Qualcomm der drittgrösste Chiphersteller der Welt hinter Intel und Samsung. Ohne den kombinierten Konzern wäre es kaum möglich, eines der mehr als eine Milliarde Smartphones zu bauen, die jedes Jahr verkauft werden, schrieb die Süddeutsche Zeitung. Wenn die Übernahme gelinge, wäre sie «die grösste in der Technologiebranche aller Zeiten».
Broadcom hatte bereits signalisiert, dass die Firma nicht besonders an der Fortführung von Qualcomms 5G-Aktivitäten interessiert sei. Insider befürchteten, dass Broadcom nach der Übernahme Teile von Qualcomm an Huawei in China verkaufen könnte.
Huawei wird in den USA als Sicherheitsrisiko angesehen, während das Unternehmen jegliche Verstrickungen mit chinesischen Geheimdiensten zurückweist.
Broadcom hatte für Qualcomm in der Spitze 121 Milliarden Dollar geboten, plus die Übernahme von Schulden in Höhe von 25 Milliarden Dollar.
Das heutige Broadcom ist bereits das Produkt einer Serie von Übernahmen: Der Netzwerk-Spezialist Avago aus Singapur hatte die Chipfirma Broadcom gekauft und deren Namen übernommen.
(dsc/sda/dpa/reu)