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Weniger USA-Reisen wegen Trumps Politik: Swiss bietet Billigflüge an

Swiss gibt ab Juni wieder mehr Schub. (Archiv)
Flüge nach San Francisco gibt es bei der Swiss beispielsweise für knapp 500 Franken.Bild: KEYSTONE

Schweizer zögern bei USA-Reisen: So reagiert die Swiss

Die Lufthansa-Tochter hofft, mit Billigpreisen ihre Flüge in die Vereinigten Staaten zu füllen. Derweil entwickelt sich ein Flugzeug vom einstigen Hoffnungsträger zum Flop-Flieger.
29.04.2025, 21:5330.04.2025, 08:30
Benjamin Weinmann / ch media
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Das Gebaren von US-Präsident Donald Trump hält zunehmend Touristen vom Flug nach New York, San Francisco oder Miami ab. Meldungen über Handy-Durchsuchungen bei der Einreise, stundenlange Verhöre oder gar Rückweisungen wirken für viele abschreckend. Flugreisen aus Kanada und Mexiko sind deshalb zuletzt laut dem «National Travel and Tourism Office» um bis zu 23 Prozent zurückgegangen.

Die Swiss ist derweil nicht mit so krassen Rückgängen bei Buchungen für USA-Flüge konfrontiert. Noch nicht? «Wir spüren eine gewisse Zurückhaltung bei der Nachfrage aus der Schweiz», sagt Swiss-Finanzchef Dennis Weber im Rahmen der Quartalszahlen-Präsentation.

Für eine finale Beurteilung der Situation sei es aber noch zu früh, da viele Leute jeweils erst nach Ostern ihre Sommer- und Herbstferien planen würden. Zumindest im zweiten Quartal erwartet Weber denn auch keine Vollbremsung beim Bestellungseingang, da diese Reisen bereits gebucht worden seien und er keine übermässigen Stornierungen beobachtet.

«Wir haben bereits hie und da attraktive Angebote gemacht, um die Nachfrage zu stimulieren.»
Dennis Weber

Und dennoch: Die Swiss sieht sich bereits gezwungen, die Preise zu senken, insbesondere in der Economy Class. «Wir haben bereits hie und da attraktive Angebote gemacht, um die Nachfrage zu stimulieren», sagt Weber. Dies habe gut funktioniert. Sprich: Sinken die Preise, steigen die Buchungen. Trotz Trump. An solchen Preisaktionen werde man festhalten: «Da gibt es das eine oder andere Schnäppchen.»

Auf ihrer Website wirbt die Swiss denn auch für Flüge nach Boston oder Chicago für rund 400 Franken. Und für Seattle oder San Francisco für knapp 500 Franken. Für die Swiss geht es um viel, denn das Nordamerika-Geschäft ist die Cashcow der Airline. Und wenn es doch zu einem grossen Einbruch kommen sollte, behält sich die Swiss vor, Flüge aus dem Plan zu nehmen.

Cargo-Rush wegen Trump

Zudem sieht Weber Vorteile in der aktuellen Situation. So vergünstige der starke Franken das Reisen in den USA, da der Dollar an Wert verloren hat. Zudem profitierte die Lufthansa-Tochter vom Zoll-Chaos beim Cargo-Geschäft. Die Fracht habe im ersten Quartal 30 Prozent mehr zum Gewinn beigetragen als im Vorjahresquartal.

Mit ein Grund: Viele Firmen buchten nach Trumps Zoll-Hammer auf die Schnelle Flugkapazitäten, um ihre Waren noch vor Inkrafttreten der Zölle in die USA zu verfrachten. Zudem hätten auch die Fracht-Ströme für den Transport von Edelmetallen und Banknoten in beide Richtungen zugenommen. «Das setzt sich derzeit fort.» Zudem würden Lieferungen von asiatischen Onlineshops in die Schweiz nach wie vor boomen. Shein und Temu lassen grüssen.

Insgesamt resultierte für die Swiss im ersten Quartal ein Gewinn von 3 Millionen Franken. Im Vorjahresquartal war dieser noch bei 31 Millionen gelegen. Der Rückgang ist laut Weber vor allem darauf zurückzuführen, dass Ostern – eine traditionell reisestarke Zeit – in diesem Jahr ins zweite Quartal fiel. Dieser Effekt habe das Resultat um einen tiefen zweistelligen Betrag geschmälert. Auch deshalb rechnet die Airline mit einem deutlich besseren Resultat im zweien Quartal.

Zusätzlich hätten sich steigende Kosten aufgrund von Lohnerhöhungen und Neueinstellungen negativ auf das Ergebnis ausgewirkt. Ausserdem müsse man der Flugsicherungsfirma Skyguide seit Anfang Jahr 38 Prozent höhere Überfluggebühren bezahlen (siehe Box).

Einen positiven Effekt hatten derweil die sinkenden Treibstoffpreise. Wären diese gleich hoch wie letztes Jahr geblieben, wäre die Swiss in den roten Zahlen gelandet. Der Umsatz legte um 2 Prozent zu auf 1,22 Milliarden Franken zu – auch, weil die durchschnittlichen Ticketpreise leicht gestiegen sind.

Swiss kritisiert Skyguide – und rechnet mit Störungen
Mitte März gab die Flugsicherungsfirma Skyguide bekannt, dass ab dem 20. März am Flughafen Zürich eine neu gestaltete Luftraumstruktur in Kraft treten wird. Sie soll die Zahl der Luftraumverletzungen minimieren und die Sicherheit erhöhen. «Für die sichere Einführung» senkte Skyguide die Anflugkapazität vorübergehend um 20 Prozent.

Gegenüber dem «Sonntagsblick» sagte die Swiss dann vor zwei Wochen, dass sie deswegen über eine Handvoll Flüge streichen musste, was darauf schliessen liess, dass die Swiss von der Skyguide-Ankündigung überrumpelt wurde. Dies bestätigt Swiss-Finanzchef Dennis Weber auf Nachfrage von CH Media. «Das kam in Bezug aufs Timing überraschend für uns. Wir waren nicht erfreut, dass wir erst einen Tag vorher davon erfahren haben.» Man habe die Einschränkungen aber relativ gut abfedern können.

Dennoch rechnet Weber auch im Hinblick auf das Sommergeschäft mit Engpässen bei der Flugsicherung, sowohl in Bezug auf das Personal als auch auf das Gesamtsystem: «Das bleibt ein negativer Faktor.» Die Flugsicherung werde sich wohl schwertun, das Flugaufkommen in den reiseintensiven Monaten störungsfrei abwickeln zu können.

Umso mehr stört sich die Swiss an den gestiegenen Skyguide-Tarifen. Seit Anfang Jahr muss sie – so wie auch andere Airlines – dem Bundesbetrieb 38 Prozent höhere Überfluggebühren bezahlen. Die An- und Abfluggebühren in Zürich und Genf sind um 24 Prozent gestiegen. «Das sind überproportionale Kostensteigerungen, die aus unserer Sicht nicht in guter Relation zur Leistung stehen, die wir erhalten», sagt Finanzchef Weber.

Es ist jedoch nicht nur Trump, welcher der Swiss Kopfschmerzen bereitet. Denn die langwierigen Triebwerksprobleme bei den A220- und A320-Flugzeugen sind noch immer aktuell. Am Flughafen Zürich stehen seit längerem mehrere Maschinen ohne Triebwerke unter den Flügeln, da diese häufiger als geplant gewartet werden müssen. Vom Hersteller hat die Swiss im vergangenen Jahr Kompensationszahlungen erhalten, welche zum zweithöchsten Gewinn in der Geschichte der Airline beitrugen. Diese Zahlungen bleiben dieses Jahr allerdings aus.

Bis zu 11 Flugzeuge am Boden

Laut Weber sind derzeit bis zu elf betroffene Flugzeuge gegroundet. Doch wie der Deutsche offenkundig einräumt, kämpfen die A220-Flugzeuge mit ausgesprochenen Korrosionsproblemen, die sich insbesondere beim Rumpf zeigen. Weber spricht von einer «grossen Frustration», die über die gesamte Lebensdauer der insgesamt 30 Flugzeuge andauern werde. «Sie bringen uns Kosten, aber kein Geld.»

Das Problem: Die Swiss war 2016 Erstabnehmerin des damals neuen A220, der zu Beginn noch C-Series hiess und vom Hersteller Bombardier stammte. Seit 2018 werden die Flugzeuge von Airbus als A220 hergestellt. und bei den Neuauslieferungen konnte Airbus die Korrosionsprobleme beheben.

Bei den älteren Modellen, wie jenen der Swiss, werden hingegen auch künftig regelmässige Wartungsarbeiten nötig sein. War der Kauf damals also rückwirkend ein Fehler? So krass wolle er das nicht formulieren, sagt Weber auf Nachfrage von CH Media. «Der A220 ist ein tolles Flugzeug, wenn er denn fliegt. Aber er fliegt zu wenig.» Die Produktivität sei zu tief. Dieses Problem werde die Swiss weiterhin begleiten.

(aargauerzeitung.ch)

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50 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Rethinking
29.04.2025 22:07registriert Oktober 2018
Niemand der etwas auf sich hält fliegt aktuell nach USA
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Opossum2
29.04.2025 21:43registriert Januar 2022
Der Swiss-Chef wird hier wohl kaum erzählen, dass das ganze Kontingent in zwei Wochen mit 50% Rabatt auf den Markt geworfen wird, seine Aufgabe ist es, möglichst viel Geld pro Flug einzunehmen. Die Wahrheit werden wir erfahren, wenn der Winterflugplan kommt. Ob dann Kapazitäten in die USA abgebaut werden, oder ob es weiter geht wie bisher.
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Neruda
29.04.2025 21:17registriert September 2016
Man könnte auch einfach Flüge streichen.
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    Negativzinsen könnten in der Schweiz wieder Realität werden

    Die Preise für Waren und Dienstleistungen sind im Mai in der Schweiz erstmals seit vier Jahren wieder gefallen. Angesichts der tiefen Inflation und dem eher starken Franken können Negativzinsen laut den Experten von BAK Economics daher erneut Realität werden.

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