Das Gebaren von US-Präsident Donald Trump hält zunehmend Touristen vom Flug nach New York, San Francisco oder Miami ab. Meldungen über Handy-Durchsuchungen bei der Einreise, stundenlange Verhöre oder gar Rückweisungen wirken für viele abschreckend. Flugreisen aus Kanada und Mexiko sind deshalb zuletzt laut dem «National Travel and Tourism Office» um bis zu 23 Prozent zurückgegangen.
Die Swiss ist derweil nicht mit so krassen Rückgängen bei Buchungen für USA-Flüge konfrontiert. Noch nicht? «Wir spüren eine gewisse Zurückhaltung bei der Nachfrage aus der Schweiz», sagt Swiss-Finanzchef Dennis Weber im Rahmen der Quartalszahlen-Präsentation.
Für eine finale Beurteilung der Situation sei es aber noch zu früh, da viele Leute jeweils erst nach Ostern ihre Sommer- und Herbstferien planen würden. Zumindest im zweiten Quartal erwartet Weber denn auch keine Vollbremsung beim Bestellungseingang, da diese Reisen bereits gebucht worden seien und er keine übermässigen Stornierungen beobachtet.
Und dennoch: Die Swiss sieht sich bereits gezwungen, die Preise zu senken, insbesondere in der Economy Class. «Wir haben bereits hie und da attraktive Angebote gemacht, um die Nachfrage zu stimulieren», sagt Weber. Dies habe gut funktioniert. Sprich: Sinken die Preise, steigen die Buchungen. Trotz Trump. An solchen Preisaktionen werde man festhalten: «Da gibt es das eine oder andere Schnäppchen.»
Auf ihrer Website wirbt die Swiss denn auch für Flüge nach Boston oder Chicago für rund 400 Franken. Und für Seattle oder San Francisco für knapp 500 Franken. Für die Swiss geht es um viel, denn das Nordamerika-Geschäft ist die Cashcow der Airline. Und wenn es doch zu einem grossen Einbruch kommen sollte, behält sich die Swiss vor, Flüge aus dem Plan zu nehmen.
Zudem sieht Weber Vorteile in der aktuellen Situation. So vergünstige der starke Franken das Reisen in den USA, da der Dollar an Wert verloren hat. Zudem profitierte die Lufthansa-Tochter vom Zoll-Chaos beim Cargo-Geschäft. Die Fracht habe im ersten Quartal 30 Prozent mehr zum Gewinn beigetragen als im Vorjahresquartal.
Mit ein Grund: Viele Firmen buchten nach Trumps Zoll-Hammer auf die Schnelle Flugkapazitäten, um ihre Waren noch vor Inkrafttreten der Zölle in die USA zu verfrachten. Zudem hätten auch die Fracht-Ströme für den Transport von Edelmetallen und Banknoten in beide Richtungen zugenommen. «Das setzt sich derzeit fort.» Zudem würden Lieferungen von asiatischen Onlineshops in die Schweiz nach wie vor boomen. Shein und Temu lassen grüssen.
Insgesamt resultierte für die Swiss im ersten Quartal ein Gewinn von 3 Millionen Franken. Im Vorjahresquartal war dieser noch bei 31 Millionen gelegen. Der Rückgang ist laut Weber vor allem darauf zurückzuführen, dass Ostern – eine traditionell reisestarke Zeit – in diesem Jahr ins zweite Quartal fiel. Dieser Effekt habe das Resultat um einen tiefen zweistelligen Betrag geschmälert. Auch deshalb rechnet die Airline mit einem deutlich besseren Resultat im zweien Quartal.
Zusätzlich hätten sich steigende Kosten aufgrund von Lohnerhöhungen und Neueinstellungen negativ auf das Ergebnis ausgewirkt. Ausserdem müsse man der Flugsicherungsfirma Skyguide seit Anfang Jahr 38 Prozent höhere Überfluggebühren bezahlen (siehe Box).
Einen positiven Effekt hatten derweil die sinkenden Treibstoffpreise. Wären diese gleich hoch wie letztes Jahr geblieben, wäre die Swiss in den roten Zahlen gelandet. Der Umsatz legte um 2 Prozent zu auf 1,22 Milliarden Franken zu – auch, weil die durchschnittlichen Ticketpreise leicht gestiegen sind.
Es ist jedoch nicht nur Trump, welcher der Swiss Kopfschmerzen bereitet. Denn die langwierigen Triebwerksprobleme bei den A220- und A320-Flugzeugen sind noch immer aktuell. Am Flughafen Zürich stehen seit längerem mehrere Maschinen ohne Triebwerke unter den Flügeln, da diese häufiger als geplant gewartet werden müssen. Vom Hersteller hat die Swiss im vergangenen Jahr Kompensationszahlungen erhalten, welche zum zweithöchsten Gewinn in der Geschichte der Airline beitrugen. Diese Zahlungen bleiben dieses Jahr allerdings aus.
Laut Weber sind derzeit bis zu elf betroffene Flugzeuge gegroundet. Doch wie der Deutsche offenkundig einräumt, kämpfen die A220-Flugzeuge mit ausgesprochenen Korrosionsproblemen, die sich insbesondere beim Rumpf zeigen. Weber spricht von einer «grossen Frustration», die über die gesamte Lebensdauer der insgesamt 30 Flugzeuge andauern werde. «Sie bringen uns Kosten, aber kein Geld.»
Das Problem: Die Swiss war 2016 Erstabnehmerin des damals neuen A220, der zu Beginn noch C-Series hiess und vom Hersteller Bombardier stammte. Seit 2018 werden die Flugzeuge von Airbus als A220 hergestellt. und bei den Neuauslieferungen konnte Airbus die Korrosionsprobleme beheben.
Bei den älteren Modellen, wie jenen der Swiss, werden hingegen auch künftig regelmässige Wartungsarbeiten nötig sein. War der Kauf damals also rückwirkend ein Fehler? So krass wolle er das nicht formulieren, sagt Weber auf Nachfrage von CH Media. «Der A220 ist ein tolles Flugzeug, wenn er denn fliegt. Aber er fliegt zu wenig.» Die Produktivität sei zu tief. Dieses Problem werde die Swiss weiterhin begleiten.
(aargauerzeitung.ch)