Die Franzosen mögen sich auf ihre Lebenskunst verstehen und die besten Croissants der Welt herstellen. Aber müssen sie nun auch noch bei den Wirtschaftsdaten die Nase vor Deutschland haben? Frankreich wird in diesem wie auch im kommenden Jahr ein Wachstum von gut einem Prozent vorhergesagt, Deutschland könnte dagegen nach zwei negativen Quartalen in eine Rezession absacken. «Spiegel»-Kolumnist Michael Sauga bezeichnet Frankreich als «das bessere Deutschland». Die Wirtschaftspolitik Emmanuel Macrons habe seinem Land «jenen Aufschwung gebracht, der hierzulande schmerzlich vermisst wird».
Das Geschäftsklima ist in Frankreich positiver als beim grossen Nachbarn, der so stolz war, die Tesla-Fabrik in Berlin-Grünheide angezogen zu haben. Bei ausländischen Investoren ist Frankreich heute die europäische Nummer 1. Mit 1250 fremdfinanzierten Projekten liegt es klar vor Grossbritannien, noch deutlicher vor Deutschland. Darunter sind auch industrielle und innovative Megaprojekte in den Bereichen Wasserstoff, Lithium-Batterien oder Atom.
Auch der «Economist» schreibt in London, der französische Präsident könne heute «die Früchte seiner Business-freundlichen Reformen ernten». 2022 hatte er mit der Revision der Arbeitslosenversicherung einen ersten, den deutschen Hartz-Massnahmen ähnlichen Pflock eingeschlagen. Die Unternehmenssteuer drückte er schrittweise von 33 auf 25 Prozent; mit einer Flat tax auf Kapitalgewinne holte er nach dem Brexit auch Anleger aus der Londoner City nach Paris. Und 2023 legte er mit der Erhöhung des Rentenalters auf 64 Jahre nach - eine politische Parforce-Leistung.
Einmal im Jahr lädt Macron die wichtigsten internationalen Firmen nach Schloss Versailles. Heuer spielte die Veranstaltung namens «Choose France» (wählen Sie Frankreich) 13 Milliarden Euro an Investitionen ein, mit 8000 Arbeitsplätzen, geschaffen durch Firmen wie Pfizer, Nokia, Accenture, Roche, Morgan Stanley oder Manpower. Die Arbeitslosigkeit, das alte Krebsübel Frankreichs, liegt derzeit auf 7,4 Prozent.
Das Problem Frankreichs ist heute die Staatsschuld. In der Covidzeit finanzierte Macron die Kurzarbeit sehr generös. Seit seiner Wahl 2017 ist die Verschuldung Frankreich von weniger als 100 auf 115 Prozent hochgeschnellt. In absoluten Zahlen hat sein Land eine europaweite Rekordschuld von über 3000 Milliarden Euro angehäuft – mehr als Italien. Der Internationale Währungsfonds (IWF) kritisierte im April, Frankreich sei das einzige Land der Eurozone, dessen Schulden bis 2028 weiter zunehmen würden. Denn das Haushaltsdefizit werde bis dahin auf über drei Prozent verharren.
So ist Frankreich: Ob Hochkonjunktur herrscht oder Rezession – die Grande Nation kennt seit 40 Jahren nur Budgetfehlbeträge. Weniger akademisch ausgedrückt: Sie lebt über ihre Verhältnisse. Macron lebt dieser «französische Krankheit» auch nach: Er ist an sich zwar ein liberaler Geist, aber über Budget- und andere Fesseln setzt er sich schnöde hinweg.
Sein Argument für die Milliarden-Giesskanne während und nach der Covidzeit: Unter dem Strich habe sein Land die Pandemie besser überstanden als viele europäische Länder, darunter Deutschland. Wenn er den Geldhahn nicht geöffnet hätte, wäre Frankreich in eine Rezession geschlittert – und das wäre die Nation viel teurer zu stehen gekommen. Das positive Wirtschaftswachstum könne heute dazu beitragen, die Staatsschuld abzubauen.
Dieses Argument, das Wirtschaftsminister Bruno Le Maire gebetsmühlenartig wiederholt, überzeugt nur halb. Denn es wirft auch die Frage auf, ob Frankreich letztlich nicht von der Eurozone «lebt» oder zumindest profitiert. Denn ohne die Gemeinschaftswährung wäre das hoch verschuldete Frankreich, das heisst sein Franc, seit langem eine Zielscheibe der Finanzmärkte. Der Spread, der Zinsunterschied zu Deutschland, würde ins Uferlose steigen, Frankreich wäre am Boden. Wie auch Italien.
Die «Macronomics» bestreiten diesen Umstand nicht, aber sie entgegnen, die EU sei eben deshalb ein Erfolg, weil alle profitierten – Frankreich durch die Währungsstabilität trotz hoher Staatsschuld, Deutschland als Exportnation mit dem Hauptabsatzmarkt EU.
Wer mehr als andere profitiert, ist in ihrer Sicht unwichtig. Zumal nicht immer die gleichen Länder an der Reihe seien. Auch das hat etwas für sich: Vor zehn Jahren war noch Frankreich jenseits des Rheins leicht spöttisch als «Krankreich» betitelt worden. Jetzt hat der Wind gekehrt. Deutschland habe das Etikett des «kranken Mannes Europas» übernommen, schreiben in Paris die Wirtschaftszeitungen. Und sie schreiben es ohne jeden Hohn. Die Franzosen wissen, dass es auch sie treffen wird, wenn die deutsche Finanzpolitik kriselt und ihre Wirtschaft taumelt. (aargauerzeitung.ch)
Oder hat 50 verschiedene Auflagen und Reglemente wenn man sein Firmengebäude erweitern will.
Aber es ist schon so, die miserable Wirtschaftsentwicklung in Deutschland wird ganz Europa treffen.
Das fängt ja schon mal beim pol. Personal an. Ein Wirtschaftminister, welcher von Wirtschaft keine Ahnung hat. Ein grosser Teil, welcher nicht mal ein Studium-, geschweige denn einen Berufsabschluss hat.
EIn Regierung, welche nicht durch Realitätssinn brilliert sondern durch reine Ideologie.
Aber keine Sorge, wenn alles den Bach hinunter geht, kann man immer noch der AfD die Schuld geben.