Die OPEC sowie zehn weitere Ölstaaten, zusammen bekannt als OPEC+, haben angekündigt, die Ölproduktion 2024 auf rund 40 Millionen Barrel pro Tag zu beschränken. Bereits Anfang Oktober 2022 und im April 2023 hatten die OPEC+-Staaten eine Reduktion der Ölförderung veranlasst, nun soll noch weniger Rohöl gefördert werden. Darüber hinaus hat Saudi-Arabien ebenfalls angekündigt, bereits im Juli 2023 die Produktion um eine Million Barrel Öl pro Tag zu reduzieren.
Unter OPEC+ versteht man eine nicht offizielle Vereinigung, bestehend aus den 13 OPEC-Ländern und zehn weiteren unabhängigen ölfördernden Ländern. Die OPEC (Organization of the Petroleum Exporting Countries) umfasst sieben Länder aus Afrika (Algerien, Libyen, Äquatorialguinea, Nigeria, Gabun, die Republik Kongo und Angola) sowie fünf Länder aus dem Mittleren Osten (Saudi-Arabien, Kuwait, die Vereinigten Arabischen Emirate, Irak und Iran) und Venezuela. Saudi-Arabien gilt dabei als Führungskraft der OPEC. Die zehn unabhängigen Länder der OPEC+ umfassen: Russland, Mexiko, Kasachstan, Aserbaidschan, Brunei, Malaysia, der Oman, Bahrain sowie der Südsudan und der Sudan.
Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine stieg der Ölpreis im Frühjahr 2022 auf ein Rekordhoch von über 110 US-Dollar pro Barrel. Seit Mitte 2022 sinkt er jedoch wieder konstant und befindet sich zurzeit bei 76 US-Dollar pro Barrel.
Laut Saudi-Arabiens Energieminister versucht die OPEC+ den fallenden Ölpreis zu «stabilisieren». Das saudische Energieministerium erklärte, dass die zusätzlichen freiwilligen Kürzungen des Königreichs dazu dienen, «die Vorsichtsmassnahmen der OPEC+-Länder zu verstärken, um die Stabilität und das Gleichgewicht der Ölmärkte zu unterstützen», so die staatliche saudische Presseagentur am Sonntag.
Faktisch ist die Folge einer Reduktion der Ölproduktion jedoch ein steigender Ölpreis. Saudi-Arabiens eigene Senkung nannte der Energieminister dabei einen «saudischen Lollipop». Was er wohl damit meinte: ein Geschenk an die anderen Mitgliedsländer. Denn: Eine zusätzliche Minderung der saudischen Ölproduktion bedeutet ein noch weiter steigender Ölpreis, was wiederum den anderen Ölproduzenten in der OPEC+ entgegenkommt, die dann gleich viel Öl zu einem höheren Preis verkaufen können. Die saudische Reduzierung ist vorläufig nur für den Juli gedacht, kann laut dem saudischen Energieminister aber verlängert werden.
Im Oktober 2022 senkte die OPEC+ den Öloutput bereits um 2 Millionen Barrel pro Tag, im April 2023 dann nochmals um 1,6 Millionen Barrel. Die Gesamtnachfrage beläuft sich weltweit im Schnitt auf ungefähr 100 Millionen Barrel Öl pro Tag.
Die USA, die nicht zu den OPEC+-Ländern gehören, sind der weltweit grösste Rohöl-Produzent und verfolgen einen gegenläufigen Kurs zur OPEC+. Sie möchten den internationalen Öloutput erhöhen, damit den Ölpreis senken und somit der derzeitigen Inflation entgegenwirken.
Die US-Regierung kritisierte deshalb bereits die beiden letzten Senkungen der OPEC+. Dabei argumentierte US-Präsident Biden, dass die Erhöhung des Ölpreises indirekt Russland helfe, da sie im Krieg gegen die Ukraine auf Einnahmen aus dem Ölmarkt angewiesen sind.
Die internationalen Märkte haben am Wochenende auf den Beschluss der OPEC+ mit einer Preissteigerung auf Rohöl reagiert. In der Nacht auf Montag sind die Preise dann um etwa zwei Prozent auf 76,5 US-Dollar pro Barrel gestiegen. Eine starke Reaktion an den Märkten ist das allerdings nicht.
Bei den neusten Änderungen von wenigen Franken pro Barrel Öl (circa 159 Liter) dürfte sich das nicht stark auf die Preise unserer Öl-Produkte auswirken. Wie sich die Preise hingegen langfristig auswirken, ist schwierig abzuschätzen. Einerseits können sich die OPEC+-Staaten zu weiteren überraschenden Ankündigungen entscheiden. Andererseits hängt der Preis nicht nur vom Angebot, sondern auch von der Entwicklung der globalen Nachfrage ab.
Zudem hat die OPEC+ im vergangenen Jahr immer wieder Kürzungen der Ölproduktion angekündigt, die dann nicht eingehalten wurden. So hat Russland im Februar 2023 versprochen, man wolle 500'000 Barrel Öl weniger pro Tag produzieren, nur um dann, mit 8,3 Millionen Barrel Öl pro Tag, die höchsten Exportzahlen seit der Invasion der Ukraine zu vermelden.