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Wirtschaft

Trumps Zölle: Mit den US-Bauern trifft es eine treue Wählerschicht hart

A farmer dumps corn in a grain trailer as he harvests a field, Monday, Oct. 7, 2013, near Clear Lake, Iowa. Farmers and livestock producers use the reports put out by the National Agriculture Statisti ...
Ein Bild aus besseren Zeiten: Ein US-Farmer im Jahr 2013.Bild: AP

Mit den Bauern wirft Donald Trump treue Wähler unter den Traktor

16.09.2025, 16:1116.09.2025, 16:42

Die USA sind ein Agrarland. Der Sektor beschäftigt über 2 Millionen Menschen. Im erweiterten Kreis sind es gar über 20 Millionen, was rund 10 Prozent der gesamten Arbeitnehmerschaft der USA entspricht.

Und die US-Bauern sind fleissig und loyal: Sie produzieren 40 Prozent mehr Agrarprodukte, als im Land selbst konsumiert werden können. Entsprechend abhängig sind sie vom Export. Das betrifft insbesondere das Milliardengeschäft mit Sojabohnen. Trotzdem wählten 78 Prozent der US-Bauern Donald Trump.

Auf der anderen Seite der Ladentheke steht China. Das Reich der Mitte kauft in der Regel mehr als ein Viertel (28 Prozent) aller in den USA geernteten Sojabohnen – und verschlingt damit über 60 Prozent der US-Sojabohnenexporte. Doch das ist nun vorbei. Nachdem Donald Trump massive Zölle gegen China aussprach, antwortete China mit Gegenzöllen auf Soja. Die Folgen für die US-Bauern sind vernichtend.

«Im letzten Jahr exportierten wir Sojabohnen im Wert von 12 Milliarden nach China, das Jahr zuvor waren es 14 Milliarden gewesen. Zum ersten Mal seit 20 Jahren kaufte China nun zero Soja und zero Getreide bei uns», erklärt Scott Brown gegenüber MSNBC. Brown ist Sojabauer. Mit einer Farmfläche von etwas über 3 Quadratkilometern gehört er zu den kleinen Fischen. «Ich hoffe, ich komme in diesem Jahr durch. Meine Traktoren und Maschinen sind alle 50 Jahre alt und längst abbezahlt. Ausserdem mache ich alles selbst und wenn nötig fahre ich die Bohnen höchstpersönlich runter zum Fluss [wo sie verladen werden, Anm. d. Red.]. Deshalb habe ich viel weniger Kosten als viele meiner Freunde. Die beschäftigen zum Teil 10 Leute, denen sie 50'000–60'000 Dollar im Jahr Lohn bezahlen. Ich weiss nicht, wie die durchkommen wollen.»

Browns Interview mit MSNBC

Browns Aussagen sind nicht ganz präzis. Die Realität ist noch bitterer. Das zeigen die Zahlen der ASA, der American Soybean Association. 2023/24 exportierten die USA Sojabohnen im Wert von 13,2 Milliarden nach China, 2022/23 lag der Wert gar bei 18,7 Milliarden.

Der US-Sojabohnen-Export nach China der letzten Jahre

Schon einmal brach der Export nach China drastisch ein: während des ersten Zollkrieges mit China – ebenfalls unter Donald Trump. Trotzdem wählten die Bauern erneut republikanisch.
Schon einmal brach der Export nach China drastisch ein: während des ersten Zollkrieges mit China – ebenfalls unter Donald Trump. Trotzdem wählten die Bauern erneut republikanisch.bild: ASA

Dass China ohne Probleme auf die US-Importe verzichten kann, liegt an Investments, welche seit den 90er-Jahren in die Infrastruktur Brasiliens getätigt wurden. 2017/2018 lösten die Südamerikaner die USA als grösste Sojabohnen-Produzenten ab.

Wie Brasilien die USA bei der Sojaproduktion überholte.
Wie Brasilien die USA bei der Sojaproduktion überholte.bild: ASA

Unter normalen Umständen müssten US-Bauern die Konkurrenz aus dem Süden nicht fürchten. Sie produzieren günstiger und effektiver. Doch Chinas Retourkutschen-Zölle auf US-Importe sorgen dafür, dass die Produkte aus Arkansas, North Dakota usw. nicht mehr konkurrenzfähig sind – und sämtliche Bestellungen für das Jahr 2025/26 aus China bisher ausblieben.

«Wir werden 25 bis 30 Prozent aller Bauern verlieren in diesem Land, wenn es so weitergeht», glaubt Brown. Wie eine monatliche Umfrage der Universität Purdue zeigt, stehen diese aber weiterhin hinter der Politik von Donald Trump. 63 Prozent von ihnen glauben, die Zölle würden langfristig Gutes bewirken. Einen Monat zuvor waren es noch 70 Prozent gewesen.

«Ich habe Freunde, die sagen, man muss ihm [Trump] einfach trauen», erklärt Brown, der selber kein Trump-Wähler ist. «Andere Freunde bringen es nicht übers Herz, links zu wählen. Das geht dann auf ihre Kappe. Aber ich war kürzlich auf der Messe in Decatur [Illinois] und traf dort einige Farmer aus dem Norden. Und die singen heute ganz andere Lieder als noch vor sieben, acht Monaten.»

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Die Demokraten riechen Lunte: Der demokratische Anwärter für den Senatoren-Posten, Raphael Warnock (l.), diskutiert die Auswirkungen der Trump-Zölle mit Bauer Jeb Barrow (r.) in Keysville, Georgia.Bild: keystone

Als Glücksfall für die Farmer könnte sich im Zollkrieg mit China ausgerechnet das zwielichtige Verhalten von Chefunterhändler Scott Bessent erweisen. Der Finanzminister, der die Zollverhandlungen mit China leitet, besitzt selbst riesige Ländereien, die er an Sojabauern verpachtet. Wie die New York Times schreibt, erwirtschaftete er damit im letzten Jahr ein passives Einkommen von über einer Million Dollar.

Eigentlich hätte er bei Amtsantritt die Grundstücke abtreten sollen. Dies ist aber bis heute nicht geschehen – zumindest nicht im vollen Umfang. Dass er damit für China ein erpressbarer Verhandlungsgegner ist, scheint Präsident Trump nicht zu stören. Die Bauern dürfte es ebenfalls freuen.

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172 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Chalbsbratwurst
16.09.2025 16:34registriert Juli 2020
«Ich habe Freunde, die sagen, man muss ihm [Trump] einfach trauen»

Ich würde gerne lachen... aber es ist eher traurig...
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Troxi
16.09.2025 16:41registriert April 2017
Wie korrupt ist eigentlich das US-Regime eingentlich, wenn nicht Mal mehr der Finanzminister sich an die Regeln hält? Und wo ist der Aufstand danach? Die USA sind ein Failed State
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Schabernack
16.09.2025 16:36registriert Oktober 2018
Man erntet, was man sät. Das gilt ebenso für die Bauern, die Trump ihre Stimme gaben.
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