Die Vereinigung der erdölfördernden Staaten hatte zuletzt wenig Grund zur Freude, denn die Preise auf das von ihnen geförderte Öl kennen seit einem Jahr vor allem eine Richtung: nach unten. Und dies, obwohl immer weniger gefördert wird.
Die Entwicklung der Ölpreise hat grosse Auswirkungen auf die Weltwirtschaft – spiegelt umgekehrt aber auch oft auch den Zustand der Wirtschaft wider. Und dieser scheint derzeit die Erklärung dafür zu sein, weshalb Saudi-Arabien & Co. es offenbar nicht schaffen, die Preise auf ihr «schwarzes Gold» wieder hochzutreiben.
Die OPEC+ besteht aus über 20 erdölexportierenden Ländern, darunter Saudi-Arabien, Russland, Mexiko, die Vereinigten Arabischen Emirate, Irak und Iran sowie sieben afrikanische Länder. Zusammen pumpen sie über 40 Prozent des geförderten Rohöls aus dem Boden.
Weil sich ihre Mitglieder über die Fördermenge absprechen, gilt die OPEC+ als Kartell, die es zum Ziel hat, die Preisbildung auf dem Weltmarkt zu verhindern und die Preise somit selbst beeinflussen zu können.
Nach Beginn des russischen Angriffskrieges in der Ukraine stiegen die Rohölpreise auf Rekordhöhen. Im März 2022 kostete ein Barrel Rohöl über 100 Dollar, im Juni kam mit 112 US-Dollar der Höhepunkt. Doch seither entspannte sich die Lage und der Preis sank kontinuierlich.
Die OPEC+-Staaten wollen diesem Trend entgegenwirken und verknappen die geförderte Menge seit November immer wieder, zuletzt kam es im April zu einer umfassenden OPEC+-Vereinbarung zur Begrenzung der Fördermenge bis 2024. Und diese Woche kündigten unter anderem Saudi-Arabien und Russland erneut eine Drosselung ihrer Produktion an.
Damit belaufen sich die angekündigten Förderkürzungen auf insgesamt über fünf Millionen Barrel pro Tag – was immerhin etwa 5 Prozent der weltweiten Ölförderung entspricht.
Zudem entschied sich Saudi-Arabien diese Woche dazu, neben den Mengen auch direkt an den Preisen zu schrauben. Das Land verteuerte seine Rohöllieferungen nach Europa und in den Mittelmeerraum deutlich und hob gleichzeitig die Kosten für die Lieferungen nach Asien an. Dieser Entscheid kam überraschend, zumal das Königreich damit einen Rückgang der Nachfrage nach Öl aus dem Königreich riskiert.
All dies führte in der ersten Juliwoche zwar zu einer leichten Preissteigerung von etwa zwei Dollar pro Barrel. Unter den gegebenen Umständen ist das aber eigentlich viel zu stabil und mit etwa 75 Dollar weit unter den von der OPEC+ angestrebten über 80 Dollar pro Barrel.
Dass sich nicht alle OPEC+-Staaten an die von der Vereinigung bestimmten Abmachungen halten, kommt immer wieder vor – schliesslich stimmen die eigenen politischen und wirtschaftlichen Ziele nicht immer mit denjenigen der anderen OPEC+-Staaten überein.
In diesem Jahr ist der Iran der «Abtrünnige»: Das Land, das zwar stark unter den Sanktionen leidet, hat seit 2021 seinen Ölsektor deutlich vergrössert, um die eigene Wirtschaft zu stärken. Hat der Iran 2020 noch etwa zwei Millionen Barrels pro Tag gefördert, sind es in diesem Jahr bereits fast drei Millionen. Insbesondere China zeigt dabei eine wachsende Bereitschaft, iranisches Öl zu kaufen.
Abgesehen von den Mitgliedsstaaten machen auch die USA der OPEC+ einen Strich durch die Rechnung: Gemäss «Wall Street Journal» könnte 2023 ein Rekordjahr werden, in dem in den USA so viel Öl gefördert wird wie noch nie zuvor.
Insbesondere in China liegt die Wirtschaftsleistung derzeit unter den Erwartungen. Die Daten aus dem zweitgrössten Ölverbraucher der Welt wecken Befürchtungen, wonach die wirtschaftliche Erholung nach der Aufhebung der Coronavirus-Beschränkungen an Fahrt verliert.
Darüber hinaus zeichnet sich in Europa eine Rezession ab: Insbesondere die Industrie sendet derzeit negative Signale. Dies, nachdem bereits vor einigen Wochen klar war, dass sich die Eurozone in einer technischen Rezession mit zwei Quartalen mit negativer Wirtschaftsleistung befindet. Und auch in den USA spricht man von einer kommenden «milden Rezession».
Für die ölexportierenden Länder bedeutet eine negative Wirtschaftsleistung nichts Gutes: Eine geringere Produktion geht mit einer tieferen Nachfrage nach Ölerzeugnissen einher.
Hinzu kommt, dass führende Zentralbanken, darunter die US-Notenbank, vor weiteren Zinserhöhungen warnen, um die hartnäckig hohe Inflation zu bekämpfen. Höhere Zinssätze schmälern in der Regel das verfügbare Einkommen der Verbraucherinnen und Verbraucher und könnten dazu führen, dass weniger Geld für Autofahrten und Reisen ausgegeben wird. Auch das würde die Nachfrage nach Öl weiter einschränken.
Höhere Zinsen treiben zudem die Kosten für die Hersteller im produzierenden Sektor in die Höhe. Und die Daten deuten bereits auf eine Verlangsamung in diesem Sektor hin: Der Industriesektor sei in Japan, der Eurozone, dem Vereinigten Königreich und den USA geschrumpft, während er sich in China im letzten Monat verlangsamte, so ein Analyst gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters.
Eine Ausgangslage wie diese führt neben schlechterem Absatz zu einer weiteren Befürchtung der OPEC+-Staaten: Marktspekulationen. Gehen die Anlegerinnen und Anleger davon aus, dass die Preise auf Öl weiter sinken werden – weil die Nachfrage abnimmt –, werden sie auch darauf wetten. Das wiederum würde die Preise weiter nach unten drücken.
Obwohl der saudische Energieminister Prinz Abdulaziz bin Salman die Händler mehrmals davor warnte, auf fallende Ölmärkte zu wetten, zeigen sich die Anlegerinnen und Händler unbeeindruckt: Die Märkte wiesen nach wie vor «bearish signs» auf – also Anzeichen dafür, dass man zumindest nicht von bald steigenden Preisen ausgeht –, so das «Wall Street Journal».
Ähnlich wie beim Erdöl haben sich in diesem Jahr auch die Preise auf Erdgas stark reduziert – respektive normalisiert. Heute kostet das Gas etwa 30 Euro pro Megawattstunde – wieder ungefähr so viel wie vor den Engpässen, die aufgrund des russischen Angriffskrieges entstanden sind. Zum Vergleich: Auf dem Höhepunkt 2022 kostete die Megawattstunde fast zehnmal mehr.
Bislang sieht es auch hier nicht danach aus, als dass die Preise wieder stark anziehen würden. Der Grund sind unter anderem die gut gefüllten Speicher in Europa, nachdem man glimpflich durch den Winter gekommen ist. Diese könnten in zwei Monaten sogar «an ihre Kapazitätsgrenzen stossen, sodass die Preise noch in diesem Sommer weiter fallen dürften», so ein Analyst gegenüber der Zeitung «Bloomberg».
Ist nicht nur bei den fossilen Energieträger so, sondern auch bei der grünen Energie.
Es wird Zeit, dass jeder nur im Kleinsten anfängt autark zu werden.
Wenn es nur ein System von einer kleiner Solarzelle mit Powerbank für das Handy ist. (Powerbank als Speicher für schlechte Tage).
Alleine wenn dies 1 Million Menschen in der Schweiz machen würden, ist die Nachfrage am sinken. Kleinvieh macht auch Mist...