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Kubanische Ärzte verlassen wegen Bolsonaro Brasilien

Eigentor mit Ansage: Tausende kubanische Ärzte verlassen wegen Bolsonaro Brasilien

23.11.2018, 09:5023.11.2018, 13:15
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epa07183654 Cuban doctors who were part of the 'Mais Medicos' (More Doctors) program prepare to depart Brazil at the Brasília International Airport in Brasilia, Brazil, 22 November 2018. Cub ...
Die Kubaner verlassen Brasilien.Bild: EPA/EFE

Hunderte kubanische Mediziner haben sich nach dem Streit um das Programm «Mehr Ärzte» in Brasilien auf den Rückweg in ihre Heimat gemacht. Am Flughafen der brasilianischen Hauptstadt Brasília versammelten sich am Donnerstagabend 430 Ärzte, um nach Kuba zurückzukehren.

Insgesamt sollen nach heftiger Kritik des designierten brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro vor Mitte Dezember 8300 kubanische Mediziner das Land verlassen.

In Brasilien fehlt es in vielen Ortschaften damit bereits an medizinischem Personal. In mindestens zwölf Bundesstaaten gebe es Gesundheitszentren, in denen keine Mediziner mehr arbeiten, wie das Nachrichtenportal G1 am Mittwoch berichtete. Vor anderen Praxen bildeten sich laut den Angaben zudem lange Schlangen.

epa07183656 A person holds flags as doctors of the 'Mais Medicos' (More Doctors) program prepare to depart Brazil at the Brasília International Airport in Brasilia, Brazil, 22 November 2018. ...
Bild: EPA/EFE

Kuba hatte vergangene Woche angekündigt, das Programm «Mehr Ärzte» in unterversorgten Regionen Brasiliens einzustellen. Grund seien «unverhohlene, verächtliche und drohende» Äusserungen des Rechtsaussen-Politikers Bolsonaro, der die Präsidentschaftswahl im Oktober gewonnen hatte.

Ärzte sollten sich erneut prüfen lassen

Bolsonaro hatte während des Wahlkampfs mehrfach mit der Beendigung des Programms gedroht und die Fortsetzung kürzlich an Bedingungen geknüpft. So sollten sich die kubanischen Ärzte erneuten Prüfungen unterziehen. Ausserdem sollten sie ihre Familien nach Brasilien holen dürfen und das volle Gehalt bekommen, das die Regierung in Brasília an Havanna überweist.

Tatsächlich leitet die kubanische Regierung nur 30 Prozent des von Brasilien bezahlten Gehalts an die Ärzte weiter. Der Rest des Geldes fliesst in den kubanischen Staatshaushalt. Bolsonaro hatte von «Sklaverei» gesprochen und gesagt, er wolle nicht die «kubanische Diktatur» finanzieren.

Nach Angaben des kubanischen Gesundheitsministeriums waren seit 2013 knapp 20'000 kubanische Mediziner in Brasilien im Einsatz. Sie hätten mehr als 113 Millionen Menschen behandelt.

Ärzte aus Kuba geniessen einen guten Ruf, weshalb die Regierung des kommunistischen Landes sie seit Jahrzehnten in zahlreiche unterversorgte Länder entsendet. Für den Inselstaat sind die im Ausland arbeitenden Ärzte eine wichtige Einnahmequelle – sie bringen mehr Geld ein als der Tourismus. (aeg/sda/afp)

Häftlinge in São Paulo nehmen Wärter als Geiseln

Video: srf
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36 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Markus97
23.11.2018 11:06registriert August 2018
Er wollte das die ausländischen Ärzte einen anständigen Lohn bekommen und ihre Familie nachziehen können. Das sind zimlich vernünftige Forderungen.

Hier liegt ein generischer Fehlschluss vor. Nur weil seine Umweltpolitik absolut grauenhaft ist, heisst das noch lange nicht, dass er hier unrecht hat.
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Laeddis
23.11.2018 11:25registriert September 2016
Ich habe bereits oft gehört, dass kubanische Ärzte einen hervorragenden Ruf geniessen in der Welt. Weiss jemand wieso grad Kuba solche gute Ärzte ausbildet?
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marcog
23.11.2018 12:16registriert Februar 2016
Kuba gibt für die Ausbildung seiner besten Leute viel Geld aus, und möchte damit natürlich auch wieder welches verdienen. Dass die Ärzte nicht das volle Gehalt bekommen ist verständlich. Dass die Familie nicht nachziehen darf wohl ein unvermeindliches Übel, da sich die Ärtze ansonsten verselbständigen.
Brasilien sollte endlich selber genügend Ärzte ausbilden, wenn sie ernsthaft etwas gegen diese Ausbeutung machen möchten.
Die Schweiz hat den Vorteil, dass wir durch den hohen Lebensstandard genügend Ärtze aus ganz Europa anziehen, ist in der Hinsicht aber auch nicht viel besser...
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