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Argentiniens Präsident Milei schielt auf Nobelpreis

epa11435054 Argentina's President Javier Milei talks to media at a press conference after meeting with Czech President Petr Pavel (not pictured) at Prague Castle, in Prague, Czech Republic, 24 Ju ...
Javier Milei ist der Liebling der Radikalliberalen.Bild: keystone

Argentiniens Präsident Milei schielt auf Nobelpreis

Mit seinem massiven Sparprogramm und dem radikalen Umbau des Wirtschaftssystems in seinem Heimatland will sich der argentinische Präsident Javier Milei offenbar für den Wirtschaftsnobelpreis empfehlen.
25.06.2024, 07:5825.06.2024, 07:58
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«Zusammen mit meinem Chefberater Demian Reidel schreiben wir einen Grossteil der Wirtschaftstheorie neu», sagte der ultraliberale Staatschef am Montag bei einem Besuch in der tschechischen Hauptstadt Prag.

«Wenn wir es richtig machen, werde ich wahrscheinlich zusammen mit Demian den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften erhalten.» Auf seiner laufenden Europa-Tournee sammelte er in Spanien, Deutschland und Tschechien in den vergangenen Tagen drei Preise von liberalen Thinktanks ein.

Argentinien steckt in einer schweren Wirtschaftskrise. Das einst reiche Land leidet unter einem aufgeblähten Staatsapparat, geringer Produktivität der Industrie und einer grossen Schattenwirtschaft, die dem Staat viele Steuereinnahmen entzieht.

Radikale Sparprogramme

Milei will die zweitgrösste Volkswirtschaft Südamerikas nun mit einem radikalen Sparprogramm wieder auf Kurs bringen. Die Regierung strich Tausende Stellen im öffentlichen Dienst, kürzte Subventionen und wickelte Sozialprogramme ab. Bei Mileis Besuch in Berlin mahnte Deutschlands Kanzler Olaf Scholz am Sonntag die Sozialverträglichkeit der Reformen an.

Tatsächlich gibt es erste Erfolge. Erstmals seit langem ist der argentinische Staatshaushalt ausgeglichen und die Inflation ging deutlich zurück.

Wirtschaftsleistung eingebrochen

Das hat allerdings seinen Preis: Die harten Massnahmen würgen die Wirtschaftsleistung ab. Im ersten Quartal des Jahres brach die Wirtschaftsleistung im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 5,1 Prozent ein, wie die staatliche Statistikbehörde Indec am Montag mitteilte. Nach Angaben der Katholischen Universität Argentiniens leben knapp 56 Prozent der Menschen in Argentinien unter der Armutsgrenze und rund 18 Prozent in extremer Armut.

Der Wirtschaftsnobelpreis ist der einzige der Nobelpreise, der nicht auf das Testament von Dynamit-Erfinder und Preisstifter Alfred Nobel (1833-1896) zurückgeht. Er wird seit Ende der 1960er Jahre von der schwedischen Reichsbank gestiftet und zählt somit streng genommen nicht zu den klassischen Nobelpreisen. Trotzdem wird er gemeinsam mit den weiteren Auszeichnungen an Nobels Todestag, dem 10. Dezember, feierlich überreicht. (sda/dpa)

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71 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Steibocktschingg
25.06.2024 08:16registriert Januar 2018
Ich weiss nicht, was an seinen Leistungen auch nur ansatzweise nobelpreiswürdig ist, vor allem, da die meisten Ökonomen inzwischen schon lange aufgezeigt haben, dass die Libertären wie Milei weniger Ahnung von Wirtschaft als viele Kommunisten haben und etwaige Erfolge schlicht zufällig sind.
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El_Chorche
25.06.2024 08:50registriert März 2021
Ich schiele auf den Literatur-Nobelpreis und schätze meine Chancen minim schlechter ein, als die von Milei 😬
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Fernrohr
25.06.2024 08:23registriert Januar 2019
Da kann er schielen bis seine Augen schmerzen. Den Nobelpreis kriegt der nie!
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