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China kappt Rohstoff für US-Waffen – Germanium-Preis auf Rekordhoch

China kappt Rohstoff für US-Waffen – Germanium-Preis auf Rekordhoch

Rohstoffe sind längst eine taktische Waffe. China drosselt die Ausfuhr von Germanium für Amerikas Waffenhersteller. Die Preise explodieren. Auch die EU reagiert.
16.09.2025, 05:1716.09.2025, 05:17
Peter Riesbeck / t-online
Ein Artikel von
t-online

Die Namen reichen von A wie Antimon bis Z wie Zirkonium. Von seltenen Erden sprechen Fachleute aus Chemie, Physik und Maschinenbau. Die begehrten Metalle sind Schlüsselelemente für moderne Technik von Magneten für Windturbinen bis zu Spezialgerät für Kampfjets.

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China hat die Ausfuhr von Germanium eingeschränkt.Bild: www.imago-images.de

Das Problem: Knapp 90 Prozent dieser Schlüsselelemente werden von Unternehmen aus China veredelt. Deshalb ist man im Westen jetzt alarmiert: Seit China zuletzt die Ausfuhr wichtiger Metalle wie Germanium beschränkte, ist der Preis um knapp zwanzig Prozent gestiegen. Derzeit wird das Schlüsselelement mit knapp 5'000 Dollar pro Kilogramm gehandelt, der höchste Preis seit zehn Jahren.

Germanium ist entscheidend für die Herstellung wichtiger Militärgüter. Es steckt in Nachtsichtgeräten, in High-Tech-Optik für Drohnen, Sensoren, Spezialelektronik oder Wärmebildkameras für Kampfjets. Die «Financial Times» zitierte einen Händler mit den Worten, er versuche seit sechs Monaten vergeblich, an das Metall zu kommen. Der Markt aus China, so der verzweifelte Trader, sei «total versiegt».

China, so die Vermutung, reagiert mit den Beschränkungen unter anderem auf einen Lieferstopp von Maschinen zur Halbleiterherstellung des niederländischen Weltmarktführers ASML. Im Hintergrund hatte die US-Regierung Druck gemacht. Von Geoökonomie sprechen Experten: die Fortsetzung von Politik mit ökonomischen Mitteln.

China drosselt Nachschub

China kontert. Zuletzt drosselte das Land den Rohstoff-Nachschub. Nach FT-Recherchen ist die Einfuhr von Germanium in die USA in den ersten sechs Monaten des Jahres im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um vierzig Prozent gesunken.

Ein möglicher Ersatzmarkt wäre Russland: Das aber scheidet wegen der westlichen Sanktionen nach dem russischen Überfall auf die Ukraine aus.

Das begehrte Metall aus Sachsen

Germanium wurde 1886 vom deutschen Chemiker Clemens Winkler im sächsischen Freiberg entdeckt. Nach dem Herkunftsland des Metalls wurde das Element Germanium benannt. Es steckt heute in High-Tech-Produkten von Halbleitern bis Sensortechnik.

Das Metall gehört zur Familie der seltenen Erden, einer Reihe von Metallen wie Antimon, Lithium und Molybdäm, die entscheidend sind für E-Autos. Gewinnung von Windenergie und Rüstungsgüter. Knapp 90 Prozent der Metalle werden in China hergestellt.

Die EU reagierte bereits im Vorjahr mit dem sogenannten Critical Raw Material Acts (CRMA), einer Regelung zur Versorgung der europäischen Industrie mit wichtigen Rohstoffen wie Germanium. Das Ziel: Bis 2030 sollen 10 Prozent der strategischen Schlüsselelemente wie Lithium in Europa gewonnen, 40 Prozent hier veredelt und 25 Prozent der eingesetzten Metalle recycelt werden.

Vorbild ist Japan: Das Land hat seine Abhängigkeit von in China raffinierten seltenen Erden seit 2010 von 90 auf 60 Prozent verringert und gleichzeitig deren Verbrauch halbiert.

Auch in den USA wird langsam umgesteuert. So verkündete der US-Rüstungskonzern Lockheed Martin, Hersteller des Kampfjets F-35, mit dem die Nato in der Vorwoche russische Drohnen über Polen abfing, im August einen neuen Liefervertrag mit dem südkoreanischen Unternehmen Korea Zinc.

«Angesichts aktueller geopolitischer Spannungen sind Fragen nach der Resilienz und Stabilität strategischer Lieferketten ins Zentrum des politischen Diskurses gerückt», heisst es in einem neuen Forschungsprojekt der Berliner «Stiftung Wissenschaft und Politik».

Weltweit liegt der Bedarf an Germanium bei rund 200 Kilogramm pro Jahr. Mit Blick auf Chinas Taktik, Rohstoffverknappungen als taktische Waffe einzusetzen, steigen nicht allein die Preise an den Rohstoffmärkten. Für Unternehmen wird es zunehmend attraktiver, Germanium aus Altbeständen zu recyceln. Entsprechende Projekte laufen etwa in Belgien.

Auch in Deutschland wird nach Metall geschürft. Nahe der pfälzischen Stadt Landau etwa wird aus dem Tiefenwasser von Geothermie-Anlagen Lithium für die Herstellung von Batterien für E-Autos gewonnen. Das kanadische Unternehmen Rock Tech zieht in Guben in der Lausitz eine Veredelungsanlage für Lithium hoch. Der Rohstoff für die Fabrik in Brandenburg soll aus Kanada kommen. Mit Blick auf Donald Trumps Zollpolitik ist nicht allein China ein unzuverlässiger Handelspartner.

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23 Kommentare
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c.v.
16.09.2025 07:04registriert November 2016
"Das Metall gehört zur Familie der seltenen Erden, einer Reihe von Metallen wie Antimon, Lithium und Molybdäm"
Sorry, aber nein. Keins dieser Elemente gehört zu den seltenen Erden.
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Ichwillauchwassagen
16.09.2025 07:33registriert Mai 2019
200kg Germanium Verbrauch pro Jahr?
Das müssten 200 Tonnen sein.
Weil sonst hätte unser Kunde in Belgien schon im Februar nichts mehr zu tun.
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