«Wir haben keine andere Möglichkeit, als hineinzugehen», gab Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu während eines Telefonats mit US-Präsident Joe Biden laut «NBC» zu. Gemeint ist damit eine Bodenoffensive in den von der Terrororganisation Hamas kontrollierten Gaza-Streifen. Wie diese Offensive aussehen wird, wissen nur die israelischen Generäle. Anhaltspunkte geben die beiden bisherigen Bodenoperationen der israelischen Streitkräfte in den Jahren 2008 und 2014: Operation Gegossenes Blei und Operation Fels in der Brandung.
Der Gaza-Streifen ist 41 Kilometer lang und 6 bis 12 Kilometer breit (365 Quadratkilometer). Zum Vergleich: Der Neuenburgersee ist 38 Kilometer lang und maximal 8 Kilometer breit (218 Quadratkilometer). Im Gaza-Streifen leben ca. 2 Millionen Menschen, was einer Dichte von mehr als 5300 Personen pro Quadratkilometer entspricht. In der Stadt Zürich leben 4655 Menschen pro Quadratkilometer. Der gesamte Gaza-Streifen wird von einer Sperranlage umzäunt. Sie wurde 1994 errichtet und 2019 bis 2021 modernisiert. Sie ist sechs Meter hoch und verfügt über Kameras, Bewegungsmelder und diverse Sensoren, welche verhindern sollen, dass Tunnels darunter gebaut werden können. Dies geschieht allerdings weiterhin, aber in einer Tiefe von bis zu 40 Metern.
An den Zaun grenzt eine 100-Meter breite Zone, die nicht betreten werden darf. Auch über das Meer dürfen Palästinenser den Gaza-Streifen nicht verlassen. Ab sechs Meilen kontrollieren israelische Motorboote das Gewässer.
Dass trotzdem Waffen und Raketen, aber auch Baumaterialien und – zusätzlich zu den bereits von Israel gelieferten Gütern – Lebensmittel sowie Medizin in den Gaza-Streifen finden, verdanken die Anwohner einem enorm ausgebauten Tunnelsystem, das nach Ägypten, aber auch nach Israel führt. Es wird geschätzt, dass über 1000 Tunnels mit einer durchschnittlichen Länge von einem Kilometer existieren. Einige sind betoniert und können sogar von LKWs befahren werden.
Reguläre Übergänge gibt es nur sehr wenige. Vor den Attacken am 7. Oktober waren nur Erez (für Personen) an der Nordostgrenze und Kerem Shalom (für Güter) am südlichsten Zipfel in Betrieb. Kontrolliert wird der Gazastreifen seit blutigen Machtkämpfen gegen die Fatah von der radikalislamistischen Terrorgruppe Hamas, die mit eiserner Hand regiert. Es wird geschätzt, dass die Hamas allein mit Steuerabgaben der Tunnelbetreiber im Gaza mehrere hundert Millionen Dollar pro Jahr einnimmt. Trotzdem ist die Hälfte der Bewohner auf ausländische Hilfsgüter angewiesen. Die Jugendarbeitslosigkeit beträgt über 50 Prozent.
Über 1000 Raketen feuerte die Hamas während des Jahres 2008 aus dem Gazastreifen auf Israel, das damit reagierte, die offiziellen Versorgungskanäle über die Grenzübergänge abzuwürgen. Durch Vermittlung von Ägypten kam ein Friedensabkommen zustande, das wenig später von beiden Seiten mehrfach gebrochen wurde. Im Dezember kündigte die Hamas das Abkommen auf und beschoss Israel wieder exzessiv mit über 300 Raketen an einem Tag. Unter dem Vorstoss von Verteidigungsminister Ehud Barak, der dabei war, als Ministerpräsident zu kandidieren, entschied sich Israel zum Einmarsch in Gaza, zur «Operation gegossenes Blei».
Der Beschuss begann am 27. Dezember in Form von Luftangriffen. Während des tagelangen Bombardements, auch mit Artillerie, wurde Hamas-Infrastruktur, aber auch zivile Einrichtungen dem Erdboden gleichgemacht. Während die Hamas Israel beschuldigte, keine Rücksicht auf zivile Opfer zu nehmen, lautete der Vorwurf aus Jerusalem, die Hamas nehme zivile Schutzschilde, um ihre Terrorinfrastruktur zu schützen. Beispielhaft dafür steht die Universität Gaza-Stadt, bei deren Bombardement auch eine Raketenfabrik zerstört und ein hochrangiges Mitglied des Islamischen Heiligen Krieges liquidiert wurde.
Nach tagelangem Beschuss betraten am 3. Januar zum ersten Mal israelische Bodentruppen den Gazastreifen. Laut Augenzeugen benutzten sie dafür den Eingang Erez im Norden. In der Folge kam es zu intensiven Feuergefechten vorwiegend in den ländlichen Gebieten. Die israelischen Streitkräfte unterliessen es, zu tief in städtisches Gebiet vorzudringen. Die palästinensischen Opferzahlen stiegen weiter, während Israels Truppen wenig Verluste zu verzeichnen hatten. Trotz des Vordringens feuerte die Hamas fast täglich Raketen auf Israel.
Am 12. Januar erklärte sich ein lokaler Hamas-Kommandant bereit, für Friedensverhandlungen. Doch die Spitze der Terrororganisation war sich uneinig. Die Exil-Führung in Damaskus (Syrien) befahl, weiterzukämpfen.
Am 18. Januar zog sich Israel aus dem Gaza-Streifen zurück, nachdem Premier Olmert erklärt hatte, die Ziele der Mission erfüllt zu haben. Je nach Angaben starben bei der Mission zwischen 300 und 900 Zivilisten und 500 und 900 Hamas-Kämpfer. Israel beklagte 13 Tote.
Mehr als doppelt so lange, vom 8. Juli 2014 bis zum 26. August 2014 dauerte die Operation Fels in der Brandung. Nicht nur die Dauer, auch die Zahl der Todesopfer stieg dabei an. Israel verzeichnete 60 bis 70 tote Soldaten und Zivilisten, die palästinensische Seite beklagte 2000 Tote, wobei die Verteilung von Zivilisten und Kämpfer je nach Quelle stark variiert.
Ursache war laut israelischen Angaben erneut Beschusss durch Raketen aus dem Gaza-Streifen – aber auch die Ermordung dreier Jugendlicher durch die Hamas im Westjordanland. Jugendliche Israelis rächten sich mit der Ermordung eines Palästinensers in Ostjerusalem. Oberbefehlshaber der israelischen Truppen war Benjamin Netanjahu, damals wie heute Ministerpräsident. Vorgehen, Verlauf und Ende entsprachen in groben Zügen demjenigen der Operation Gegossenes Blei: Israel begann mit tagelangen Bombardements und drang später mit Bodentruppen in den Gaza-Streifen ein. Die Hamas beschoss Israel währenddessen weiterhin mit Raketen.
Die Kontroverse um menschliche Schutzschilde erreichte indes ein neues Level. In einem Gebäude des Hilfswerks der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten (UNRWA) wurden 20 Raketen der Hamas entdeckt. Ausserdem legten israelische Bodentruppen dutzende Schmuggeltunnels frei, was ein neues Licht auf das Ausmass der Untertagebauten warf. Einige davon endeten in Moscheen, Flüchtlingscamps, Schulen und Gebäuden des UNRWA, was zu internationalen Protesten führte.
Ausserdem wurde ein geplantes Massaker aufgedeckt: Durch die Tunnels sollten hunderte Hamas-Kämpfer nach Israel geschleust werden, um in benachbarten israelischen Siedlungen möglichst viele Zivilisten zu ermorden und zu entführen. Das diabolische Vorhaben ist der Hamas nun neun Jahre später geglückt. Abzuwarten ist jetzt die Antwort Israels.
Das hier manche eben nicht aus der Geschichte gelernt haben und den selben Fehler machen den andere bereits vor ihnen machen.
Und leider das Warschauer Ghetto, auch wenn Israel nicht vor hat die Palästinenser zu vernichten (offiziell zumindest), geht das direkt in diese Richtung...
bei 50% Jugendarbeitslosigkeit und einer Hamas die ihren Terroristen Kopfprämien auszahlt, ist das genau die richtige Methode die Saat für weitere Generationen an Terroristen zu setzen.