Die Bilder aus der Türkei, Griechenland und Italien sind apokalyptisch. Dunkle Rauchschwaden verdecken ganze Landstriche, Feuerstürme zerstören innert Sekunden das Hab und Gut Tausender. Viele müssen ihre Häuser verlassen, ohne zu wissen, ob sie je zurückkehren können. Trotz intensiver Löscharbeiten und der Unterstützung von Rettungskräften aus dem Ausland lodern die Brände weiter und lassen sich nur schwer eindämmen.
Doch nicht nur am Mittelmeer brennt es. Wie die Situation in anderen Teilen der Welt aussieht, dokumentiert die US-Raumfahrtbehörde Nasa. Im Stundentakt sammelt sie per Satelliten Daten über sämtliche Feuer, die auf dem Globus brennen. Diese werden auf einer Echtzeit-Weltkarte auf dem öffentlich zugänglichen Server Firms (Fire Information for Ressource Management) zusammengeführt. Jeder Brandherd und jede thermische Anomalie, wie zum Beispiel Vulkane oder Gasfackeln, werden auf der Karte mit einem roten Punkt markiert. Und so sieht das derzeit in seiner Gesamtheit aus:
Eindrücklich zeigt die Karte, dass es nebst in den südlichen Ländern Europas auch auf fünf weiteren Kontinenten brennt. Im Norden Kaliforniens hat sich das sogenannte «Dixie Fire» zum drittgrössten je erfassten Waldbrand im Bundesstaat ausgeweitet. Über 200'000 Hektar Land sind bisher verbrannt – eine Fläche ungefähr so gross wie die des Kantons St.Gallen. Rund 5000 Feuerwehrleute sind im Einsatz. Doch wegen der hohen Temperaturen geht man davon aus, die Brände erst in zwei Wochen löschen zu können.
Auch in Kanada wüten weiterhin an mehreren Orten Brände. Ende Juli haben die Behörden der Provinz British Columbia den Notstand ausgerufen. Aufgrund mehrerer Hitzewellen kam es zu extremen Dürren, durch die sich Waldbrände explosionsartig verbreiten konnten. Seit April sind in British Columbia mehr als 400'000 Hektar Land verbrannt. In den kommenden Tagen wird erneut ein Temperaturanstieg erwartet. Die Bevölkerung wird angehalten, sich auf mögliche Brandausbrüche vorzubereiten.
Doch nicht überall, wo ein Feuer auftritt, handelt es sich um eine Naturkatastrophe. An manchen Orten sind die Brände während der Trockenperiode normal oder sogar gewollt. So sieht es auf der Nasa-Feuerkarte auf den ersten Blick danach aus, als würden derzeit ganz Zentralafrika und Madagaskar in Flammen stehen. Tatsächlich sind die dortigen Brände aber ein normales Phänomen der Sommermonate: Sie gehören zum Ökosystem dazu und schaffen neuen Lebensraum. Nach den Feuern ist die Savanne innerhalb weniger Wochen wieder grün. Die Bäume schlagen aus, neue Büsche keimen. Manche Arten sind sogar auf Feuer angewiesen.
Gerade im afrikanischen Savannengürtel und auf Madagaskar sind es die Menschen selbst, die solche kontrollierten Feuer legen, wobei dies auf dem Feuer-Monitor der Nasa nicht speziell hervorgehoben wird, da ein Satellit nicht zwischen einem kontrollierten und einem unkontrollierten Feuer unterscheiden kann. Bei einem Teil handelt es sich auch um Brandrodungen, damit auf dem dadurch gewonnenen Boden Rohstoffe angebaut werden können.
Ein grosses Problem stellen diese Brandrodungen im südamerikanischen Amazonasregenwald dar. Jedes Jahr kommt es immer wieder zu grossflächigen Bränden, die sich während der Trockenzeit besonders ausbreiten. Das nationale Institut für Weltraumforschung registrierte im Juni 2300 Brände im Amazonas-Gebiet. Das sind 2,6 Prozent mehr als im Juni 2020, als die Feuer bereits einen Rekord erreicht hatten. Laut einem Bericht der Weltbank werden 75 Prozent des Amazonasregenwaldes bis 2025 dauerhaft verloren sein.
Insgesamt kommt es weltweit aber nicht unbedingt zu mehr Bränden, allerdings haben sie immer verheerendere Folgen und brennen immer grössere Flächen ab. Für über 90 Prozent der weltweiten Waldbrände ist laut WWF der Mensch verantwortlich, sei es durch Brandstiftung oder Unachtsamkeit. Aufgrund der veränderten klimatischen Bedingungen traten diese in den vergangenen Jahren öfters an Orten auf, wo sie kaum kontrollierbar sind und eine grosse Zerstörung anrichten.
Gerade im Mittelmeerraum werden die Feuer durch Winde immer wieder angefacht. Solche Feuerstürme können sich mit grosser Geschwindigkeit ausbreiten, wie dies in den letzten Tagen auf der griechischen Insel Euböa passiert ist. Auch in den USA finden Waldbrände zwar regelmässig statt, treten aber immer intensiver auf. 2015 kam es erstmals zu einem extremen Waldbrandjahr. Auch in den Jahren 2017, 2018 und 2020 überstieg die Waldbrandfläche die Grenze von 4 Millionen Hektar.
Wieso werden diese Zahlen nicht jedem Politiker gezeigt? Da kann man doch nicht tatenlos zusehen! Bäume sind generell die besten CO²-Speicher. Ich verstehe die Welt nicht mehr.