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Türkei-Beben auf Rang 5 – die tödlichsten Erdbeben im 21. Jahrhundert

epa10458920 A man reacts at the site of a collapsed building following a powerful earthquake in the city of Kahramanmaras, Turkey, 10 February 2023. More than 21,000 people have died and thousands mor ...
Das Erdbeben in der Türkei hat schon über 20'000 Todesopfer gefordert.Bild: keystone

Verheerendes Erdbeben in der Türkei und Syrien – nur vier waren seit 2000 tödlicher

Im 21. Jahrhundert haben sich schon über 800 schwere Erdbeben ereignet. Mit einer Magnitude von 7,8 und mehr als 20'000 Toten zählt das Erdbeben in der Türkei und Syrien zu den schlimmsten Naturkatastrophen der letzten 22 Jahre. Die Übersicht.
10.02.2023, 17:2911.02.2023, 15:12
Philipp Reich
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Erbeben sind auf unserem Planeten alltäglich. Immer wieder kommt es zu kleineren Erschütterungen und auch grössere Beben sind keine Seltenheit. Im 21. Jahrhundert kam es bereits zu über 800 Erdbeben mit einer Magnitude von 7,0 oder mehr oder mit mindestens einem Todesopfer. An den Grenzen der Kontinentalplatten ist die Gefahr grosser Beben besonders hoch, wie die Karte der schwersten Erdbeben im 21. Jahrhundert eindrücklich zeigt.

Gar an einer «Triple Junction», genauer an der Grenze zwischen der Anatolischen, der Arabischen und der Afrikanischen Platte fand das jüngste Doppel-Erdbeben in der Türkei statt. Am 6. Februar bebte die Erde an der türkischen-syrischen Grenze gleich zweimal innert weniger Stunden heftig – Magnituden von 7,8 und 7,5 wurden verzeichnet. Der Untergrund wurde auf einer Länge von etwa 400 Kilometern aufgerissen, was fatale Folgen hatte.

Bis zum Morgen des 10. Februar wurden insgesamt 21'542 Tote geborgen und mehr als 78'100 Verletzte registriert. Ausserdem wurden Tausende von Gebäuden zerstört. Damit gehört das Beben in der Türkei zu den verheerendsten im 21. Jahrhundert.

Die tödlichsten Erdbeben

1. Erdbeben in Haiti 2010

316'000 Tote

Am 12. Januar 2010 erschüttert ein Erdbeben der Stärke 7,2 den Karibikstaat Haiti, eines der ärmsten Länder der Welt. Bei der Katastrophe sterben laut der haitianischen Regierung 316'000 Menschen. 1,5 Millionen verlieren ihr Dach über dem Kopf. Die Hauptstadt Port-au-Prince, in deren Nähe das Epizentrum liegt, wird fast komplett zerstört.

This photo provided by the United Nations, a hillside view shows the destruction, Sunday, Jan. 17, 2010, in Port-au-Prince, Haiti, following a 7.0 earthquake which struck the area Jan. 12. (AP Photo/U ...
Bild: AP United Nations

2. Erdbeben im Indischen Ozean 2004

227'898 Tote

Ein Seebeben mit einer Magnitude von 9,1 und einem Epizentrum 85 Kilometer vor der indonesischen Insel Sumatra löst am 26. Dezember 2004 eine Reihe von Tsunamis aus, denen fast 230'000 Menschen zum Opfer fallen. In den Küstengebieten waren Einheimische und Touristen den Monsterwellen schutzlos ausgeliefert.

Destroyed houses are seen in Banda Aceh, Indonesia Monday, Dec. 27, 2004. Dozens of bloated bodies littered the streets of Banda Aceh city Monday as soldiers and volunteers searched for survivors of a ...
Bild: AP

3. Erdbeben in Sichuan 2008

87'589 Tote

Am 12. Mai 2008 bebt in der zentralchinesischen Provinz Sichuan die Erde. Das Epizentrum des Bebens mit einer Magnitude von 7,9 liegt nur etwa 75 Kilometer nordwestlich der Millionenstadt Chengdu und in geringer Tiefe, was zu grossen Schäden führte. 5,8 Millionen Menschen wurden obdachlos, 87'589 starben.

epa01364662 Parents and loved ones mourn for children that perished in the 12 May 2008 earthquake at the Xinjian Primary School, where about 300 students died according to parents, in Dujiangyan, Sich ...
Bild: EPA

4. Erdbeben in Kaschmir 2005

87'351 Tote

Ein Erdbeben der Stärke 7,6 machte am 8. Oktober 2005 in der von Pakistan verwalteten Region Asad Kaschmir einen etwa 100 km langen Bruch auf, entlang dessen fast alle Gebäude zerstört wurden. Zahlreiche Dörfer wurden buchstäblich dem Erdboden gleichgemacht. 87'351 Tote waren zu beklagen, 780'000 Gebäude wurden zerstört.

Pakistani earthquake survivors walk towards the ground to attend prayers of Eid al-Fitr, a major Muslim holiday, Friday, Nov. 4, 2005 in Balakot, Pakistan. Survivors of Pakistan's killer quake ga ...
Bild: AP

5. Erdbeben in der Türkei und Syrien 2023

21'542 Tote (Stand: 10. Februar)

Ein Beben der Stärke 7,8 erschüttert am 6. Februar 2023 das türkisch-syrische Grenzgebiet, wenige Stunden später folgt ein weiteres Beben der Stärke 7,5. Bis zum Morgen des 10. Februar wurden insgesamt über 21'700 Tote geborgen und mehr als 78'100 Verletzte registriert. Ausserdem wurden Tausende Gebäude zerstört, darunter auch zwei Spitäler in der Türkei. Starke Niederschläge und Kälte erschweren zudem die aktuell immer noch anhaltenden Rettungsarbeiten.

epa10458503 A picture taken with a drone shows the destruction following a powerful earthquake in the city of Kahramanmaras, Turkey, 10 February 2023. More than 21,000 people have died and thousands m ...
Bild: keystone

6. Erdbeben von Bam 2003

26'271 Tote

Am frühen Morgen des 26. Dezember 2003 verwüstete ein Beben der Stärke 6,6 die Region um die historische Stadt Bam in der südiranischen Provinz Kerman. In der 100'000-Einwohner-Stadt an der Seidenstrasse fallen die meisten Lehmziegelbauten in sich zusammen und begraben über 25'000 Menschen unter sich.

Arg'e Bam, a 2000-year-old site which was one of the main historical centres and tourist attractions in Iran, was destroyed by the 6.3 degree quake which shook the city of Bam in southeast Iran o ...
Bild: EPA

7. Tohoku-Erdbeben 2011

20'852 Tote

Das Seebeben vor der japanischen Region Tohoku am 11. März 2011 geht als grösste Nuklearkatastrophe seit Tschernobyl in die Geschichte ein. Mit einer Stärke von 9,1 löste das Beben zunächst mehrere Tsunami-Wellen aus, die auf einer Fläche von mehr als 500 km² die japanische Pazifikküste überfluteten. Fast 21'000 Menschen verloren ihr Leben, rund 400'000 Gebäude wurden vollständig zerstört. Nachdem das Kernkraftwerk Fukushima von einer 14 Meter hohen Welle getroffen worden war, kam es dort zu mehreren Unfällen und dem Austritt von Radioaktivität.

epa04103720 (FILE) A file picture dated 11 March 2011 shows houses swept up by a tsunami in the Miyagi Prefecture city of Natori, Japan, after an earthquake hit Japan 11 March 2011. The third annivers ...
Bild: EPA/AFLO / EPA FILE

8. Erdbeben in Gujarat 2001

20'085 Tote

Am 26. Januar 2001, am Morgen des indischen Tags der Republik, erschütterte ein Beben der Stärke 7,7 den indischen Bundesstaat Gujarat. Durch die lockeren Sedimentböden konnten die seismischen Schwingungen eine besonders destruktive Wirkung entfalten: Mehr als 20'000 Menschen starben, 166'836 wurden verletzt.

Mohin Ali Mohamad, 22, sits in front of the bodies of his father and sister, wrapped together for burial in Bhuj, India Tuesday, Feb, 6, 2001. Hundreds of thousands of people are either homeless or li ...
Bild: AP

9. Erdbeben in Nepal 2015

9018 Tote

Im Frühling 2015 ereigneten sich in Nepal gleich mehrere grosse Erdbeben. Das erste und stärkste mit einer Magnitude von 7,8 erschütterte am 25. April das Land. Am stärksten betroffen waren das Kathmandutal und in der Nähe liegende Täler, wo viele Menschen unter den Trümmern von einstürzenden Häusern oder unter Gerölllawinen begraben wurden. 9018 verloren ihr Leben, 22'300 wurden verletzt.

Police remove temporary houses in a quake victims' shelter in downtown Kathmandu, Nepal, Tuesday, March 14, 2017. Police tore down hundreds of temporary homes in the Nepalese capital where people ...
Bild: AP

10. Erdbeben von Yogyakarta 2006

5782 Tote

Am 27. Mai 2006 liess ein Erdbeben im Sultanat Yogyakarta auf der indonesischen Insel Java böse Erinnerungen an den verheerenden Tsunami von 2004 aufkommen. Da es ein Landbeben war und die Stärke mit 6,3 deutlich geringer ausfiel, kam es aber nicht zur Bildung von Monsterwellen. Trotzdem kamen bei der Katastrophe 5782 Menschen ums Leben, 350'000 Gebäude wurden zerstört oder beschädigt.

Indonesian villagers search for their belongings in Bantul district, south of Yogyakarta in Central Java, Indonesia on Monday, 29 May 2006. Emergency aid began arriving in earthquake-devastated Java M ...
Bild: EPA

Die stärksten Erdbeben

Nicht immer sind die stärksten Erdbeben auch die verheerendsten. Bei den drei Erdbeben vor Sumatra in den Jahren 2005, 2007 und 2012 entstanden trotz der hohen Bebenstärke jeweils Tsunamis mit einer maximalen Wellenhöhe von rund einem Meter, die nur geringen Schaden anrichteten.

Allgemein hängt die Opferzahl einerseits von physischen (Magnitude, Dauer, Entfernung vom Epizentrum), andererseits von menschlichen Faktoren (Siedlungsdichte, vorherrschende Bauweise, Schutzmassnahmen) ab.

  1. Erdbeben im Indischen Ozean 2004
    Magnitude 9,1 – 227'898 Tote
  2. Tohoku-Erdbeben 2011
    Magnitude 9,0 – 20'852 Tote
  3. Erdbeben in Chile 2010
    Magnitude 8,8 – 550 Tote
  4. Erdbeben vor Sumatra 2005
    Magnitude 8,6 – 1313 Tote
  5. Erdbeben vor Sumatra 2012
    Magnitude 8,6 – 10 Tote
  6. Erdbeben vor Sumatra 2007
    Magnitude 8,5 – 25 Tote
  7. Erdbeben vor Peru 2001
    Magnitude 8,4 – 145 Tote
  8. Erdbeben von Coquimbo 2015
    Magnitude 8,3 – 20 Tote
  9. Erdbeben von Tokachi 2003
    Magnitude 8,3 – 2 Tote
  10. Erdbeben bei den Kurilen 2006
    Magnitude 8,3 – 0 Tote

Die kostspieligsten Erdbeben

Die beiden Erdbeben in der Südtürkei und in Nordsyrien waren verheerend: Tausende Tote und unzählige eingestürzte Gebäude. Doch bezüglich der Schadensumme dürfte das Beben vom Februar 2023 deutlich hinter anderen Erdbeben des 21. Jahrhunderts bleiben. Seit der Jahrtausendwende waren es vor allem Beben in reicheren Ländern (Japan, China, Neuseeland, Italien), die extrem hohe Kosten verursachten.

  1. Tohoku-Erdbeben 2011 (JPN)
    360 Milliarden US-Dollar
  2. Erdbeben in Sichuan 2008 (CHN)
    150 Milliarden US-Dollar
  3. Christchurch-Erdbeben von 2011 (NZL)
    40 Milliarden US-Dollar
  4. Darfield-Erdbeben von 2010 (NZL)
    40 Milliarden US-Dollar
  5. Chuetsu-Erdbeben 2004 (JPN)
    28 Milliarden US-Dollar
  6. Erdbeben in Sikkim 2011 (IND)
    22,3 Milliarden US-Dollar
  7. Kumamoto-Erdbeben 2016 (JPN)
    20 Milliarden US-Dollar
  8. Erdbeben von L’Aquila 2009 (ITA)
    16 Milliarden US-Dollar
  9. Erdbeben in Norditalien 2012 (ITA)
    15,8 Milliarden US-Dollar
  10. Erdbeben in Chile 2010 (CHL)
    15 Milliarden US-Dollar

(Quelle: Wikipedia)

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Die Schäden der schweren Erdbeben in der Türkei und Syrien
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Die Schäden der schweren Erdbeben in der Türkei und Syrien
In der türkischen Provinz Idlib wurden zahlreiche Gebäude dem Erdboden gleichgemacht. Zivilschutzangehörige durchsuchen die Trümmer nach Überlebenden.
quelle: keystone / ghaith alsayed
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Videos zeigen einstürzende Gebäude in der Türkei und Syrien
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6 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Grave
10.02.2023 18:26registriert April 2015
Was ich am beeindruckendsten oder eher beängstigend finde ist die tatsache dass ich diese ereignisse völlig nicht mehr auf dem schrim hattehatte
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