Erbeben sind auf unserem Planeten alltäglich. Immer wieder kommt es zu kleineren Erschütterungen und auch grössere Beben sind keine Seltenheit. Im 21. Jahrhundert kam es bereits zu über 800 Erdbeben mit einer Magnitude von 7,0 oder mehr oder mit mindestens einem Todesopfer. An den Grenzen der Kontinentalplatten ist die Gefahr grosser Beben besonders hoch, wie die Karte der schwersten Erdbeben im 21. Jahrhundert eindrücklich zeigt.
Gar an einer «Triple Junction», genauer an der Grenze zwischen der Anatolischen, der Arabischen und der Afrikanischen Platte fand das jüngste Doppel-Erdbeben in der Türkei statt. Am 6. Februar bebte die Erde an der türkischen-syrischen Grenze gleich zweimal innert weniger Stunden heftig – Magnituden von 7,8 und 7,5 wurden verzeichnet. Der Untergrund wurde auf einer Länge von etwa 400 Kilometern aufgerissen, was fatale Folgen hatte.
Bis zum Morgen des 10. Februar wurden insgesamt 21'542 Tote geborgen und mehr als 78'100 Verletzte registriert. Ausserdem wurden Tausende von Gebäuden zerstört. Damit gehört das Beben in der Türkei zu den verheerendsten im 21. Jahrhundert.
316'000 Tote
Am 12. Januar 2010 erschüttert ein Erdbeben der Stärke 7,2 den Karibikstaat Haiti, eines der ärmsten Länder der Welt. Bei der Katastrophe sterben laut der haitianischen Regierung 316'000 Menschen. 1,5 Millionen verlieren ihr Dach über dem Kopf. Die Hauptstadt Port-au-Prince, in deren Nähe das Epizentrum liegt, wird fast komplett zerstört.
227'898 Tote
Ein Seebeben mit einer Magnitude von 9,1 und einem Epizentrum 85 Kilometer vor der indonesischen Insel Sumatra löst am 26. Dezember 2004 eine Reihe von Tsunamis aus, denen fast 230'000 Menschen zum Opfer fallen. In den Küstengebieten waren Einheimische und Touristen den Monsterwellen schutzlos ausgeliefert.
87'589 Tote
Am 12. Mai 2008 bebt in der zentralchinesischen Provinz Sichuan die Erde. Das Epizentrum des Bebens mit einer Magnitude von 7,9 liegt nur etwa 75 Kilometer nordwestlich der Millionenstadt Chengdu und in geringer Tiefe, was zu grossen Schäden führte. 5,8 Millionen Menschen wurden obdachlos, 87'589 starben.
87'351 Tote
Ein Erdbeben der Stärke 7,6 machte am 8. Oktober 2005 in der von Pakistan verwalteten Region Asad Kaschmir einen etwa 100 km langen Bruch auf, entlang dessen fast alle Gebäude zerstört wurden. Zahlreiche Dörfer wurden buchstäblich dem Erdboden gleichgemacht. 87'351 Tote waren zu beklagen, 780'000 Gebäude wurden zerstört.
21'542 Tote (Stand: 10. Februar)
Ein Beben der Stärke 7,8 erschüttert am 6. Februar 2023 das türkisch-syrische Grenzgebiet, wenige Stunden später folgt ein weiteres Beben der Stärke 7,5. Bis zum Morgen des 10. Februar wurden insgesamt über 21'700 Tote geborgen und mehr als 78'100 Verletzte registriert. Ausserdem wurden Tausende Gebäude zerstört, darunter auch zwei Spitäler in der Türkei. Starke Niederschläge und Kälte erschweren zudem die aktuell immer noch anhaltenden Rettungsarbeiten.
26'271 Tote
Am frühen Morgen des 26. Dezember 2003 verwüstete ein Beben der Stärke 6,6 die Region um die historische Stadt Bam in der südiranischen Provinz Kerman. In der 100'000-Einwohner-Stadt an der Seidenstrasse fallen die meisten Lehmziegelbauten in sich zusammen und begraben über 25'000 Menschen unter sich.
20'852 Tote
Das Seebeben vor der japanischen Region Tohoku am 11. März 2011 geht als grösste Nuklearkatastrophe seit Tschernobyl in die Geschichte ein. Mit einer Stärke von 9,1 löste das Beben zunächst mehrere Tsunami-Wellen aus, die auf einer Fläche von mehr als 500 km² die japanische Pazifikküste überfluteten. Fast 21'000 Menschen verloren ihr Leben, rund 400'000 Gebäude wurden vollständig zerstört. Nachdem das Kernkraftwerk Fukushima von einer 14 Meter hohen Welle getroffen worden war, kam es dort zu mehreren Unfällen und dem Austritt von Radioaktivität.
20'085 Tote
Am 26. Januar 2001, am Morgen des indischen Tags der Republik, erschütterte ein Beben der Stärke 7,7 den indischen Bundesstaat Gujarat. Durch die lockeren Sedimentböden konnten die seismischen Schwingungen eine besonders destruktive Wirkung entfalten: Mehr als 20'000 Menschen starben, 166'836 wurden verletzt.
9018 Tote
Im Frühling 2015 ereigneten sich in Nepal gleich mehrere grosse Erdbeben. Das erste und stärkste mit einer Magnitude von 7,8 erschütterte am 25. April das Land. Am stärksten betroffen waren das Kathmandutal und in der Nähe liegende Täler, wo viele Menschen unter den Trümmern von einstürzenden Häusern oder unter Gerölllawinen begraben wurden. 9018 verloren ihr Leben, 22'300 wurden verletzt.
5782 Tote
Am 27. Mai 2006 liess ein Erdbeben im Sultanat Yogyakarta auf der indonesischen Insel Java böse Erinnerungen an den verheerenden Tsunami von 2004 aufkommen. Da es ein Landbeben war und die Stärke mit 6,3 deutlich geringer ausfiel, kam es aber nicht zur Bildung von Monsterwellen. Trotzdem kamen bei der Katastrophe 5782 Menschen ums Leben, 350'000 Gebäude wurden zerstört oder beschädigt.
Nicht immer sind die stärksten Erdbeben auch die verheerendsten. Bei den drei Erdbeben vor Sumatra in den Jahren 2005, 2007 und 2012 entstanden trotz der hohen Bebenstärke jeweils Tsunamis mit einer maximalen Wellenhöhe von rund einem Meter, die nur geringen Schaden anrichteten.
Allgemein hängt die Opferzahl einerseits von physischen (Magnitude, Dauer, Entfernung vom Epizentrum), andererseits von menschlichen Faktoren (Siedlungsdichte, vorherrschende Bauweise, Schutzmassnahmen) ab.
Die beiden Erdbeben in der Südtürkei und in Nordsyrien waren verheerend: Tausende Tote und unzählige eingestürzte Gebäude. Doch bezüglich der Schadensumme dürfte das Beben vom Februar 2023 deutlich hinter anderen Erdbeben des 21. Jahrhunderts bleiben. Seit der Jahrtausendwende waren es vor allem Beben in reicheren Ländern (Japan, China, Neuseeland, Italien), die extrem hohe Kosten verursachten.