Während die Weltbevölkerung noch immer wächst, hat in Japan längst eine neue Phase der demografischen Entwicklung begonnen, die auch in anderen Ländern früher oder später anbrechen wird: ein rapider Bevölkerungsrückgang.
Denn die japanische Bevölkerung schrumpft weiter in Rekordgeschwindigkeit. Die Zahl der Japanerinnen und Japaner sank im Jahr 2023 im Vergleich zum Vorjahr um 861'237 auf noch 121,6 Millionen. Das entspricht einem Rückgang von 0,7 Prozent. Es ist der stärkste Rückgang seit Beginn der Erhebung vergleichbarer Daten, wie das Innenministerium in Tokio mitteilte.
🇯🇵Japan - Basic Resident Registration Population (1967-2023):#Nippon #residency #population pic.twitter.com/WrF01YZeUl
— JarvisData (@Jarvis_Data) July 25, 2024
Besonders betroffen sind die ländlichen Regionen, die teilweise grossflächig entvölkert werden. Im Gegensatz zum Vorjahr verzeichneten aber nicht mehr alle 47 Präfekturen des Landes einen Rückgang bei der Zahl japanischer Staatsangehöriger. Die Bevölkerung von Tokio stieg erstmals seit drei Jahren wieder leicht an: 3933 Japanerinnen und Japaner mehr als im Vorjahr lebten per 1. Januar 2024 in der Hauptstadt des Landes. Das entspricht einem Wachstum von 0,03 Prozent.
Gewachsen ist auch die Zahl der Ausländerinnen und Ausländer – und zwar um 329'535 Personen (oder 11,3 Prozent) auf 3,3 Millionen. Da die Geburtenzahl in Japan im vergangenen Jahr mit 729'300 aber auf ein Rekordtief sank und die Zahl der Todesfälle mit 1,579 Millionen auf ein Rekordhoch kletterte, betrug die totale Einwohnerzahl Japans per am 1. Januar 2024 noch 124,9 Millionen. Das sind 531'702 oder 0,4 Prozent weniger als im Vorjahr und über drei Millionen weniger als beim Höchststand im Jahr 2010.
🇯🇵Japan - Gender distribution by age group (Feb 2024):#Nippon #population #age #Gender pic.twitter.com/YkM0pYuIzb
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Insgesamt sank die japanische Bevölkerungszahl der drittgrössten Volkswirtschaft der Welt zum 15. Mal in Folge. Wegen der niedrigen Geburtenraten und der tiefen Zuwanderung altert Japan so schnell wie keine andere Industrienation. Das Land hat mit einem Medianalter von 49,1 Jahren nach Monaco weltweit die zweitälteste Bevölkerung. Zum Vergleich: In der Schweiz liegt es bei 42,6 Jahren.
Ganze Landstriche sterben aktuell aus, Millionen Häuser stehen leer und verfallen, Schulen werden geschlossen. Es fehlt an Arbeitskräften und Steuerzahlern. Zwar hat Regierungschef Fumio Kishida schon im Vorjahr «beispiellose» Massnahmen zur Steigerung der Geburtenrate gefordert, um den Bevölkerungsrückgang bis 2030 zu stoppen. Im Rahmen des Haushalts für 2024 hat die Regierung gemäss der Nachrichtenagentur AP rund 5,3 Billionen Yen (30 Milliarden Franken) vorgesehen, um Anreize für junge Paare zu schaffen, mehr Kinder zu bekommen.
Doch die Massnahmen wirken bislang kaum. Umfragen zeigen, dass junge Japanerinnen und Japaner zunehmend zögern, zu heiraten oder Kinder zu bekommen. Sie werden entmutigt durch die düsteren Aussichten auf dem Arbeitsmarkt, die hohen Lebenshaltungskosten, die schneller steigen als die Gehälter, und eine geschlechterspezifische Unternehmenskultur, die Frauen und berufstätige Mütter zusätzlich belastet.
Im Januar warnte Kishida, sein Land stehe kurz vor der Frage, «ob wir als Gesellschaft weiter funktionieren können». Den neusten Prognosen zufolge wird die Bevölkerung Japans bis 2070 um rund 30 Prozent auf 87 Millionen Menschen schrumpfen. Vier von zehn Menschen werden dann 65 Jahre oder älter sein. Die «demografische Zeitbombe» tickt.
Japan ist recht dicht besiedelt, etwas weniger Menschen wäre da sicher kein Schaden. (das gilt auch für die meisten anderen Länder). Das Problem ist die Übergangszeit wo wenig junge für viele Alte sorgen müssen. Dank der fortschreitenden Technik wäre auch das lösbar. Viele aus der Wirtschaft (Elon Musk) möchten aber lieber weiteres Bevölkerungswachstum, da dies billige Arbeitskräfte und Konsumenten generiert.
Ihr beklagt sonst immer Klimaprobleme und Gier, aber jedes Mal, wenn es zu kleinsten Problemen kommt, verteidigt ihr euer wachstumsbasiertes, kapitalistisches Hamsterrad bis aufs Äusserste.