International
Wladimir Putin

Putin will konservative Deutsche nach Russland locken

Alina Lipp: Die Deutsche, die sich selbst als Journalistin bezeichnet, saß bei der Vorstellung von "Welcome to Russia" mit auf der Bühne.
Alina Lipp: Die Deutsche, die sich selbst als Journalistin bezeichnet, sass bei der Vorstellung von «Welcome to Russia» mit auf der Bühne.Bild: IMAGO/Maxim Grigoryev

«Welcome to Russia»: Putin will konservative Deutsche nach Russland locken

Wer Russlands «geistige und moralische Werte» teilt, soll in Putins Diktatur willkommen sein. Bei seiner neuesten Initiative hilft ihm auch eine Deutsche.
07.12.2024, 19:10
Julian Seiferth / t-online
Mehr «International»
Ein Artikel von
t-online

Mit dem Programm «Welcome to Russia» hat der Kreml sein neuestes Propaganda-Instrument gegen den Westen enthüllt. Es richtet sich, so schreibt es die russische Botschaft in Deutschland, an Menschen im Westen, welche «die geistigen und moralischen Werte Russlands teilen und in Russland eine Zuflucht finden möchten». Putin selbst hat vor Kurzem ein Dekret über die «Unterstützung für Personen, die nach Russland ziehen wollen» unterzeichnet. Die Webseite wird auf Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch und Russisch angeboten.

Einwanderern und Rückkehrern verspricht Russland eine «einzigartige Gelegenheit für Menschen, die unsere russischen Werte teilen und sich ein Leben ohne Russland nicht vorstellen können». Fachkräften stünden Jobs zur Verfügung, Unternehmern die Chance auf einfache Gründungsverfahren. Ausserdem wolle man denen, die diese Werte im Westen vermissen, «starke familiäre Bindungen, Respekt vor Tradition, kulturellen Stolz und eine Verpflichtung zur Gemeinschaft» bieten.

Die Organisation, die «Welcome to Russia» entwickelt hat, wird von einem bekannten Gesicht angeführt: Maria Butina ist unter anderem in den USA vielen ein Begriff. Während der Präsidentschaftswahl 2016 verschaffte sich Butina Zugang zu republikanischen Kreisen rund um den späteren US-Präsidenten Donald Trump. Dazu ging sie eine Beziehung mit einem fast doppelt so alten politischen Berater der Partei ein.

Willkommen sind Menschen LGBT-Gegner

Butina gestand später, im Auftrag Russlands in den USA gearbeitet zu haben und wurde 2019 verurteilt. Kurz darauf wurde sie nach Russland überstellt, wo sie seit 2021 für Putins Partei «Vereinigtes Russland» im Parlament sitzt.

Bei der Vorstellung der Initiative sass auch die deutsche Kreml-Propagandistin Alina Lipp neben Butina. Lipp leugnet unter anderem das durch Russland im ukrainischen Butscha verübte Massaker mit mehr als 400 Toten und gibt der Ukraine die Schuld an der Bombardierung eines Krankenhauses in Mariupol, die der russische Aussenminister Sergei Lawrow selbst eingeräumt hatte.

Was Butina meint, wenn sie von «russischen» Werten spricht, macht sie in einem Telefon-Interview klar, aus dem die «Moscow Times» zitiert. «Konservative sind in Russland willkommen – das ist der Punkt.» Dazu gehörten für sie unter anderem Menschen, «die die LGBT-Bewegung nicht unterstützen». In Russland wird «die LGBT-Bewegung» als extremistische Organisation geführt – und damit öffentliche Nicht-Heterosexualität praktisch gänzlich unter Strafe gestellt.

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
2 Jahre Ukraine-Krieg in 34 Bildern
1 / 37
2 Jahre Ukraine-Krieg in 34 Bildern
Von ihrem Nachbarn überfallen, kämpft die Ukraine ums Überleben. In dieser Bildstrecke schauen wir auf die Ereignisse seit der Invasion Russlands zurück ...
quelle: keystone / bo amstrup
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Ukraine täuscht Russland mit immer realistischeren Attrappen
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
136 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
emankciN
07.12.2024 19:21registriert August 2021
Super, ich hoffe Köppel und seine Kollegen entscheiden sich, dieses sensationelle Angebot persönlich zu nutzen! Mit Abgabe des Schweizer Bürgerrechts natürlich. Einwegticket.
44711
Melden
Zum Kommentar
avatar
bjoke
07.12.2024 19:33registriert September 2020
Die neu Eingewanderten dürfen dann zuerst den Wert der "Verpflichtung zur Gemeinschaft" kennenlernen und gleich in die Ukraine weiterziehen zum gemeinsamen Sterben.
3145
Melden
Zum Kommentar
avatar
redeye70
07.12.2024 19:37registriert Mai 2016
Ob das gut kommt für diese Auswanderer? Die sind sich ja gewohnt herbe Kritik gegen Regierungen auszusprechen. In Russland hat das ernsthafte Konsequenzen. Dazu droht dann wohl auch noch eine Rekrutierung in die Armee.
2505
Melden
Zum Kommentar
136
    PWC hilft SRF beim Stellenstreichen, KKS streitet mit UBS – die Sonntagsnews
    Die Schweiz soll unter den Schutzschirm der USA, sagt der Chef der Schweizerisch-Amerikanischen-Handelskammer, das SRF engagierte eine Beratungsfirma für sein Sparprogramm, und UBS und Politik streiten um Eigenkapitalvorgaben: Das und mehr findet sich in den Sonntagszeitungen.

    Rahul Sahgal von der Swiss-American Chamber of Commerce sieht Chancen für einen Steuerdialog mit den USA. «Der Königsweg wäre, dass die Schweiz wieder aus der OECD-Mindeststeuer aussteigt, falls das machbar ist, ohne den Zorn der EU zu erregen», sagt Sahgal der «NZZ am Sonntag». Die USA haben sich in einem Dekret von Donald Trump am 20. Januar klar gegen die globale Mindeststeuer positioniert. Staaten, die extraterritoriale Steuern erheben, sollen mit Konsequenzen rechnen. Die Schweiz hat die Mindestbesteuerung nach einer Volksabstimmung im Sommer 2023 zu Beginn 2024 eingeführt. Sahgal möchte in den nächsten Wochen eine Schweizer Delegation nach Washington bringen, um mit der US-Regierung und dem Kongress zu verhandeln. Dabei erhoffe er sich, dass die Schweiz unter den sogenannten UTPR-Schutzschirm der USA gestellt werde. Diese Regelung sieht vor, dass ein Land Unternehmen nachbesteuern kann, wenn deren Heimatstaat die Mindeststeuer von 15 Prozent nicht erhebt.

    Zur Story