Mit dem Programm «Welcome to Russia» hat der Kreml sein neuestes Propaganda-Instrument gegen den Westen enthüllt. Es richtet sich, so schreibt es die russische Botschaft in Deutschland, an Menschen im Westen, welche «die geistigen und moralischen Werte Russlands teilen und in Russland eine Zuflucht finden möchten». Putin selbst hat vor Kurzem ein Dekret über die «Unterstützung für Personen, die nach Russland ziehen wollen» unterzeichnet. Die Webseite wird auf Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch und Russisch angeboten.
Einwanderern und Rückkehrern verspricht Russland eine «einzigartige Gelegenheit für Menschen, die unsere russischen Werte teilen und sich ein Leben ohne Russland nicht vorstellen können». Fachkräften stünden Jobs zur Verfügung, Unternehmern die Chance auf einfache Gründungsverfahren. Ausserdem wolle man denen, die diese Werte im Westen vermissen, «starke familiäre Bindungen, Respekt vor Tradition, kulturellen Stolz und eine Verpflichtung zur Gemeinschaft» bieten.
Die Organisation, die «Welcome to Russia» entwickelt hat, wird von einem bekannten Gesicht angeführt: Maria Butina ist unter anderem in den USA vielen ein Begriff. Während der Präsidentschaftswahl 2016 verschaffte sich Butina Zugang zu republikanischen Kreisen rund um den späteren US-Präsidenten Donald Trump. Dazu ging sie eine Beziehung mit einem fast doppelt so alten politischen Berater der Partei ein.
Butina gestand später, im Auftrag Russlands in den USA gearbeitet zu haben und wurde 2019 verurteilt. Kurz darauf wurde sie nach Russland überstellt, wo sie seit 2021 für Putins Partei «Vereinigtes Russland» im Parlament sitzt.
Bei der Vorstellung der Initiative sass auch die deutsche Kreml-Propagandistin Alina Lipp neben Butina. Lipp leugnet unter anderem das durch Russland im ukrainischen Butscha verübte Massaker mit mehr als 400 Toten und gibt der Ukraine die Schuld an der Bombardierung eines Krankenhauses in Mariupol, die der russische Aussenminister Sergei Lawrow selbst eingeräumt hatte.
Was Butina meint, wenn sie von «russischen» Werten spricht, macht sie in einem Telefon-Interview klar, aus dem die «Moscow Times» zitiert. «Konservative sind in Russland willkommen – das ist der Punkt.» Dazu gehörten für sie unter anderem Menschen, «die die LGBT-Bewegung nicht unterstützen». In Russland wird «die LGBT-Bewegung» als extremistische Organisation geführt – und damit öffentliche Nicht-Heterosexualität praktisch gänzlich unter Strafe gestellt.