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32 Jahre ist es her, dass überdimensionierte Spassgeister New York zu übernehmen drohten und von vier tollkühnen Geisterjägern (und einem typischen 80er-Jahre Titelsong) zur Strecke gebracht wurden. Demnächst steht uns das Remake bevor. Jetzt mit vier Hauptdarstellerinnen: Melissa McCarthy, Kristen Wiig, Leslie Jones und Kate McKinnon. Komödienkönig Paul Feig («Bridesmaids», «Spy») führt Regie.
Bloss: Der Film scheint gerade das ganze Internet gegen sich zu haben. Dass ausgerechnet vier Frauen die ursprünglichen Geisterjäger Bill Murray, Dan Aykroyd und Co. beerben, gilt allgemein als politisch korrekte Entgleisung. Auf YouTube erhielt der Trailer bis jetzt über 900'000 Dislikes, so viele, wie kein Film vorher. Wir haben uns deshalb kurz mit den Beteiligten zusammen gesetzt.
1984 gingen Bill Murray und drei weitere lustige Männer auf Geisterjagd, «Ghostbusters» wurde zum Kultfilm. Jetzt sind Sie an der Reihe: vier lustige Frauen als Geisterjägerinnen. Bedeutet das einen Umschwung in Hollywood?
Paul Feig: Ich habe das Filmprojekt zunächst mehrmals abgelehnt, weil ich mir nicht vorstellen konnte, wie man einen solchen Klassiker neu aufgleisen könnte. Dann kam mir bei einem Spaziergang die zündende Idee: Ich kenne vier Frauen, mit denen ich den lustigsten Film drehen könnte. Von da an schien mir alles klar.
Melissa McCarthy: Dass wir vier weibliche Geisterjäger sind, muss man nicht als Statement verstehen. Im Drehbuch stand nirgends: Weil wir Frauen sind, erledigen wir das jetzt folgendermassen ... Entscheidender ist die Chemie zwischen den vier Darstellern, egal ob Mann oder Frau.
Als die vier Hauptdarstellerinnen angekündigt wurden, hagelte es Kritik. Kein anderer Film wurde vor seiner Veröffentlichung derart verrissen.
Leslie Jones: Die Reaktionen waren krass. Bin ich weniger gut, weil ich keinen Penis habe?
Paul Feig: Ich bin ziemlich naiv davon ausgegangen, dass sich alle darüber freuen würden, wenn jetzt vier Frauen statt vier Männer auf Geisterjagd gehen – weil sich unser Film so vom Original abhebt. Doch dann kam dieser Sturmangriff im Internet. Die vielen frauenfeindlichen Kommentaren waren schrecklich, weit unter der Gürtellinie.
Fühlt man sich da auch persönlich angegriffen?
Kristen Wiig: Wie kann man sich nicht persönlich angegriffen fühlen? Die Kommentare sind das Letzte. Du darfst sie dir aber nicht zu Herzen nehmen.
Leslie Jones: Einer hat mir ein Foto eines Nazis geschickt, der einer schwarzen Frau in den Kopf schiesst. Das ist ganz extrem. Als hätte ich sieben Babys getötet, damit ich ein Ghostbuster sein kann. Dieser Hass macht keinen Sinn. Das ist doch nur ein Film. Yo, so etwas wie Ghostbusters gibt's im echten Leben gar nicht!
Wo hat diese massive Kritik denn ihren Ursprung?
Paul Feig: All meine Filme drehen sich um starke Frauen. Ich dachte also eigentlich, dass wir inzwischen einen Schritt weiter wären. Was mir bei «Ghostbusters» am Anfang aber nicht klar war: Der ursprüngliche «Ghostbusters»-Film ist so etwas wie ein exklusiver Club. Frauen sind dort unerwünscht. Ich liebe das Original, aber es ist definitiv kein feministischer Film. Jene, die uns heute kritisieren, waren damals Kinder mit «Ghostbusters»-Spielsachen. Ein reiner Boys Club.
Können Sie einen Teil der Kritik nachvollziehen?
Paul Feig: Ja. Bei jenen, die sich darüber ärgern, dass wir ein Remake machen. Ihre Kritik kann ich verstehen. Sie fürchten, dass wir ihren Lieblingsfilm ruinieren. Das ist eine legitime Reaktion. Meine Aufgabe ist es, ihnen das Gegenteil zu beweisen.
Kommen heute nicht einfach zu viele Remakes und Reboots ins Kino?
Melissa McCarthy: Ein Remake ist nicht automatisch schlecht. Du sagst ja auch nicht: Jeder Thriller ist schlecht. Am Ende zählt nur, ob dein Film funktioniert, ob er mitreisst und du die Figuren liebst. Ich drücke jedem Film die Daumen.
Gibt es also keinen Filmklassiker, bei dem Sie sich über ein Remake ärgern würden?
Melissa McCarthy: Also, das habe ich nicht gesagt! Manche Filme sind schon perfekt, die braucht keiner mehr anzufassen.
In einer Filmszene loggen sich die vier Geisterjägerinnen auf YouTube ein, um auf Benutzerkommentare zu antworten. Ein Seitenhieb auf reale Vorgänge?
Kristen Wiig: Tja, es ist gut mögich, dass wir diese Szene an jenem Drehtag ganz spontan hinzugefügt haben … sie erschien uns sozusagen als passend.
Ist das nicht gefährlich, wenn Sachen von aussen mitten in den Dreh eindringen?
Melissa McCarthy: Meinen Arbeitsprozess stört das nicht. Ich lasse das nicht an mich herankommen. Ich wünsche diesen hasserfüllten Leuten einfach ein fröhlicheres Leben und ziehe dann mein Ding durch. Denn aus unserer Perspektive machte der Dreh unheimlich viel Spass. Da war nur positive Energie.
Sie spielen im Film smarte, heroische Frauen, die nicht zu Sexobjekten degradiert werden. Ist das eine Art von Vorbild, die im Hollywood-Mainstream sonst zu kurz kommt?
Kate McKinnon: Gute Frage. Ich glaube schon. Mein grosses Vorbild als Teenager war Special Agent Dana Scully aus «Akte X». Ich habe zwar immer darauf gehofft, dass sie und Mulder sich endlich küssen ... Doch sie war wie wir: Eine smarte Wissenschaftlerin, die nicht sexualisiert wurde.
Kristen Wiig: Genau. Wir tragen unattraktive Overalls ... Hoffentlich sind wir eines Tages soweit, dass solche Dinge gar nicht mehr der Rede wert sind.
Kate McKinnon: Mir hat ein Mädchen ein Foto von sich geschickt, verkleidet wie ein Ghostbuster. Als ich das sah, musste ich weinen. Wenn wir etwas darstellen können, zu dem Mädchen wie sie aufschauen, ist das aufregend.
Bill Murray stellte sich Jahre lang quer, was eine Rückkehr ins «Ghostbusters»-Universum angeht. Jetzt taucht er bei Ihnen in einem Kurzauftritt auf – und verleiht Ihrem Film sozusagen seine Anerkennung. Wie fühlte sich das an?
Melissa McCarthy: Grossartig, in jeder Form. Selbst wenn er dir bloss einen Kaffee bringt – grossartig! Ich wünschte, Bill würde mich jeden Tag anrufen, um mir auszurichten, wie toll ich sei!
Der neue «Ghostbusters»-Film läuft ab 4. August in den Schweizer Kinos.
Dieser Text erschien in einer kürzeren Fassung in der «Schweiz am Sonntag».